http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2003/0071
Zusammenfassung
Die äußerst spärlichen schriftlichen Nachrichten über das Paulinerkloster auf dem Kaiserstuhl
lassen nur wenig mehr als Annahmen zu. Danach wäre die im Bereich Neunlindenbuck -
Totenkopf seit mindestens 1333 bestehende und der Vogtsburger Kirche zugehörige Peter-
Pauls-Kapelle im Jahre 1373 einer dort schon ansässigen Eremitengemeinschaft übergeben
worden, und zwar auf Betreiben des Vogtsburger Patronatsherrn Hesso V. von Osenberg. Die
Markgrafen von Hachberg als Nachfolger des Letzteren stellten das kleine, mit nur wenigen
fratres besetzte Kloster unter ihren vogteilichen Schutz und übergaben ihm als Existenzgrundlage
die Pfarrei Vogtsburg, die in der Folge als dem Kloster inkorporiert erscheint und
durch den Paulinerorden besetzt wurde.
In den frühen 1460er Jahren wurde das Paulinerkloster unter für uns noch nicht durchschaubaren
Umständen schwer geschädigt; es blieb jedoch erhalten, wenn auch vielleicht in
wirtschaftlich und der Konventualenzahl nach reduzierter Form. Möglicherweise hat es unter
österreichischer Landeshoheit die Reformationszeit überdauert und ist erst nach 1567 aufgegeben
worden, weil der Orden seine weitere Lebensfähigkeit bezweifelte.
Eine auf der Eichelspitze, Gemarkung Eichstetten liegende, nur 1491 erwähnte Kapelle mit
dem Patrozinium St. Erhard und einem - erst im späten 17. Jahrhundert, nach seiner Aufgabe
bezeugten - Bruderhaus mag in einer Beziehung zum Paulinerkloster gestanden haben. Dass
es diesem von vornherein als „Zelle" zugehörte, ist im Hinblick auf die Ordensbräuche der
Paulinereremiten zweifelhaft. Es kann aber sein, dass im späteren 15. Jahrhundert, als der Konvent
auf dem Kaiserstuhl offenbar eine Krise durchlebte, hier eine Art Zufluchtsstätte entstand.
Diese Deutung legt das vorgestellte Fundmaterial nahe, das mit Ausnahme einiger weniger,
älterer Stücke in das 15. Jahrhundert zu datieren ist, markante jüngere Funde fehlen hingegen
völlig. Die chronologische Einordnung der Fundstelle deckt sich mit den eingangs aufgeführten
historischen Belegen. Die Ausstattung des Bruderhäusles mit einem Kachelofen nach der
Mitte des 15. Jahrhunderts erfolgte zeitgleich mit dem möglichen Niedergang des benachbarten
Petersklosters. Das Erhardskirchlein wurde, wie gezeigt, am Ende des 15. Jahrhunderts erwähnt
. Aus dieser Nennung darf man den Bestand der Einsiedelei ableiten. Der unter markgräflich
badischer Landesherrschaft stehende Ort Eichstetten wurde 1556 reformiert. Damit
kam es zur Auflösung der Einsiedelei. Während das weitere Schicksal des Paulinerklosters auf
dem Neunlindenbuck ungewiss ist, deuten auf der Eichelspitze die Planierschichten von Baumaterial
und Ofenbauteilen auf einen planmäßigen Abbruch des Bruderhäusles.
Die Fundstelle auf der Eichelspitze gehört zu den wenigen Einsiedeleien, die archäologisch
weitgehend intakt auf uns gekommen sind. Um dieses nicht nur für die Regionalgeschichte bedeutende
Bodendenkmal nachhaltig zu schützen wurde es am 20. Januar 2003 in Einvernehmen
mit der Gemeinde Eichstetten als Grabungsschutzgebiet ausgewiesen.61
61 Rechtsverordnung des Landratsamtes Breisgau-Hochschwarzwald vom 20.01.2003.
71
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2003/0071