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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
122.2003
Seite: 64
(PDF, 58 MB)
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Fest steht aber, dass wir mit dem Paulinerkloster und dem Bruderhaus auf der Eichelspitze
Spuren eremitischen Lebens im Kaiserstuhlbereich fassen, das bisher wenig Beachtung gefunden
hat. Dazu könnte in ihrer noch unbekannten Frühzeit auch die 1402 erstmals sicher erwähnte
Katharinenkapelle bei Endingen (sant Ketterinen uff dem Hankrot) gehört haben, aber
auch der Eremitensitz bei St. Pantaleon in Niederrotweil sowie - unter anderen Bedingungen
- die zahlreichen, meist von Frauen bewohnten Closen oder Inclusorien, die sich in den Dörfern
und Städten nachweisen lassen.

Lage und topographische Beschreibung des Bruderhäusle

Wie sah das Bruderhäusle am höchsten Punkt der Eichelspitze, in Sichtverbindung mit dem
St. Peterskloster auf dem Kaiserstuhl/Neunlindenbuck/Totenkopf (Abb. 3,1), aufgrund der
topographischen Befunde ursprünglich aus?

Vor der Planierung des Geländes im Zusammenhang mit dem projektierten Turm war eine
leichte Bodensenke zu erkennen, die die Bergspitze zum nördlich vorgelagerten Sattel querte.
Das bewegte Relief ist auch auf einer Zeichnung zu sehen, die in der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts angefertigt wurde. Damals standen noch erheblich mehr Reste der Ruine aufrecht
(Abb. 4). Die Vermutung, dass es sich bei der Senke um die Reste eines Grabens handelt, wird
dadurch bestärkt, dass sich an dessen Innenseite Fundamente einer Mauer fanden, die das Gipfelplateau
ursprünglich umschloss. Die Dimensionen von Graben und Mauer zeigen aber auch
unmissverständlich, dass ihnen keine Wehrfunktion zugekommen war. Vielmehr handelt es
sich um eine Umfriedung, eine deutlich markierte Rechtsgrenze, wie wir sie etwa von Kirchhöfen
oder ähnlichem kennen.

Von der einstigen Innenbebauung ist heute nur ein ca. 4 m langes und 2,5 m hohes Mauersegment
im Aufgehenden erhalten (Abb. 5). An dessen nördlichem Abschluss befindet sich
eine Gebäudeecke, am südlichen Ende ist eine mit Backsteinen ausgekleidete Nische erkennbar
, die aufgrund der Anziegelung als Rest einer Feuerstelle anzusprechen ist. Die Krone der
Mauer wurde wohl um 1900 sekundär aufgemauert, um eine Aussichtsplattform zu schaffen -
aufgrund der damals weitgehend baumfreien Kuppe bot sich auch ohne Turm ein Rundblick.

Von den übrigen Gebäudeteilen haben sich nur noch Fundamente im Boden erhalten. Deutlich
zeigt sich etwa eine gerade Bodenwelle, die auf einer Länge von etwa 10-15 m in Verlängerung
der Mauer nach Süden erkennbar ist. Das bewegte Bodenrelief zeigt an, dass der
Mauerrest den Westabschluss dieses maximal 20 m langen Baukörpers bildete. Die Geländesituation
lässt eine Breite von maximal 7 m des Gebäudekomplexes zu. Hinweise zu seiner
Gliederung ergeben sich aus der Fundanalyse.

Die Bodenfunde aus dem Bruderhäusle

Durch die erwähnte Baumaßnahme wurden nordöstlich der Ruine Funde freigelegt, die ausschließlich
in die Zeit zwischen dem späten 14. bis frühen 16. Jahrhundert datiert werden können
.58 Entsprechendes Fundmaterial wurde an den Hangflanken geborgen. Das als geschlossener
Fund zu wertende Ensemble gewährt uns Einblicke in die Ausstattung der untergegangenen
Einsiedelei und die Lebensweise seiner Bewohner. Die Verteilung dieser Funde, die von
Axel Lott im Gelände skizziert wurden, ist darüber hinaus sehr aufschlussreich. Aufgrund der
topographischen Lage sollte man annehmen, dass die Funde rund um die Kuppe gleichmäßig
über die Hangflanken streuen. Tatsächlich ist der Fundschleier aber nach Osten erheblich stärker
ausgeprägt. Offenbar wurde das beim Bruderhäusle abgebrochene Baumaterial in erster

Der Fundbestand wird beim Archäologischen Landesmuseum, Zentrales Fundmagazin unter der Grabungsnummer
2001-184 geführt.

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