Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
122.2003
Seite: 143
(PDF, 58 MB)
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Rechnung stellen müssen, dass Benedikt Gillmann zum Erscheinungszeitpunkt der Volksausgabe
des 'Vogtsbur' schon mehrere Jahre tot war und eine die wenig schmeichelhaften Charaktereigentümlichkeiten
des sparsamen Klerikers hervorhebende Erwähnung seitens des
Dichters aus der gewachsenen zeitlichen Distanz heraus wohl in konkreterer Form erfolgen
konnte als noch zur Zeit der Erstausgabe.

Doch was auch immer Hansjakob dazu veranlasst haben mag, seinen Text zu modifizieren:
den auf den ersten Blick eher nebensächlichen und überflüssigen Konkretisierungen ist es
letztlich zu verdanken, dass sich sowohl aufgrund der archivalischen als auch auf der Basis der
mündlichen Überlieferung eine ganze Reihe von Daten und Fakten ermitteln lassen, die es uns
erlauben, das Bild, das der Heimatdichter von seinem Priesterkollegen gezeichnet hat, nicht
nur zu bestätigen, sondern sogar zu ergänzen und abzurunden.

Gebürtig aus Merdingen bei Freiburg: das Gillmann-Testament und die

Familienüberlieferung

Im Vorfeld unserer Sondierungen gilt es jedoch festzuhalten, dass das zweifelhafte literarische
Denkmal, das Hansjakob dem Witticher Kleriker in seinem 'Vogtsbur' gesetzt hat, im unmittelbaren
verwandtschaftlichen Umfeld Benedikt Gillmanns - will heißen: im Kreis der Mer-
dinger Angehörigen - erst viele Jahre nach dem Ableben des Priesters bekannt geworden zu
sein scheint: Wie vor Ort durchgeführte Recherchen ergaben, war es ein in einem einschlägigen
landwirtschaftlichen Mitteilungsblatt erfolgter Wiederabdruck des literarischen Textes, der
in den späten vierziger oder zu Beginn der fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts in Gillmanns
Heimatdorf die Gemüter erregte.19 Im heutigen Haus Hochstraße 16 hielt man noch
Jahrzehnte nach dem Ableben des Geistlichen die Erinnerung an den vermutlich hier am 13.
August 1823 geborenen20 Priester vor allem deshalb wach, weil nach dessen Tod am 31. Mai
189721 neben weiteren Personen auch dessen hier lebende Nichte, Sofie Merkt geborene Gillmann
(1846-1913),22 zur Erbin der Hinterlassenschaft eingesetzt worden war. Im Zentrum die-

liche Auskunft hatte zukommen lassen, zu beziehen ist: Das von Fautz herausgegebene Schreiben Hansjakobs
datiert vom 27. Juli 1897, Gillmann starb jedoch bereits am 31. Mai 1897. Aus dem Text dieses Briefes geht
zwar nicht hervor, zu welchem Zeitpunkt Hansjakob die Auskunft seines Berufskollegen erhalten hat, doch deutet
die Wahl des Tempus (Der Pfarrer von Wittichen schreibt mir [...]) darauf hin, dass das Schreiben des Informanten
erst vor relativ kurzer Zeit eingetroffen war. Der Vollständigkeit halber sei außerdem darauf hingewiesen
, dass Gillmann von 1862 bis 1864 in Welschensteinach, einem Nachbarort von Hansjakobs Geburtsort Haslach
im Kinzigtal, als Pfarrverweser amtierte und sich somit unter Umständen bereits für die frühen 60er Jahre
des 19. Jahrhunderts konkrete Berührungspunkte zwischen beiden Personen ergeben könnten.

19 Meine Vermutung, bei dem genannten Organ habe es sich um die bekannte und verbreitete 'Bauern-Zeitung' gehandelt
, ließ sich aufgrund der nur lückenhaft vorhandenen Bestände der Universitätsbibliothek Freiburg nicht
verifizieren.

20 Eine gedruckte und allgemein zugängliche Zusammenstellung der biographischen Daten zu Benedikt Gillmann
bietet Julius Mayer: Necrologium Friburgense. 1888-1899. Verzeichnis der Priester, welche in den Jahren 1888-
1899 im Gebiete und Dienste der Erzdiöcese Freiburg verstorben sind, mit Angabe von Jahr und Tag der Geburt,
der Priesterweihe und des Todes, der Orte ihres Wirkens, ihrer Stiftungen und litterarischen Leistungen. Beitrag
zur Personalgeschichte und Statistik der Erzdiöcese Freiburg. In: Freiburger Diözesan-Archiv 28 (N.F 1), 1900,
S. 222-306, hier S. 282. Ergänzend sei bemerkt, dass sich das Geburtsdatum Gillmanns aufgrund eines Eintrags
im Geburtsbuch der Gemeinde Merdingen (Mikrofilm im EAF; o.P) verifizieren ließ, wobei als Taufpaten der
Landwirt Ferdinand Süßle sowie eine Maria Seiinger (verheiratete Egloff) ermittelt werden konnten. Zur Geschichte
der Merdinger Familie Seiinger siehe Michael Bärmann: „So beschwerlich für einen Privatmann der
Einzug aller dieser Gefälle ist, so leicht würde derselbe für die Gnädigste Herrschaft seyn [...]". Neuaufgefundene
Archivalien zur Wirtschaftsgeschichte des Breisgaus. In: Schau-ins-Land 115, 1996, S. 45-70, passim.

21 Zum Todesdatum siehe Anm. 20. Weiter: Anzeigeblatt für die Erzdiöcese Freiburg Nr. 11, 7. Juli 1897, S. 68.

22 Sie war, wie nicht nur der in handschriftlicher Form kursierende Stammbaum der verzweigten Merdinger Familie
Hofert, sondern auch Zeugnisse aus den überlieferten Gillmannschen Hinterlassenschaftsakten belegen,
eine Tochter des Johann Georg Gillmann (1816-1894, Bruder Benedikt Gillmanns) und der Maria Anna Bärmann
(1815-1862) und mit Cornel Merkt (1847-1915) verheiratet. Zu Letzterem siehe Anm. 25.

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