http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2003/0020
1710
Die Rekonstruktionszeichnung von Bruno Schley80 zeigt die Südseite in Frontalansicht und die
Westseite in Seitenansicht von 1710. Schley muss der Architektenplan vorgelegen sein, dessen
Original sich im GLA befindet. Seine Zeichnung der Südansicht weicht nur in einem Punkt
vom Architektenplan ab: Das dritte Geschoss des gotischen Turmes hat kein Spitzbogenfenster
, sondern nur zwei schmale, rundbogige Fenster mit Aufsatz (Abb. 4).
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Die Hintere Ansicht - womit die Westseite gemeint ist -, beweist, was Bruno Schley auf seiner
Zeichnung deutlich dargestellt hat: Die spitzbogige Türe und die (leider nicht vollständig
sichtbaren) spitzbogigen Fenster stammen von der gotischen Vorgängerkirche (Abb. 3).81
Dass die Empore über zwei außen angebrachte Holztreppen zu erreichen ist, stört das Gesamtbild
der Kirche. Kritisch betrachtet, muss man diesen Barockbau als eine architektonische
Missgeburt bezeichnen.*2
1710
Der Querschnitt zeigt das Innere des Querschiffs, an dem die Asymmetrie ebenfalls deutlich
wird: Die Kanzel steht korrekt in der Mitte des hier nicht eingezeichneten Turmes, erkennbar
am rechteckig zugemauerten Chor mit der Türe rechts. Daran ist zu bemerken, dass Orgel und
Dachstuhlmitte-Träger etwas nach links versetzt sind.
1710
Zeichnung eines Vermessungstechnikers aus dem Jahre 1827: Die Turmuhr ist vom Dach (vgl.
Abb. 4) herunter an Stelle des doppelbogigen Fensters gesetzt worden. Laut handschriftlicher
Beschriftung war das Turmdach mit roten Ziegeln gedeckt, was 1827 nur noch unter dem Storchennest
deutlich wird. Diese Zeichnung erscheint in einer Arbeit von Wolfgang Müller zusammen
mit der Angabe des Standortes des Originals.83
Nicht erkannt hat 1904 Franz Xaver Kraus84 das Erdgeschoss des Turmes als ehemaligen
Chor der Kirche, wenn er nur das Rippenkreuzgewölbe und den dazugehörigen Schlussstein
als Haupt Christi erwähnt.
Die nicht spitzbogige Eingangstüre zum Turm befand sich an der Südseite, darüber ein
rechteckiges Fenster.85
1710
Während des Umbaus der Kirche 1710 amtiert noch Pfarrer Samuel Heckel. Seine Dienstzeit
dauert stolze 38 Jahre, 1677-1715, so dass er noch fünf Jahre in der neuen Kirche Dienst tun
kann.86
80 Bruno Schley, Maler und Grafiker in Freiburg, geb. am 6.10.1895 in Rastatt. Nach Angaben von Peter Hillenbrand
, leitender Architekt bei den Renovierungsarbeiten 1983/84, hat Schley das Bild um 1930 gezeichnet. Von
dieser Tuschezeichnung hat der Grafiker und Kunstmaler Richard Braun, Köndringen, den Verfasser im Oktober
1998 aufgesucht hat, 1965 eine Kopie angefertigt. Sie befand sich 1998 im Ablageraum der Grundschule von
Köndringen (Hausmeister Schillinger), hat jedoch zum Original den Unterschied, dass die im Westen der Kirche
bei Schley spitzbogig gezeichneten Fenster und die Türe bei Braun mit Rundbogen versehen sind. Die Originalzeichnung
der Kirche durch Schley hatte 1944/45 der inzwischen verstorbene Otto Voigt, Köndringen,
Hauptstraße 36, aus dem GLA geholt. (Info von dessen Sohn Otto im Oktober 1998.)
81 Auch dieser Aufriss von Westen mit den beiden verschalten und überdachten Holztreppenaufgängen zur Empore
zeigt eindeutig die Asymmetrie des Kirchenschiffes.
82 Diese berechtigte Kritik stammt von Hillenbrand.
83 W. Müller: Chorturmkirchen im Breisgau. In: Schau-ins-Land 81, 1963, Text in seiner Anm. 46, Zeichnung S.
48.
84 Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden. Unterband: Die Kunstdenkmäler der
Amtsbezirke Breisach, Emmendingen (...). Leipzig 1904, S. 182.
85 Siehe dazu die Rekonstruktionszeichnung von Bruno Schley (Abb. 4).
86 Pfarrerliste von Köndringen; in: Kirchenrenovierung 1984, S. 75.
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