Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
121.2002
Seite: 210
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strumenten bei und förderte auch die Orgelbewegung. Als Anhänger musikalischer
Erneuerungsbestrebungen begrüßte er in den Zwanzigerjahren die bereits präfaschistisch
gefärbte Jugendmusikbewegung. Da ihm die Ausbildung junger Musiker am
Herzen lag, setzte er sich zusammen mit dem Musikpädagogen Dr. Erich Doflein
und dem Leiter der Musiktheorie, Dr. Hermann Erpf, bei der Stadt für die Gründung
einer Musikschule ein.

Hermann Erpf, 1891 in Pforzheim geboren, studierte bei Philipp Wolfrum in
Heidelberg und Hugo Riemann in Leipzig Musikwissenschaft sowie naturwissenschaftliche
und philosophische Fächer. 1913 promovierte er bei Riemann.
Nach seinem Kriegsdienst von 1914-1918 unterrichtete er Klavier und Musiktheorie
am Konservatorium Röhmeyer in Pforzheim bis er 1922 als Lektor für
Musiktheorie an die Albert-Ludwig-Universität in Freiburg kam. Sein Hauptinteresse
galt der zeitgenössischen Musik; er komponierte auch selbst, unter anderem
die „Satzfolge Nr. 1 für Streichquartett" (1921), die auf einer freien Form
beruhte, nicht mehr auf der Sonatenform. Als Vertreter atonaler Musik bevorzugte
er die Komponisten Schönberg, Hindemith und Reger. Zum Thema „To-
nalität, Polytonalität und Atonalität" verfasste er mehrere Aufsätze. 1925 ging
Erpf an die Akademie für Bewegung, Sprache und Musik in Münster in Westfalen
. Als Direktor der städtischen Folkwangschulen in Essen bekundete er
Ende der 1920er Jahre nochmals sein Interesse am Aufbau einer städtischen
Musikschule in Freiburg, kehrte jedoch nicht mehr zurück.

„In einer Stadt mit hochentwickeltem Musikleben, wie es Freiburg besitzt, besteht
ein öffentliches Interesse an einer sorgfältigen musikalischen Erziehung der musikbegabten
Jugend wie der künftigen Berufsmusiker," begründete im Juni 1924 Hermann
Erpf den Wunsch nach der Gründung eines Konservatoriums. Die Zeitumstände
waren für ein solches Vorhaben jedoch nicht günstig, denn Deutschland litt
noch unter den Folgen des Ersten Weltkriegs. Ein Jahr nach der Inflation war aus der
einst vermögenden ,Pensionopolis' Freiburg eine Stadt verarmter Bürger geworden.
Kunst sei nicht Luxus, sondern Lebensnotwendigkeit, argumentierte Erpf und legte
Bürgermeister Hofner einen Plan vor, der bereits Elemente der vom preußischen
Ministerium ausgehenden Reformbewegung für den Musikunterricht enthielt. Zu
diesem Zeitpunkt dachte man nur an eine städtische Musikschule, in der „orts-
ansäßige Privatmusiklehrer" zunächst etwa 300 Schüler unterrichten sollten. Eine
kleine Zahl, verglichen mit dem Landeskonservatorium in Karlsruhe, das rund 1.200
Studierende ausbildete. Die größte Hochschule für Musik mit über 3.000 Schülern
bestand damals in Mannheim-Ludwigshafen.

So hoch wollte man in Freiburg nicht hinaus; nach Erpfs Plänen wollte man sich
mit vier Klassen begnügen. Die Schüler der Unterklasse sollten 120 Mark Schulgeld
pro Jahr bezahlen, die der Ausbildungsklasse 500 Mark. Ebenso hierarchisch gestuft
stellte man sich die Bezahlung für die Musiklehrer vor, die von 1.800 bis 6.600 (Violine
) und 8.400 Mark (Klavier) für die oberste Ausbildungsklasse reichte. Als Schulgebäude
wäre das Anwesen am Karlsplatz 30 in Frage gekommen oder auch das
Colombischlösschen. Erpf setzte sich energisch für eine solche Schule ein und argu-

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