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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
122.2003
Seite: 149
(PDF, 58 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2003/0149
Noch am Nachmittag des Sterbetages führte man, wie der Hinterlassenschaftsakte weiter zu
entnehmen ist, eine von Amts wegen erforderliche Bestandsaufnahme des Gillmannschen
Nachlasses durch. Für das hierbei erstellte Ermittelungsprotokoll62 zeichneten der Großherzoglich
Badische Notar Fuchs sowie der Waisenrichter Ludwig Bihler verantwortlich. Dieses
Dokument enthält nun nicht nur Hinweise auf die bereits im Testament namentlich aufgeführten
erbberechtigten Merdinger Verwandten, sondern auch detaillierte Angaben zum Wertpapierbesitz
des Verblichenen: Gillmann besaß, wie Fuchs und Bihler - wohl in enger Zusammenarbeit
mit der bei der Fertigung des Protokolls anwesenden Haushälterin - in Erfahrung
bringen konnten, insgesamt 30 Actien der Badischen Uhrenfabrik Actiengesellschaft in Furtwangen
N 470/92 aus 5 W/16.63 Einen genaueren Einblick in die Vermögens Verhältnisse des
Verstorbenen gewährt jedoch erst eine am 10. Juli 1897 (wiederum in Gegenwart des Waisenrichters
Bihler von Notar Fuchs) vorgenommene Niederschrift,64 die in umfassender Form
Aufschluss über die Fahrnisse und Forderungen gibt, die sich hinsichtlich der Gillmannschen
Erbmasse eruieren ließen. Zu dem genannten Termin erfolgte, wie dem besagten Dokument zu
entnehmen ist,65 die Testamentseröffnung. Hierbei persönlich anwesend war allem Anschein
nach jedoch nicht die gesamte Gruppe der Erbberechtigten, sondern lediglich die Haushälterin
des Erblassers, Maria Magdalena Flum,66 die laut Protokoll den letzten Willen ihres ehemaligen
Dienstherrn ausdrücklich anerkannte und zugleich dessen Vollzug beantragte.67 Das
Gillmann-Erbe setzte sich, wie der dem Vollzugsantrag angefügten Zusammenstellung zu entnehmen
ist, aus Fahrnissen im geschätzten Wert von rund 506 Mark68 sowie aus Forderungen,
die sich auf einen Betrag von insgesamt etwa 23580 Mark beliefen, zusammen, denen Schulden
in Höhe von ca. 15182 Mark gegenüberstanden, was ein Gesamtvermögen in Höhe von
rund 8904 Mark ergibt. Setzt man diesen Betrag zur damaligen Kaufkraft in Beziehung,69 so

Feld wird 4.29 aufgeführt, das Grab selbst wird als Nr. 5.6 bezeichnet. Aus dem Register des Sterbebuchs geht
außerdem hervor, dass die im Testament erwähnte Haushälterin Maria Magdalena Flum im gleichen Grab beigesetzt
wurde. Dies erklärt unter Umständen auch die Doppelnummer des Grabes. Ebd. folgt auf die Angabe
Grab N 5.6. noch die Notiz 2 Särg. Vermutlich wurde das Register des Sterbebuchs erst in späterer Zeit erstellt,
jedenfalls würde eine Spätdatierung eine Erklärung dafür liefern, dass die erst im Jahr 1925 verstorbene Haushälterin
Gillmanns in dieser Archivalie überhaupt Berücksichtigung fand (vgl. den Zeitraum der Eintragungen
in Anm. 60). Es ist nicht auszuschließen, dass die im Sterbebuch verzeichneten Namen Jung Bühler auf zwei
verschiedene Personen zu beziehen sind: Mit Jung dürfte der Freiburger Pfarrer Engelbert Jung gemeint sein (zu
ihm siehe Anm. 75), einen entsprechenden Amtsträger namens Bühler (o.ä.) konnte ich bislang leider nicht ermitteln
.

62 Eigentlich: Ermittelungs- und Siegelungsprotokoll, wobei der Titel des Formulars, da eine Siegelung unterblieb,
abgeändert wurde.

63 Später wurde die Anzahl der Aktien auf 35 Stück beziffert. Hierzu siehe Anm. 70 (zum möglichen weiteren
Schicksal dieser Wertpapiere siehe Anm. 78). Zur Geschichte dieser erst seit dem Jahr 1889 unter der genannten
Firmenbezeichnung bestehenden Aktiengesellschaft siehe Gerd Bender: Die Uhrenmacher des hohen
Schwarzwaldes und ihre Werke. Bd. 2. Villingen 1978, S. 126-131 (m. Lit.). Gemäß ebd., S. 131, lebte die 'Badische
Uhrenfabrik Aktien-Gesellschaft in Furtwangen' in der Nachfolgefirma 'Badische Uhrenfabrik GmbH',
'BADUF', Furtwangen, weiter. Wie mir Dr. Johannes Graf vom Deutschen Uhrenmuseum Furtwangen am 17.
Oktober 2001 brieflich mitteilte, stellte das genannte Unternehmen seinen Betrieb erst im Jahr 1983 ein.

64 Sie ist Teil der Hinterlassenschaftsakte.

65 Siehe ebd., S. 8.

66 So ebd., S. 9.

67 So ebd.

68 Ein detailliertes Verzeichnis der Gegenstände aus dem Nachlass Gillmanns (Fahrnißaufnähme), dem der soeben
genannte Schätzwert zu entnehmen ist, findet sich in der Hinterlassenschaftsakte.

69 Gemäß mündlicher Auskunft des Erzbischöflichen Archivoberrats Dr. Christoph Schmider vom 8. August 2001
entspricht die Kaufkraft der Mark um 1897 heute ca. 20 Euro. Ich persönlich würde aufgrund eigener Berechnungen
für einen niedrigeren 'Umrechnungskurs' plädieren. Übrigens findet sich unterhalb der im 'Freiburger
Boten' erschienenen Todesanzeige (hierzu siehe Anm. 59 und 75) eine Liste der Freiburger Marktpreise vom
29. Mai 1897. Dieser Zusammenstellung ist - um nur einige gängige Beispiele ins Feld zu führen - zu entnehmen
, dass ein Liter Milch 18 Pfennige, vier Eier 20 Pfennige, ein Truthahn 8-9 Mark und ein Pfund frische Butter
90-95 Pfennige kosteten. Allerdings dürfte eine lediglich auf Lebensmittelpreisen beruhende Schätzung der

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