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Abb. 2 Die Plakette rechts neben
dem Eingang des Hauses Nr. 29
wurde 1948 anläßlich des
100jährigen Revolutionsgedenkens
von der Stadt Potsdam (zuerst fälschlicherweise
am Nachbarhause Nr. 30)
angebracht. Ihre pathetische, der
historischen Wahrheit nicht ganz entsprechende
Inschrift lautet: „Hier
wurde geboren / am 29.VI. 1826 /
Max Dortu / Kämpfer und Opfer für /
Deutschlands Einheit / und Freiheit /
standrechtlich erschossen / am
31.VII. 1849 / - / 18. März 1948."
(Aufnahme Deisenroth 1999)
Potsdamer Lokalhistorikers Julius Haeckel, der noch die kriegsgerichtlichen Akten der Okkupationsarmee
einsehen konnte, die 1945 ein Opfer des durch den britischen Terrorangriff am
14. April verursachten Flammeninfernos wurden.
Nach dem Zweiten Weltkriege begann erneut eine Rezeption im Gefolge der gesellschaftlichen
Veränderungen in West und Ost und der 100-Jahrfeier der 1848er Revolution. In diesem
Jahre besann sich die ehemalige Garnisonstadt Potsdam auf ihren einstigen Mitbürger und
ehrte ihn durch Umbenennung der Waisenstraße in Dortustraße sowie der Anbringung einer
Plakette an seinem Geburtshause32 und der Benennung der darin untergebrachten Schule nach
dem Revolutionär33. Auch literarisch34 und filmisch35 gedachte der andere deutsche Staat in
32 Beschluß der Stadtverordnetenversammlung vom 24.11.1948. Die fälschliche Anbringung am Nachbarhause
weist schon auf die gebrochene Traditionslinie hin.
33 Beschluß vom 12.111.1948; vgl. Karl Gass: Zielt gut, Brüder! Das kurze Leben des Maximilian Dortu. Wilhelmshorst
2000 (Potsdamer Köpfe), S. 156 f.
34 Rudolf Daumann (1896-1957, Volksschullehrer, Sendeleiter): Stürmische Tage am Rhein. Berlin 1955; Bert
Brennecke (Jg. 1898, Neulehrer, Schriftsteller, SED): Und immer ging ein Schatten mit... Historisch-biographische
Erzählung über Max Dortu. Berlin 1962; Franz Fabian (Jg. 1922, Sachbuchautor): Solange mein Herz
schlägt (Meridian 81). Berlin 1989.
35 „Max Dortu, oder nur die Toten kehren nicht zurück", Fernsehspiel von Erich Schlossarek (Jg. 1928, Neulehrer
, Schriftsteller), der zu diesem Themenkreis auch einen historischen Roman „Auf Gnade und Ungnade",
Berlin 1988, veröffentlichte.
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