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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
122.2003
Seite: 159
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vorläufig abzuwenden101 und - etwa im Hinblick auf eine zukünftige Unterstützung seitens der
Kirche - theologische Lehrveranstaltungen zu besuchen, muss zwar vorläufig offen bleiben,
doch lässt sich immerhin konstatieren, dass sich Gillmann wohl schon zu einem relativ frühen
Zeitpunkt und im universitären Rahmen für Fragen der Finanzen interessierte, ja vielleicht sogar
den ein oder anderen (vermutlich erfolglos verlaufenen) Versuch unternahm, im Bereich
der öffentlichen Verwaltung eine Anstellung zu finden.102 Immerhin war dem Gesuch des Petenten
um Aufnahme in das Freiburger Collegium alsbald Erfolg beschieden, kam die mit dem
Bittschreiben befasste Direktion doch bereits am 27. März 1848, also nur knapp eine Woche
nach der Niederschrift des Antrags, zu folgendem Ergebnis:

Wir halten dafür daß Benedikt Gillmann103 mit nächstem Sommerhalbjahre in das Collegium
aufzunehmen und von Verpflegungskosten auf Grund des Vermögenszeugnißes so
wie seiner übrigen angeschlossenen Zeugniße freizusprechen sei.104

War es die fortgesetzte löbliche Sparsamkeit des Stipendiaten oder einfach nur materielle Not,
die das neu aufgenommene Mitglied des Collegiums in der Folgezeit immer wieder dazu veranlassten
, seine Förderer mit brieflichen Bitten um die Erstattung von Ausgaben anzugehen?
Aufgrund einer ganzen Reihe weiterer schriftlicher Zeugnisse, die sich wiederum in der Personalakte
finden, erhalten wir nicht zuletzt auch Einblicke in die gesundheitliche Verfassung
des Theologiestudenten Gillmann. Die Reihe dieser Dokumente setzt ein mit einem Brief, der
vom 26. Januar 1850 datiert und der eine Bitte des theol. stud. Benedikt Gillmann um gefälligste
Bezahlung der ihm zugestellten Arznei=Rechnung aus dem Fonde des collegii theologici
zum Gegenstand hat. In diesem Gesuch heißt es kurz und bündig:

Der gehorsamst Unterzeichnete bittet Ew. Hochwürden, die Kosten der anliegenden
Arz[n]ei=Rechnung, im Betrage von zwei Gulden 18 Kreuzer aus dem Fonde obiger Anstalt
bestreiten zu wollen, da die monatliche Unterstützung schon durch die Befriedigung
der alltäglichen, unabweisbaren Lebensbedürfnisse gänzlich aufgezehrt wird.

Bedauerlicherweise überliefert die Personalakte weder die dieser Eingabe zugrunde liegende
Medikamentenrechnung noch etwaige ärztliche Gutachten zum Gesundheitszustand des Bittstellers
, so dass letztlich offen bleiben muss, ob es ernsthafte Beschwerden waren, die den Stipendiaten
dazu veranlasst hatten, eine medikamentöse Behandlung über sich ergehen zu lassen
. Immerhin deutet der Überlieferungsbefund darauf hin, dass der junge Student mehrfach
medizinische Hilfe in Anspruch nahm, wird man doch aufgrund des relativ späten Ausstellungsdatums
des nächsten erhaltenen Zeugnisses (11. März 1850) davon ausgehen dürfen, dass
in der Zwischenzeit weitere Behandlungen erfolgt waren. Da das entsprechende Dokument ein
Gutachten der Collegiumsleitung enthält, aus dem eine Beurteilung Gillmanns in Bezug auf
finanzielle Fragen ersichtlich ist, verdient es, eingehender zitiert zu werden:

In ihrem Berichte an Großh. Ministerium des Innern vom 19. Okt. v. J. N°. 216. hatt die
Aufsichtskommission bezüglich erkrankter Alumnen die Bestimmung getroffen, dass dieselben
die ärztliche Behandlung durch den Hausarzt Julius Blas105 unentgeltlich erhal-

101 Zur Fortsetzung der Studien siehe unten.

102 Dies ist der Eindruck, den ich im Verlauf meiner Durchsicht weiterer Dokumente aus der Personalakte gewonnen
habe, obwohl entsprechende Bewerbungen oder Hinweise zu solchen Bemühungen ebd. nicht überliefert
sind. (Erst in einem am 1. März 1875 in Engen verfassten Bittschreiben an das Freiburger Kapitelsvikariat deutet
Gillmann an, dass er darüber nachdenkt, angesichts des kärglichen Tischtitelgehalts von 300 Gulden jährlich
in die staatliche Verwaltung überzuwechseln.)

103 Name im Originaltext unterstrichen.

104 So der entsprechende Vermerk am linken Blattrand des Gesuchs vom 21. März 1848.

105 Julius Blas, Großherzoglicher Amtsassistenzarzt, gest. im Jahr 1878 in Freiburg (im Alter von 65 Jahren), war
der Vater der beiden Schwestern Julie und Camilla Blas (geb. 1842 und 1845; aus 1. Ehe [seit 1837] mit Wil-

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