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dingen erfolgt 1910 eine neue Bauaufnahme der Köndringer Kirche. Dabei werden folgende
Änderungen registriert: Der Quergang in der Mitte ist nicht mehr vorhanden; drei Heizöfen mit
Ofenrohren zu den eingezeichneten Kaminen sind da; der Taufstein steht vorne im Schiff in
der Mitte; die Sitzbänke reichen links und rechts unter die Empore, Seitenschiff genannt.
1910
Die Zeichnung des Baupraktikanten Stiefel von 1910, Ostseite, zeigt den viergeschossigen
Aufbau des Turmes. Die beiden ersten Geschosse - bis zum zweiten Gesims -, bestehen aus
originaler gotischer Bausubstanz, die durch den bereits genannten Putz mit Quaderimitation
verdeckt sind. Über dem Eingang befindet sich ein spitzbogiges Tympanon mit einer Kreuzigungsszene
.145 Neu sind das Glocken- und Uhrengeschoss sowie das filigrane Freigeschoss
samt achteckigem Turmhelm. Die Angabe des Baupraktikanten Alle Außenansichten Bruchstein
ist falsch. Leo Schmidt, Professor für Denkmalpflege an der Universität Cottbus, stellt
richtig: Alle Neubauteile sind mit auf Sicht gearbeiteten Hausteinen verblendet (vgl. Abb. I).146
1915-1944
Außer den Namen und Dienstzeiten der Pfarrer gibt es von 1915 bis 1944 keine relevanten
Daten.
20. April 1945
An einem der letzten Tage des Zweiten Weltkrieges, dem 20. April 1945, beschießt deutsche
Artillerie die Köndringer Kirche samt Turm in der Annahme, es befinde sich im Turm eine Beobachtungsstelle
der Franzosen, die zu dieser Zeit bereits in den nördlichen Breisgau eingedrungen
waren. „18 Treffer wurden danach gezählt." Einige davon zerstörten die bunten Farbfenster
des Chores, die zehn Jahre später durch Spenden ersetzt wurden.147 Die meisten dieser
Schäden an der Außenwand sind auch heute noch sichtbar.
Um 1950
Bereits um 1950 hat Baurat Diem (+), der Vorgänger von Oberregierungsbaurat Peter Hillenbrand
im Staatlichen Hochbauamt Freiburg, Handskizzen gezeichnet, aus denen ersichtlich ist,
dass er die Köndringer Kirche horizontal mit einer Zwischendecke teilen wollte.148
30. Mai 1958
Am 30. Mai 1958 findet in Köndringen eine Kirchenvisitation durch den Dekan statt, bei der
der Vorschlag gemacht wird, die Pfarrscheune abzureißen und ein Gemeindehaus zu bauen.149
1961
Da die Naturalbesoldung der Geistlichen schon vor langer Zeit in bare Münze abgelöst worden
ist, kann die Pfarrzehntscheuer abgerissen werden.150
3. September 1961
Die Grundsteinlegung des neuen Gemeindehauses erfolgt noch im Jahr des Abrisses der Pfarrscheuer
.151
145 Vgl. Hillenbrand (wie Anm. 3), S. 11.
Schmidt (wie Anm. 2), S. 307.
147 Peter (wie Anm. 4), S. 35.
148 Damit hätte Diem den Gottesdienstraum ins obere Geschoss versetzt und im Erdgeschoss mehrere Zusatzräume
(eine Art Gemeindehaus) für kirchliche Vereine, besonders die Jugend, geboten. Dies scheiterte jedoch an finanziellen
Schwierigkeiten. (Gespräch des Verfassers mit Hillenbrand vom 3.9.1998.). Ein Beispiel für eine
Zwischendecke in einer Kirche ist an einer aus dem Mittelalter stammenden, kleineren, schon lange zu Wohnzwecken
umgebauten ehemaligen Agathenkirche in Teningen zu sehen: Kirchstraße 6, rechts vom Pfarrhaus.
149 Peter (wie Anm. 4), S. 37.
150 Erb (wie Anm. 45), S. 45.
151 Peter (wie Anm. 4), S. 37.
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