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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
122.2003
Seite: 257
(PDF, 58 MB)
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Quellenauszüge wie die Rede von Gustav Struve in Frankfurt am 31. März 1848 (S. 34-36) oder das
Flugblatt mit den Forderungen des Volkes, das in Offenburg am 12. September 1847 entstand (S. 27) sowie
der Text des Heckerliedes (S. 48) bereichern die Lektüre. Der Buchtitel erinnert an ein berühmtes
Zitat von Friedrich Hecker nach der Entscheidung bzw. Niederlage in der Frankfurter Paulskirche. Es ist
kein Buch über die Badische Revolution, wie das Erscheinungsjahr 1998 vermuten lassen könnte, aber es
vermittelt in kurzer Form einen Überblick zu deren Entstehung und Verlauf. Berühmt geworden ist der
„Hecker-Zug", doch nach der Niederlage bei Kandern am 20. April 1848 floh Hecker als Bauer verkleidet
über die Schweizer Grenze. Die Revolution war damit noch lange nicht zu Ende. Während Hecker am
5. September ein Schiff bestieg, um nach Nordamerika zu reisen, flammten die Aktivitäten neu auf.
Hecker kaufte in Summerfield bei Belleville in Illinois eine Farm, wo er den Rest seines Lebens verbrachte
. Er gehörte zu den ersten Emigranten der Revolution, denen noch etliche folgen sollten.

Trotz der Fülle an Literatur, die sich mit Friedrich Hecker als Symbolfigur der badischen Revolution
oder seiner Zeit in den USA beschäftigen, ist dies kein überflüssiges Werk des Konstanzer Pressesprechers
und promovierten Germanisten. Mechthild Michels

Hans Schadek/Volker Ilgen/Ute Scherb: Ein badisches Leben. Leo Wohleb 1888-1955 (Stadt und
Geschichte. Neue Reihe des Stadtarchivs Freiburg i.Br. 19). Schillinger Verlag, Freiburg 2002.91 S., zahlreiche
Abb.

Als Abkömmling einer Familie, die „schon in den Freiburger Urkunden des beginnenden 13. Jahrhunderts
auftritt" und - wie er sich einmal gegen Anwürfe in der NS-Zeit verteidigte - „zu den Stiftern des
Freiburger Münsters" zählte, von der ein Seitenzweig „mit den Zähringern in die Schweiz auswanderte"
und andere Familienmitglieder in vorderösterreichischen Diensten zu Namengebern der Wiener Wohleb-
gasse geworden seien, so sah er sich selbst. Als „der kleine Herr" und „ein kleiner Diktator unter französischer
Oberherrschaft" wurde er von seinen politischen Gegnern verspottet. Leo Wohleb - eine Gestalt,
die bis heute Emotionen hervorruft und dabei geradezu als Synonym für die hitzige Südweststaatsdebatte
steht. Das Gedenkbuch, das das Stadtarchiv Freiburg zum Landesjubiläum herausgegeben hat, versucht
gegenüber solchen Verkürzungen bewusst, auf Quellenbasis ein Lebensbild Wohlebs zu zeichnen, das alle
wichtigen Lebensstationen in den Blick nimmt und ein Gesamtbild von seiner Person abgibt.

Den ersten Teil, Wohlebs Wirken bis 1945, stellt in bewährter Manier Hans Schadek dar: Schadek begleitet
Wohleb in seiner Kindheit und Jugend im katholischen Milieu Freiburgs mit den Leitbildern Heinrich
Hansjakob und Josef Schofer, in seiner Studienzeit, bei ersten pädagogischen Erfahrungen als Hauslehrer
und organisatorischen in der Zivilverwaltung während des 1. Weltkriegs, bei seinen wissenschaftlichen
Leistungen und schließlich bei einer ersten Tätigkeit im Ministerium, die 1934 abrupt endete.
Eindrucksvoll geschildert ist die NS-Zeit mit ihren alltäglichen Widerwärtigkeiten, denen Wohleb - nun
als Gymnasialdirektor in Baden-Baden - die unchauvinistische Liebe zur Heimat und das antike, im
Christentum vollendete Ideal der humanitas entgegensetzte.

Volker Ilgen und Ute Scherb widmen sich Wohlebs politischer Karriere nach 1945, die mit der Tätigkeit
als Referent in der neu gebildeten Kultusverwaltung begann und ihren Höhepunkt im Amt des badischen
Staatspräsidenten fand. Hatte es Wohleb zuvor schon verstanden, die von den Franzosen geforderte
„deprussiation" mit den Anliegen des politischen Katholizismus zu verbinden, so war sein
Bemühen nun darauf gerichtet, einen auf Naturrecht und katholischer Soziallehre aufbauenden und auf
Heimat gegründeten Staat zu schaffen. Schwerpunktartig werden der Weg zur badischen Verfassung von
1947, das Ringen um Bodenreform und Betriebsrätegesetz sowie Wohlebs Inszenierung von „Heimat"
herausgehoben. Die letzten Seiten sind dem Kampf um den Südweststaat und der anschließenden Tätigkeit
als Botschafter in Lissabon gewidmet. Dem Heft gelingt es, den Pädagogen und Politiker Wohleb
fern der holzschnittartigen Südweststaatsrhetorik zu zeigen. Die Kollage aus Darstellung, Bildern und
Quellentexten macht die Lektüre kurzweilig. Aufgrund mangelnder Vorarbeiten und kurzer Vorlaufzeit
müssen freilich auch viele Fragen offen bleiben. Da ist es erfreulich zu hören, dass die im Vorwort noch
als Desiderat eingeforderte Wohleb-Biografie mittlerweile an der Universität Freiburg entsteht.

Clemens Joos

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