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Deutschland" mit den zwei Gründungstöchtern „Bismarck"-Loge im „Orient" (Sitz) Berlin
und „Humanitas zur freien Burg" in Freiburg im Breisgau.4 Eine zweite war der auf monistischer
Weltanschauung basierende „Freimaurerbund Zur Aufgehenden Sonne" (FZAS) mit Sitz
in Nürnberg, begründet in der Zeit 1905/06 mit einem provisorischen Vorstand daselbst, gegründet
(konstituiert) am 28. Juli 1907 in Frankfurt am Main durch freireligiöse und freigeistige
Mitgliederlogen in Basel, Chemnitz, Mainz und Nürnberg sowie vereinsrechtlich registriert
am Königlichen Amtsgericht Nürnberg am 26. März 1908. Erster Ehrengroßmeister des
FZAS war Professor Dr. Ludwig Plate, Berlin, später Universität Jena und Direktor des eben
eröffneten Phyletischen Museums als Nachfolger auf dem Lehrstuhl des darwinistisch orientierten
Zoologen und monistischen Naturphilosophen Ernst Haeckel.5 In zwei unterschiedlichen
Zeiträumen suchte sich in Freiburg eine Tochter dieses Bundes ebenfalls zu formieren
- einmal vor und einmal nach dem Kriege. Gelingen konnte das aufgrund der durch den Ersten
Weltkrieg geprägten Zeitumstände jedoch erst kurz nach diesem, und zwar zunächst als
Ortsgruppe „Breisgau" im März und dann im Dezember 1920 als FZAS-Loge unter dem Namen
„Zur Brudertreue".6
Über die Entwicklung beider Logen, der Bauhütte „Humanitas zur freien Burg" sowie der
Nachkriegs-Bauhütte „Zur Brudertreue" und ihres Vorgänger-Kränzchens „Zum freien Geist
im Süden" aus der Vorkriegszeit, wird nun im folgenden berichtet.
Die Loge „Humanitas zur freien Burg"
Für die Stadt Freiburg war diese Bauhütte die erste freimaurerische Gründung im neuen Jahrhundert
. Ursprünglich eine suspendierte Odd-Fellow-Loge „Zur offenen Burg" Nr. 7 von Baden
in Offenburg,7 beschlossen ihre Mitglieder zunächst, sich in eine freie eklektische Freimaurerloge
umzubilden und sich hierbei keiner der existierenden Obedienzen in Deutschland
anzuschließen. In einem Beitritt solcherart vermochten sie „kein Förderungsmittel der Logenarbeiten
und Humanitätsbestrebungen zu erblicken". Ihre Zielsetzung, die sittliche und geistige
Veredelung des einzelnen Bruders, glaubten sie, mit dem so gewählten Gründungsmodus
allein erreichen zu können.8 Inwieweit ihnen bei der Errichtung doch eine Patenloge beiseite
stand, ist aus dem Quellenmaterial, von welchem der Verfasser momentan nur Bruchstücke hat,
nicht klar zu erkennen. Nach einer Bestandsauflistung von Tochterlogen im Deutschen Reich
aus dem Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin-Dahlem,9 soll diese Gründung
im März 1902 als Verein unter der Ludwigshafener Johannisloge „Zu den drei Rosen"
des christlichen „Freimaurer-Ordens" vollzogen worden sein. Dieser Behauptung steht jedoch
das vier Jahre spätere Gründungsdatum eben dieser Ludwigshafener FO-Loge mit „18. März
1906" entgegen.10 Nichtsdestoweniger gilt als gesichert, dass die neue Freiburger Bauhütte im
4 A. Paul Eberhardt: Von den Winkellogen Deutschlands. Freimaurerlogen neueren Datums im letzten Vierteljahrhundert
. Leipzig 1914.
5 Ernst Haeckel (16.2.1834 Potsdam-9.8.1919 Jena) veröffentlichte wegweisende Arbeiten zur Morphologie,
Systematik und Entwicklungsgeschichte niederer Meerestiere, propagierte seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts
den Darwinismus sowie die materialistische Deutung der Natur und suchte über sein philosophisches
System des Monismus einen Ausgleich zwischen Religion und Wissenschaft. Dies neben öffentlichen Vortrags-
veranstaltungen u. a. auch mit seinem 1899 erschienenen Buch „Die Welträthsel". Im Januar 1906 gründeten er
und einige Mitstreiter den Deutschen Monistenbund.
6 Mebes, Schau-ins-Land 121 (wie Anm. 3).
7 Der Unabhängige Orden der Odd Fellows, ein in England entstandener und in Logen vereinigter Bruderbund,
hat - abgesehen von seiner humanitären Zielsetzung, seinem Wohltätigkeitsstreben und Ritualähnlichkeiten -
keinerlei Bezüge zum freimaurerischen Logenwesen.
8 Eberhardt (wie Anm. 4), S. 47.
9 Renate Endler und Elisabeth Schwarze-Neuss: Die Freimaurerbestände im Geheimen Staatsarchiv Preußischer
Kulturbesitz. Band II: Tochterlogen. Frankfurt a. M. u.a. 1996, S. 112.
10 Ebd., S. 198.
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