Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
121.2002
Seite: 235
(PDF, 49 MB)
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das Land einen Zuschuss von 50.000 RM leisten würde. Das Land profitiere schließlich
von der Ausbildung künftiger Schulmusik- und Privatmusiklehrer. Es gab dann
doch nur 20.000 RM Zuschuss vom Land, aber immerhin doppelt so viel, wie ursprünglich
vorgesehen war. Gurlitt und Scheck wären auch einer gemischten Anstalt
mit Stadt und Staat als Trägern nicht abgeneigt gewesen. Vorausschauend und außerordentlich
geschickt hatte man im selben Jahr schon beschlossen, Vertreter des
Finanz- und Kultusministeriums, der Stadt sowie der Universität in das Kuratorium
der Hochschule aufzunehmen. Ein Jahr später erklärte Staatspräsident Wohleb, sich
an den Unkosten für die Hochschule beteiligen zu wollen und kündigte an, dass der
persönliche Aufwand - die Gehälter - vom Staat getragen würde. Freiburgs Haushalt
war mit so hohen Ausgaben einfach überfordert; ursprünglich rechnete die Stadt
nur mit 80.000 RM Zuschuss. Gustav Scheck, der seit längerem die Übernahme der
Hochschule durch das Land betrieb, setzte sich schließlich durch. Schon um die hervorragenden
Musikprofessoren halten zu können, die man mit lukrativeren Angeboten
weglocken wollte, mussten die Gehälter angehoben werden. Der Personalaufwand
bei sechzehn Professuren machte immerhin jährlich rund 243.000 RM aus,
eine Summe, die Wohleb nun übernahm. Vermutlich hat hierbei sein Wunsch, ein
potentes „Alt-Baden" entstehen zu lassen, eine Rolle gespielt.

Was die Hochschule für Musik inzwischen geleistet hatte, konnte sich auch sehen
lassen: Im Sommersemester 1947 machten 177 Vollstudierende und 13 Einzelstun-
dennehmende ihre Ausbildung in Freiburg. Dazu kamen noch 10 Gasthörer. Von den
200 Personen kamen 116 aus Baden, 76 aus anderen Ländern, 8 aus dem Ausland.
Diese florierende Musikhochschule wurde rückwirkend vom 1. April 1948 an vom
Land Baden übernommen.

Die Übernahme der Städtischen Hochschule durch den badischen Staat

In einem festlichen Akt im Kaufhaussaal wurde die städtische Hochschule am 21.
Januar 1949 dem badischen Staat übergeben, musikalisch umrahmt mit klassischen
Werken von Jacob Obrecht (1430), Johann Sebastian Bach (1685) und Ludwig van
Beethoven (1770). Alles, was Rang und Namen hatte, war vertreten: mehrere französische
Besatzungsoffiziere, die Universität, das Erzbischöfliche Ordinariat und
das badische Ministerium einschließlich des Staatspräsidenten Wohleb. Nur wenige
fehlten, darunter Prof. Gurlitt, der sich als Gastprofessor in Bern befand.38 Die Badische
Zeitung äußerte sich voller Achtung vor dem Initiator und Direktor Gustav
Scheck, der einen neuzeitlichen Typ einer musikalischen Berufsausbildungstätte geschaffen
und dabei den überalterten Akademismus abgestreift habe.39

Die zwischen dem Land und der Stadt getroffene Vereinbarung beinhaltete nur
eine teilweise Verstaatlichung; erst 1963 ging die Musikhochschule „in die Hände
des Staates allein" über.40 Der Vertrag von 1948 hat außerdem einen Haken: Er
wurde nicht unterzeichnet, zumindest nicht zur Zeit der Übergabe. Schwebte nun
deshalb die „staatliche" Hochschule im luftleeren Raum? Offiziell war sie dem Land
übergeben worden, und das Land übernahm auch seinen Part des Vertrags und kam
für die Gehälter der Dozenten auf, die Stadt für den Sachaufwand und das Dienstpersonal
. Der Aufwand bewegte sich von insgesamt 259.858,79 DM (1948) bis

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