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der Universität gewählt, eine Wahl, die er zunächst wiederholen ließ, da er dem Ergebnis nicht
traute. 1791 entschloss er sich zu einer pädagogisch-unstandesgemäßen Ehe mit seiner Haushälterin
Ursula Müller, der Tochter des Klostermetzgers von St. Peter. Der gemeinsame Sohn
Fritz starb bereits in jugendlichem Alter 1812, zwei Jahre vor dem Vater. Obwohl Jacobi in
Freiburg nicht zu den schärfsten Vertretern der Aufklärung gehörte, sorgte er 1791 mit seinem
polemischen Lustspiel „Die Wallfahrt nach Compostel" für Aufsehen, in dem er, den antimo-
nastischen Strömungen der Zeit folgend, mit der Gestalt des einfältigen Waldbruders Martin
ausgerechnet den sicherlich gebildetsten Benediktiner des Breisgaus, Abt Martin Gerbert von
St. Blasien, karikierte. Als Dichter gehörte Jacobi der anakreontischen Rokkoko-Lyrik der
1760er-Jahre an und war besonders von Gleim und Klopstock geprägt. Er blieb der Empfindsamkeit
verhaftet, wenn seine Dichtungen auch später zunehmend „proto-biedermeierliche"
Züge annahmen. Der Katalog arbeitet einer von Achim Aurnhammer und C. J. Andreas Klein
in Arbeit befindlichen Bibliographie mit einem Briefverzeichnis Jacobis vor und beleuchtet
verschiedene Aspekte seines Wirkens in Freiburg: Als Universitätslehrer und Bürger der Stadt,
als Protestant und Familienvater, seinen Nachruhm und seine Vernetzungen in einem engeren
literarischen Zirkel in Freiburg und in Dichterfreundschaften darüber hinaus. Dazu zählten
etwa der Johanniterkanzler Joseph Albrecht von Ittner, der im Heitersheimer Schloss zu geselligen
Runden lud, Goethes Schwager Johann Georg Schlosser, der Jacobi freundschaftlich
und, durch seine zweite Frau, auch verwandtschaftlich verbunden war, der Dichter Gottlieb
Conrad Pfeffel aus Colmar oder Karl von Rotteck, der 1814 die Trauerrede auf Jacobi halten
sollte; aber auch Johann Peter Hebel, der von Jacobi eine erste wohlwollende Aufnahme seiner
Alemannischen Gedichte erfuhr und in der Iris verschiedene Gedichte veröffentlichte.
Auch unerwartete Aspekte eröffnen sich, beispielsweise mit Jacobis Hilfe ein Einblick in die
biedermeierliche Einrichtung des Hauses zum Schöttlin, Freiburgs ehemaliger Münzstätte. Zu
bedauern ist die mäßige Qualität der Bildwiedergaben, besonders der Kupferstiche, doch wäre
der Band sonst wohl wesentlich teurer geworden. Ansonsten besticht das Buch mit seinem
Material- und Kenntnisreichtum und seinen teilweise sehr entlegenen Quellenzeugnissen und
ist, weit mehr als ein Ausstellungskatalog, ein Lesebuch im besten Sinne des Wortes.
Clemens Joos
Die Kirchzartener Talvogtei. Hg. von Hartmann Manfred Schärf, mit Beiträgen von Frank
T. Leusch, Sophie Stelzle-Hüglin, Ilse Fingerlin. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg
2000. 127 Seiten, zahlreiche Farbabb.
Bei der Fahrt in den Schwarzwald mit der Höllentalbahn wird dem aufmerksamen Beobachter
der massive, mit seinem hochummauerten Hof herrschaftlich wirkende Gebäudekomplex
am Ortseingang von Kirchzarten auffallen, der sich seit einiger Zeit durch einen leuchtend
roten Anstrich wieder deutlich von seiner Umgebung abhebt. Gemeint ist die Talvogtei, ehemals
Verwaltungssitz für die Freiburger Ämter im Dreisamtal, die die Stadt Ende des 15. Jahrhunderts
als eigenes Territorium erworben hat. Nach Jahren des Zerfalls wurden die einzelnen
Gebäudeteile 1981-1994 von der Gemeinde Kirchzarten nach und nach angekauft, einer umfangreichen
Wiederherstellung unterzogen und dienen seither als Rathaus. Zu einer eigentlichen
archäologischen Untersuchung kam es dabei nicht. Dass dennoch viel an historischen
Informationen dokumentiert wurde, ist der Umsicht des Architekten zu verdanken. Im Auftrag
der Gemeinde wurden die zusammengetragenen Erkenntnisse nun einer interessierten Öffentlichkeit
in Buchform vorgestellt. In den einzelnen Beiträgen widmet sich zunächst Frank T
Leusch der Entstehung des denkmalpflegerisehen Konzepts für die Talvogtei. Hartmann Manfred
Schärf zeichnet mit der Architekturgeschichte die einzelnen Phasen des Umbaus nach.
Beide Beiträge führen die Entscheidungen vor Augen, die die Verantwortlichen im Span-
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