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Kampf siegreich zu Ende geführt ist". Ein FZAS-Bruder aus Mannheim, Max Hoelt-
zel, kommentierte bereits im Mai 1914 einen Antrag der drei altpreußischen Obe-
dienzen für den 39. Großlogentag zu Pfingsten desselben Jahres, wonach dort beschlossen
werden sollte, die deutsche Freimaurerei von der Friedensbewegung fernzuhalten
, weil sonst damit Politik in die einzelnen Bauhütten getragen würde, mit
dem Satz: „Als ob ein solcher Antrag nicht selbst Politik wäre [ ... ]. Solche Rückständigkeit
ist für moderne Menschen betrübend, ist doch die Friedensbewegung die
eigentliche Aufgabe des Freimaurers Und der FZAS-Bruder Julius Wegner aus
Stuttgart stellte im Oktober 1914 fest: „,Freimaurerei' und ,Weltkrieg'! Man kann
sich wohl keine zwei Begriffe vorstellen, die zu einander in schärferem Gegensatz
stünden!"14 Das waren Beurteilungen, die mit den Jahren an Bestimmtheit zunahmen
und sich bei Kriegsende und darüber hinaus in zahlreichen weiteren Wortmeldungen
in analoger Weise häuften, bis dann im Sommer 1920 die Hannoveraner
FZAS-Loge „Sachsenroß" für den Großlogentag des Reformbundes im benachbarten
Braunschweig einen Antrag zur „Völkerbundsidee" einbrachte und dort während
der Hauptverhandlung am Sonntag, den 1. August 1920, der Emmendinger FZAS-
Bruder Richard Bloch für seine Freiburger Gruppe das Wort ergriff und über eine
wegweisende internationale Begegnung berichtete.
Im Protokoll heißt es dazu: „... unter allgemeiner Spannung der Teilnehmer (schildert
Br Bloch-Emmendingen) seine Erlebnisse auf dem Pazifistenkongress in Basel.
Er habe dort den Franzosen und Belgiern zu ihrem großen Erstaunen erklären können
, dass die Reformgroßloge des F.Z.A.S. der Völkerversöhnung dienen wolle. Auf
ihr Verlangen habe er ihnen näheres Material über unsern Bund übergeben und sei
dadurch in Verbindung getreten mit der Grande Loge de France, sowie dem Belgier
Großmeister La Fontein. Der Bundesvorstand habe ihm, Bloch, die Ermächtigung
erteilt, die Verhandlungen mit den auswärtigen Brn zu führen. Der Großmeister La
Fontain (Henri-Marie La Fontaine; Verfasser) der belgischen Logen interessiere sich
sehr für eine spätere Fühlungnahme mit dem F.Z.A.S. Br Bondy-Hannover bestätigt
die Ausführungen von Br Bloch. Auch er habe an jenem Pazifistenkongress teilgenommen
und könne erklären, dass die fremden Brr die Ausführungen des Br Bloch
mit Begeisterung entgegengenommen hätten. Auch die Brr Wiesener und Kühn treten
für eine nähere Fühlungnahme mit den fremden Logen ein. Br Leonhart nennt
Br Bloch's Bestrebungen eine Großtat, die Deutschland äußerst dienlich sein könne,
und Br Wiederanders prägt den Satz: Die Parole muss sein ,vom schlechten Völkerbund
zum wahren Völkerbund!' Der Antrag der Loge ,Sachsenross' im Or. Hannover
[= Orient, Bezeichnung für einen freimaurerischen Logenort] wird einstimmig
angenommen."15 - Zuvor hatte deren Vorsitzender Karl Weigt, bis 1919 noch Großmeister
des FZAS, zu dem Antrag erklärt, er betrachte ihn als eine prinzipielle Stellungnahme
für den Völkerbund, um dem Ausland, wo der deutschen Freimaurerei
Chauvinismus vorgeworfen würde, die Existenz auch einer pazifistisch arbeitenden
Obedienz zu signalisieren. Tatsächlich hatte sich die Stichhaltigkeit dieses Arguments
durch die Teilnahmen Blochs und Bondys und womöglich weiterer Brüder am
(nichtfreimaurerischen!) Basler Pazifistentreffen im Mai16 schon erwiesen. Und sie
sollte sich anlässlich der Jahreshauptversammlung des Deutschen Monistenbundes
vom 3. bis 5. September 1920 in Weimar, wo es zu einer ähnlichen Völkerbunds-
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