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Abb. 4 Hermann und Charlotte Herder, geb. Willmann
(aus: Albert M. Weiß/Engelbert Krebs: Im Dienst am Buch. Freiburg 1951, nach S. 368)
verbrachte der Verleger drei Monate in London, das ihn auch drei Jahre später erneut anzog.
1897 brach er zu einer Überseereise auf, die ein halbes Jahr dauern sollte. Hinzu kamen etliche
Radtouren in die nähere und weitere Umgebung (z. B. zum Genfer See). Was hat ihn zu
solcher Reiselust veranlasst? Hermann Herder war damals als Chef des Hauses ein junger
Mann („eine stattliche Erscheinung" nach dem Urteil von Zeitgenossen), und die Dynamik der
Zeit hatte ihn durchaus erfasst. Er fühlte sich (im Unterschied zu seinem Vater) recht gesund,
sportlich, belastbar. Er war auch familiär ungebunden. Das Geschäft lief. Neben Hutter vertrat
Adolf Streber, der Onkel, ein kreuzbraver Junggeselle, als Teilhaber unbeirrbar die Interessen
des Hauses. Natürlich gab es auch geschäftliche Gründe für die Auslandsreisen Hermann Herders
. Davon gleich.
Im Herbst 1899 neigte sich das familiär unabhängige Junggesellendasein des Verlegers zum
Ende. In Oberried begegneten sich Hermann und Charlotte. Am 22. Februar 1900 wurde geheiratet
(in Prag, wo die Familie der Braut lebte, anschließend ging es drei Monate auf Hochzeitsreise
nach Italien). Am 7. Dezember 1900 wurde dem Paar die Tochter Elisabeth geboren;
sie sollte das einzige Kind der Familie bleiben. Charlotte brachte aus ihrem Elternhaus reiche
Bildung und herzlichen Familiensinn mit. Ihr Vater, Otto Willmann, hatte als Pädagoge einen
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