http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2002/0222
Abb. 5 Einweihung der neuen Orgel der Universitätsaula im Februar 1937. Vier Monate später wurde
der Initiator der Orgel, Willibald Gurlitt, seines Amtes enthoben (StadtAF, M 731/22054)
Schlageterstraße ihren Platz fand. Diese Eröffnung wurde in der Öffentlichkeit wenig
beachtet. Die Ansprache Alfred Rosenbergs, des Reichsleiters der NSDAP, beanspruchte
die ganze Aufmerksamkeit. Nur der „Alemanne" erwähnte den „restlosen
Einsatz für die Ewigkeitswerte der Musik" durch die neue Musikschule.
Der Zulauf an Schülern war beachtlich, 1938 lagen 500 Anmeldungen zum Gruppenunterricht
vor. Eine Hochschule hatte die Stadt damit aber noch nicht. Die Überlegungen
gingen weiter, angeregt durch eine Denkschrift von Theo Kellner, dem Leiter
der Kreismusikerschaft Freiburg, die allerdings bei der Reichsmusikkammer auf
wenig Gegenliebe stieß. Kerber erwiderte heftig, man müsse sich doch endlich darüber
klar werden, dass eine städtische Musikschule ihre Schüler doch nur von der
Hitlerjugend erhalten würde und dass ohne Zusammenarbeit mit dieser der Aufbau
eines Konservatoriums unmöglich sei. Von Universitätsprofessor Dr. Müller-Blattau,
der auf Gurlitts Stelle im Musikwissenschaftlichen Seminar saß, erhoffte die Stadt
sich nun Hilfe und Unterstützung. Kellners Entwurf wurde vom Leiter der Musikschule
für Jugend und Volk, Walter Müllenberg, überarbeitet und sollte im Frühjahr
1938 realisiert werden. Als ehrenamtlicher Leiter oder Kurator- aber mit Aufwandsentschädigung
! - war Müller-Blattau vorgesehen, als geschäftsführender Leiter Müllenberg
. Beabsichtigt war eine zunächst städtische Schule, vorläufig noch in der
„Schlageterstraße", die jedoch baldmöglichst die staatliche Anerkennung erhalten
sollte. Auf dem Papier stand sie schon, die Fachhochschule, realisiert wurde jedoch
zunächst eine Notlösung, als der Musikschule für Jugend und Volk am 1. Oktober
1938 „Fachklassen mit Musikseminar" angegliedert wurden. Zumindest das hatte
Kerber erreicht.
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