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Umwandlung, wie Scheck am 29. Juni 1948 sorgenvoll bemerkte: „Sie [die
Währungsreform] ist über uns hereingebrochen, ehe noch der Landtag zur Abstimmung
über Budgetfragen gekommen ist. Ich sehe nun mit grosser Sorge der Zukunft
unserer Hochschule entgegen, die mehr als je in ganz Deutschland und darüber hinaus
in bestem Rufe steht."45 Die „Zeit der schönen Not" war vorbei, die finanziellen
Probleme überrollten die Gemeinden, für Kulturausgaben herrschte „eine schlechte
politische Atmosphäre", wie Oberbürgermeister Hoffmann Scheck mitteilte. Daher
waren Ende 1949 die von Scheck so sehr gewünschte zweite Orgel und der entsprechende
Raum dazu einfach nicht realisierbar. „Alles schreit nach Wohnungsbau und
meint, daß die für die Kultur vorgesehenen Ausgaben eingespart und dem Wohnungsbau
zugeführt werden sollten," klagte er. Weitere Schwierigkeiten kündigten
sich an, als nach Gründung der Bundesrepublik das Gerücht ging, man wolle die
Freiburger Musikhochschule nach Karlsruhe verlegen. In Freiburg war man empört,
aber zum Glück löste sich dieses Gerücht in Luft auf.
Ein anderes Problem harrte noch der Lösung: die Frage des Titels der Hauptlehr-
kräfte. Bei der (städtischen) Gründung der Hochschule war ihnen der Titel „Professor
" versprochen worden. Seit der Verstaatlichung bereitete jedoch das Kultusministerium
Schwierigkeiten mit der Verleihung, so dass bisher nur Scheck und Doflein
dieser Titel zugesprochen worden war. Diese Vereinbarung beruhte auf einer angeblich
mündlichen Absprache zwischen Wohleb und Scheck, bei welcher der Staatspräsident
„die Beamtung aller zu Professoren ernannten Mitglieder des Lehrkörpers"
zugesagt hatte.46 Tatsächlich war aber diese Zusage Wohlebs am 9. April 1946
schriftlich festgehalten worden: „Wir sind bereit, im einzelnen Fall für besonders
hervorragende Lehrer die Amtsbezeichnung „Professor" bei der Landesverwaltung
zu beantragen für die Dauer der Zugehörigkeit dieser Lehrer zur genannten Hochschule
." Damit konnte dieses Problem zufriedenstellend gelöst werden. Am 29. Dezember
erhielten mit Einwilligung des Staatspräsidenten künftig alle Hauptlehrkräfte
der Hochschule für Musik den Professorentitel.47 In der Regel schlug die
Hochschule die betreffenden Personen vor, wobei berufliche Qualifikation wie auch
Erfolg eine Rolle spielten.
Gustav Scheck, geboren am 22. Oktober 1901 in München, studierte in Freiburg
bei Röhler Flöte, bei Gurlitt Musikwissenschaft, bei Müller-Blattau und
Erpf Musiktheorie. 1924 trat er in das Städtische Orchester Freiburg ein. Weitere
Stationen seiner beruflichen Laufbahn führten ihn nach Düsseldorf, Kiel,
Bremen und Königsberg. 1929 wurde er als Soloflötist an die Staatsoper in
Hamburg berufen, der er bis 1934 angehörte. Dort gründete er den „Kammermusikkreis
Scheck-Wenzinger", der durch die Verwendung von Originalinstrumenten
bahnbrechend wurde für die Interpretation alter Musik. Von Hamburg
führte ihn sein Weg an die Musikhochschule in Berlin, wo er bis 1945 lehrte.
Seine Forschungen zur Interpretation Alter Musik führten zu zahlreichen Veröffentlichungen
.
Mit seiner zweiten Frau, der Bühnenbildnerin und Malerin Inge Traute geborene
Müller, floh er vor Kriegsende an den Bodensee, als man ihn noch zum
Volkssturm einberufen wollte. Als persona grata von der französischen Militär-
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