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Karl S. Bader4 erblickte am 27. August 1905 in Waldau im Schwarzwald das Licht
der Welt.5 Nach seiner Promotion 1928 zum Dr. iur. in Freiburg arbeitete er dort im
Staatsdienst, aus dem er nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten u.a. wegen
seiner ersten Gattin Grete Bader-Weiß6 ausscheiden musste. Sein Auskommen
sicherte er sich neben seiner Tätigkeit als Rechtsanwalt im mit Hans Eisele7 gegründeten
Advokaturbüro als Archivar des Fürstlich Fürstenbergischen Archivs in
Donaueschingen und als freier Mitarbeiter bei der Tagespost. Unmittelbar nach dem
Krieg, den er kriegsdienstleistend überwiegend in Ulm und Bayern verbrachte,
wurde Bader von der französischen Besatzungsmacht zum Generalstaatsanwalt von
Baden ernannt;8 parallel zu dieser Tätigkeit war er außerordentlicher Professor in
Freiburg. Von 1951 bis 1953 war er Ordinarius für Rechtsgeschichte in Mainz,
anschließend bis zu seiner Emeritierung 1975 in Zürich, wo er am 13. November
1998 auch verstarb.
Das dritte Redaktionsmitglied war Joseph Ludolf Wohleb, der einzige Freiburger
aus diesem Triumvirat.9 Am 8. August 1892 in Freiburg geboren und dort zum
Dr. phil. promoviert, trat er 1912 in den Schuldienst ein, wurde Ende 1945 Schulrat
und im Dezember 1947 Kreisoberschulrat beim Kreisschulamt Freiburg. Am
24. Januar 1960 schließlich verstarb er in seiner geliebten Heimatstadt. Die beste
Charakterisierung zu Joseph Ludolf Wohleb findet sich in der Festschrift zum
80. Geburtstag seines älteren Bruders Leo und stammt aus der Feder seines alten
Freundes Karl S. Bader. Der Beitrag selbst war eigentlich dem ehemaligen badischen
Ministerpräsidenten Leo Wohleb gewidmet, behandelte aber in einem kurzen
Abschnitt auch das Verhältnis der beiden Brüder zueinander sowie ihre unterschiedlichen
Charaktere: „Leo Wohleb war nie im eigentlichen Sinne Historiker
von Beruf - Historiker in dem Sinne, daß Geschichtsforschung oder Geschichtslehre
im Mittelpunkt oder auch nur wirklich im Vordergrund seines wissenschaftlichen
Denkens gestanden hätte. Aufgewachsen in einer geschichtsträchtigen Landschaft
und in einer geschichtsfreudigen Umgebung ist er früh über Sammeln und
Ordnen historischer Fakten hinausgeschritten. Er und ich haben uns in einer
langjährigen und doch relativ spät, erst gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, begonnenen
Bekanntschaft über nichts so oft unterhalten wie über sein, Leos, Verhältnis
zum jüngeren Bruder, Josef Ludolf Wohleb, der ihm inzwischen in den Tod
nachgefolgt ist. Josef Ludolf war uns beiden ein Phänomen: ein Mann, der neben
dem Erzieherberuf tagaus tagein bis in die späten Nachtstunden über den geschichtlichen
Quellen, Urkunden und Akten saß und von einem wahren Feuereifer
besessen war, das, was er hier fand, tunlichst getreu wiederzugeben - ein historischer
Positivist, wenn wir so wollen, der in so später Zeit manches mit einem mittelalterlichen
Chronisten gemeinsam hatte. Leo Wohleb hat diese Wesensart der
Bruders nicht nur geachtet, er hat sie in seiner und ihrer Art bewundert. Aber der
Typ des archivarius und Chronisten war nicht der seine. Leo lebte kaum weniger
als Josef Ludolf in der Welt der Geschichte; ihm ging es aber darum, Geschichte
zu verarbeiten, sie am Bild des Menschen, wie er es sich geformt hatte, zu messen;
ihm ging es um das Problem der humanitas."10
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