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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
122.2003
Seite: 59
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2003/0059
Die im Annatenregister und in den Investiturprotokollen verzeichneten Vogtsburger Pfarrer
gehörten zwar dem Orden an, wurden aber vielleicht nicht immer vom Kaiserstuhl-Konvent
entsandt, auch wenn die ecclesia Vogtsperg schon 1442 und 1456 dem monasterium in Kay-
serstul inkorporiert war.39 Erstmals wird 1419 ein frater Conradus provincialis ordfinis] s.
Pauli primi heremite als Inhaber der Pfarrei erwähnt. Als weitere Ordensangehörige sind in
diesem Amt nachweisbar die fratres Joh. Ostertag (1437), Kilianus (1442), Hainr. Nis(?)
(1456), Hainr. Hirsing (verstorben 1466; vielleicht ist er identisch mit dem schon ca. 1460 verzeichnete
Hainr. Husegg), Thomas Lener (Mai 1466, resigniert nach kurzer Zeit), Joh. Habrer
(September 1466), Michahel Kratzer (1475).

Es ist nach wie vor unmöglich, aus diesen Einzelbelegen eine wirkliche Vorstellung von der
Geschichte des Klosters im 15. und 16. Jahrhundert zu gewinnen. Zwar legen die oben angeführten
Urbarstellen nahe, dass der Konvent von Einkünften aus Kirchengut und Zehnten
in seiner Anfangsphase auskömmlich existieren konnte. 1464 oder kurz vorher muss es aber
einen schwerwiegenden Bruch in seiner Entwicklung gegeben haben. Ob sich die Bezeichnung
monasterium ruinosum auf eine Zerstörung des Klosters bezieht, auf seinen baulichen Verfall
oder auf wirtschaftliche Zerrüttung, ist kaum zu entscheiden. Auffällig ist übrigens auch der
rasche Wechsel dreier Vogtsburger Pfarrer innerhalb kurzer Zeit 1466.

Man ist versucht, den - wohl nur zeitweiligen - Ruin des Klosters mit bisher wenig genauen
Nachrichten über eine Zerstörung oder Verödung des Dorfes Alt-Vogtsburg um die Mitte des
15. Jahrhunderts in Verbindung zu bringen.40 In diesem Fall hätten die Pfarrei, ihre Einkünfte
und das davon abhängige Kloster mit Sicherheit schwer gelitten. Spezielle Forschungen zur
Alt-Vogtsburger Ortsgeschichte könnten hier weiterhelfen.

Unzweifelhaft ist, dass die Pauliner den Bruch von 1464 überstanden haben und vor Ort geblieben
sind - fraglich ist allerdings, in welchem Zustand und in welcher wirtschaftlichen
Lage. Ob die 1493 und 1508 verzeichnete Subsidienbefreiung sich durch Verarmung des Klosters
erklärt oder ob sie ihm schon früher gewährt wurde, muss offen bleiben, ebenso die Frage,
ob die dort gebrauchte Bezeichnung domus fratrum (Bruderhaus) eine Rückentwicklung der
Konventualenzahl andeutet, denn bereits 1411, als die Niederlassung noch in ihrer ersten
„Blüte" stand, ist vom bruoder hus uff dem Keiserstul die Rede.41

Einem gänzlichen Niedergang schon um 1500 dürfte der 1541 nachgewiesene Vogtsburger
Besitz widersprechen wie auch die Existenz der 1545 erwähnten Güter in Vogtsburg, Oberbergen
, Ihringen, Wasenweiler, Bickensohl und Bahlingen (siehe oben), die auf unklare Weise
den Paulinern in der Kirnhalde zugeschrieben werden 42 aber vermutlich zum Kaiserstuhlkloster
gehörten oder wenigstens von diesem an die Kirnhalde gekommen sind.

Letztere Möglichkeit würde bedeuten, dass die Pauliner 1545 bereits vom Kaiserstuhl abgezogen
waren. Allerdings bleiben das Ende des Konvents und die Auflassung des Klosters
vorerst noch ein ungelöstes Rätsel. Wenn nämlich die Erwähnung der münch uff dem Keiser-
stuol mit ihren Vogtsburger und Bickensohler Einkünften im Hachberger Urbar 1567 kein versehentlicher
Anachronismus ist - bei der generell sorgfältigen Arbeit der markgräflichen Re-
novatoren wenig wahrscheinlich -, dann hätte das Kloster die Reformationszeit überdauert43

39 Vgl. hier und zum Folgenden Manfred Krebs: Die Annatenregister des Bistums Konstanz aus dem 15. Jahrhundert
. In: FDA 76, 1956, S. 1-467, darin zum Folgenden S. 93, Nr. 686; S. 142, Nr. 1258; S. 143, Nr. 1266,
Nr. 1270; S. 144, Nr. 1289; Krebs: Investiturprotokolle (wie Anm. 19), S. 929.

40 KrBFR (wie Anm. 21), Bd. 11,2, S. 828 und 834; Keller (wie Anm. 25), S. 202 f.

41 RMB (wie Anm. 32), Bd. I, Nr. h540.

42 Vgl. KrBFR (wie Anm. 21), Bd. 11,2, S. 834. Dort heißt es, die Güter gehörten dem Gotteshaus St. Peter und
Paul zu Kirnhalden, was selbstverständlich in sich ein Fehler ist - vielleicht schon der ungenannten Quelle.

43 Die bisherigen Untersuchungen gehen unbestimmt von einem Ende des Klosters in der Reformationszeit
aus, vgl. Poinsignon (wie Anm. 2), S. 17; Keller (wie Anm. 25), S. 294; KrBFR (wie Anm. 21), Bd. 11,2,
S. 834.

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