Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
121.2002
Seite: 143
(PDF, 49 MB)
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derselben Bauhütte, sprach nicht-öffentlich ausschließlich am Samstag zum gleichen
Anlass. Bei dieser rituellen Zusammenkunft des Vortags hatte er in einer „Zeichnung
" darauf hingewiesen, „dass es nicht darauf ankomme, den Frieden zu wollen,
sondern dass man ihn schaffen müsse. Dazu müsse man die vorhandenen Gegensätze
ins Auge fassen, sie begreifen und zu verstehen suchen. Frankreich habe gewiss ein
moralisches Recht auf seine Forderung, durch internationale Garantien den europäischen
Frieden zu sichern, aber es müsse auch Verständnis für ein Volk aufbringen,
das, noch in der Entwicklung begriffen, sich aufbäumt gegen die Fesseln, die ihm
von außen auferlegt worden sind. Es müsse verstehen, dass ein Volk, dessen Sturz
aus schwindelnder Höhe in unermessliche Tiefe so unerwartet kam, einiger Jahrzehnte
bedarf, um wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen und mit neuer
Kraft an den Wiederaufbau seiner Kultur zu schreiten. Und wenn auf der einen Seite
die Fehler der deutschen Staatsmänner aus der Vorkriegszeit und der Kriegszeit
selbst sehr groß waren, so seien auf der anderen Seite die Fehler der französischen
Staatsmänner nicht minder groß, die 1919 der Welt nicht den Frieden gaben, nach
dem diese sich im Gedenken an die 12 Millionen Tote damals sehnte. Schnelle Hilfe
täte Not, die Zahl der Friedenskämpfer in Deutschland würde von Tag zu Tag kleiner
, ihr Leben immer schwerer und gefährlicher".

Zurück zum Kundgebungsverlauf am Sonntag: Während des mittäglichen (nichtöffentlichen
) Banketts im „Zähringer Hof ergriff Charles Bernardin ein weiteres
Mal das Wort und fand „herzliche Worte für den FZ AS [...], dessen Standhaftigkeit
trotz aller Angriffe und Intrigen er volle Bewunderung zollte". Sodann kam Br Wagner
auf die Grüße der 200 französischen Abgeordneten durch Br Rucart zurück und
bedauerte, „seinerseits auf eine ähnliche Vollmacht (leider nicht) verweisen zu können
, er spräche nur als einzelner Parlamentarier, versicherte aber, dass auch heute
noch die Friedensidee im deutschen Reichstag begeisterte Vorkämpfer besitze. Er als
deutscher Abgeordneter reiche den französischen Abgeordneten die Hand der Versöhnung
und des gemeinsamen Friedenskampfes". Worauf jener erwiderte, „für die
Sache des Friedens wäre viel gewonnen, wenn erst mal die Volksvertretungen in
Genf sich treffen und miteinander verhandeln könnten".

Mit zwei weiteren Ereignissen am Pfingstmontag, dem 16. Mai 1932, klang die
11. Internationale Freimaurerische Friedenskundgebung in Freiburg aus: Morgens
„bei strahlendem Sonnenschein" als mittlerweile obligatorischer Teil mit einer
Kranzniederlegung in den deutschen und französischen Farben am Denkmal der
Kriegsgefallenen auf dem Ehrenfriedhof. Und kurz darauf mit dem folgenden Ausflug
zum Schauinsland, nach Todtnau und zum Feldberg „in drei Autobussen und
mehreren Privatwagen".

Die städtische und regionale Öffentlichkeit wurde über den Gesamtverlauf des
Pfingsttreffens schon am nächsten Tag informiert. Durch die „Volkswacht" Nr. 113
auf der Seite 2 und durch das erste Abendblatt der „Freiburger Zeitung" Nr. 132 auf
den Seiten 6 bis 7. In zwei separaten Beiträgen berichtete außerdem am Mittwoch
und Donnerstag, d. 18. und 19.05.1932 „Der Alemanne. Kampfblatt der Nationalsozialisten
Oberbadens", Folgen 121 und 122, auf den Seiten 2 bzw. 9. Während die
beiden Dienstag-Meldungen den Verlauf der internationalen Begegnung sachlich
wiedergaben, formulierten die betreffenden NS-Autoren in rechtsradikaler Polemik.

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