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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
122.2003
Seite: 102
(PDF, 58 MB)
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z.B. den oben zitierten Eintrag, und heftete sie in das Taufbuch. So teilte der Pfarrer mit, dass
der aus Rank bei St. Peter stammende Hutmacher Abraham Rombach, Vater der Catharina,
sehr mobil gewesen war. Er hatte eine Frau aus Trier geehelicht, in Haselheim, einem Ort in
der Diözese Speyer, lange mit ihr gelebt, in Ungarn zwischen 1777 und 1787 mit ihr einen
Sohn bekommen und in Oberkirch eine weitere Tochter. Der Vater starb 1814 zu Schweighausen
bei Seebach im Bezirk Ettenheim. 1817 lebten von den acht Kindern aus der Ehe noch
drei, wobei der Aufenthaltsort des in Ungarn geborenen Sohnes unbekannt war. Über die 22
Jahre alte Tochter, also eine Schwester von Catharina, schrieb der Pfarrer 1817 nur kurz und
knapp, dass sie diente, also als Magd oder Dienstmädchen arbeitete. 1818 starb noch die Mutter
der Catharina in Hinterahlsbach und wurde in Gengenbach begraben. Familiären Rückhalt
hatte Catharina Rombach in Steig also keinen.

Da sie aber in Steig geboren war, musste sich die weltliche Obrigkeit der Gemeinde ebenso
um sie kümmern wie der Pfarrer, der als Standesbeamter u.a. die Geburtsbücher führte. 1817
hatte der Lebenswandel der Catharina Rombach den Pfarrer zu dem oben zitierten Stoßseufzer
veranlasst, ob die Verantwortung für das auf freiem Felde geborene Kind Catharina nicht
beim Staat liegen müsse: Das Recht zur Jagd, die auf freiem Feld stattfand, lag ja schließlich
beim Staat. Aber für die Armenpflege war die Geburtsgemeinde zuständig und nicht der Staat.
Es deutete sich schon jetzt an, dass Catharina Rombach eine Karriere als Ortsarme antreten
könnte. Burghart notierte: Diese Katharina Rombach empfieng anfangs August 1816 von
einem Baurenknecht im Kinziger Thal ein Kind als selbe alt war 14 Jahr 9 Monate, und gebahr
in einem Alter von 15 Jahren und 6 Monaten den Knaben Philipp Rombach, geboren zu
Hofstetten in der Breitebent bei Haslach im Kinziger Thal den 2ten May 1817. Catharina Rombach
war vermutlich bei einem Bauern im Kinzigtal in Dienst gegangen. Sie „diente" also wie
ihre Schwester. Der Pfarrer stellte Catharina Rombach 1818, 1819, 1820 und 1821 jeweils
einen Geburtsschein aus. Der Pfarrer bemerkte, dass sie mit einem solchen Schein sich immer
ein Jahr lang mit Taglohnarbeit ernähren konnte. Sie wechselte also jedes Jahr ihren Arbeitsort
. Wenn sie mit ihrem unehelichen Kind in einem anderen Ort ankam, wollten die Ortsvorgesetzten
natürlich wissen, wer bei eventueller Sozialunterstützung für sie zuständig war. Aus
dem Geburtsschein konnten sie ersehen, dass es die Gemeinde Steig war. Der Pfarrer schrieb
im Juli 1820, dass sie die letzten zwei Jahre im Unterlande gearbeitet hatte, also nicht oben
im Schwarzwald, sondern unten flussabwärts in der Rheinebene. 1821 finden wir sie in Oberhausen
, zwischen Herbolzheim und dem Rhein gelegen. Am 23. Mai 1821 brachte sie jedenfalls
dort ihr zweites Kind namens Joseph Sprauel zur Welt. Wie man an dem Nachnamen
sieht, war diesmal der Vater namentlich bekannt, ein Andreas Sprauel aus Biederbach.19 1826
brachte sie ein weiteres Kind unehelich zur Welt, diesmal im Schwarzwald in der Gemeinde
Eschbach.

Obwohl sie mehrere uneheliche Kinder geboren hatte, gelang ihr noch der soziale Aufstieg
zur Ehefrau. Der aus Oberibental, dem Nachbartal von Eschbach, stammende Jacob Gärtner
war der Vater dieses Kindes. Er heiratete sie am 5. Dezember 1827 in Breitnau. Der Teil von
Steig, in dem Catharina zur Welt gekommen war, war nach Breitnau eingepfarrt. Daher war
für die Trauung der Breitnauer Pfarrer zuständig. Als Voraussetzung für die Heirat musste
Gärtner in Steig bürgerlich angenommen werden. Es bleibt unklar, warum Gärtner seine Braut
nicht zur Oberibentälerin machen, sondern er zum Steiger Bürger werden wollte. Vermutlich
dürften die Gemeindeverantwortlichen in Steig froh gewesen sein, dass ein Ehemann und
Ernährer sich um Catharina Rombach und den Nachwuchs kümmern musste und nicht sie mit
ihrer Gemeindekasse. Zur Zeit der Heirat diente der 28-jährige Jacob Gärtner als Soldat im
Großherzoglich Badischen Linien-Infanterie-Regiment Nr. 4. Er hatte also ein gesichertes Ein-

19 Ebd., S. 70b. Den Hinweis zu diesen zusätzlichen Taufbuchnotizen gab mir dankenswerterweise Helmut Heitz-
mann.

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