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Wo Gott die Mitte ist. Ordensgemeinschaften in der Erzdiözese Freiburg in Geschichte und Gegenwart.
Hg. von Theodor Hogg und Bernd Mathias Kremer. Kunstverlag Josef Fink: Beuroner Kunstverlag,
Lindenberg 2002. 264 S., Abb., Karten.
Zu den Elementen langer Dauer in der abendländischen Geschichte gehört, dass Monialen und Mönche
Antworten auf Herausforderungen ihrer jeweiligen Zeit gegeben haben. Daran erinnert der vorliegende
Band. Acht Beiträge erhellen monastisches Leben in Südwestdeutschland, vornehmlich in der Zeit vom
18. bis ins 20. Jahrhundert. Stellvertretend für große Gestalten aus der Geschichte von Kirche und ,Welt'
seien genannt die hl. Lioba, Hermann der Lahme, Abt Gerbert, Alfred Delp und Edith Stein.
Im zweiten Teil stellen sich 61 (!) in der Erzdiözese wirkende Gemeinschaften vor. Nüchtern und unprätentiös
, werfen manche Zeilen Schlaglichter auf gesellschaftliches Leben unserer Tage. So wirken
,Missionarinnen der Nächstenliebe', 1950 von Mutter Teresa in Kalkutta gegründet, seit 1985 in Mannheim
. „Hier haben wir eine Suppenküche für Not leidende und hilfsbedürftige Menschen. Die meisten
von ihnen sind alkoholabhängig. Täglich kommen zwischen 20 und 60 Personen zum Essen. Sonntags
feiern wir die Heilige Messe mit den Menschen, und wir bieten auch Bibelkreise an. Außerdem besuchen
wir jeden Tag Familien und Alleinstehende, sowie Menschen in Krankenhäusern und Altersheimen. Wir
sind vier Schwestern; im Moment aus Indien, Polen, Albanien und Deutschland."
Ergänzend stellt ein Bericht das Forschungsprojekt ,Die Klöster auf dem Gebiet der Erzdiözese Freiburg
in der (kirchen-)historischen Literatur' vor. Anschriften der Ordensgemeinschaften, Verzeichnis der
Autoren, Register runden den Band ab. Zwei Karten zeigen, daß die Frauen- und die Männerkonvente,
vom Schwerpunkt Freiburg abgesehen, über die Diözese recht gleichmäßig verteilt sind.
Der sorgfältig redigierte Band mit hervorragend reproduzierten Abbildungen läßt sich als Einladung zu
gezielten Entdeckungsreisen verstehen, durch die Geschichte mit ihrem reichen kunstgeschichtlichen
Erbe bis in die Gegenwart. Norbert Ohler
Orts- und regionalgeschichtliche Literatur
Berns mutige Zeit. Das 13. und 14. Jahrhundert neu entdeckt. Hg. von Rainer C. Schwinges. Schulverlag
BLMV und Stämpfli Verlag, Bern 2003. 596 S., zahlreiche Abb., Pläne und Karten.
Wie schon der Titel zeigt, schließt sich dieses Buch direkt an den 1999 erschienenen Band „Berns große
Zeit. Das 15. Jahrhundert neu entdeckt." an (vgl. die Besprechung in Schauinsland 120, S. 311-312).
Dargestellt wird der große und vielschichtige Zeitraum von der Stadtgründung Berns um 1191 bis zum
Jahre 1405, dem Jahr des großen Stadtbrands, der das Gesicht der Stadt deutlich verändern sollte.
Die Herausgabe des Buchs steht zwar in konkretem Zusammenhang mit dem 650-Jahr-Jubiläum des
Beitritts Bern zur Eidgenossenschaft (1353), ist aber weit mehr als eine bloße Festschrift.
Der Beitritt zur Eidgenossenschaft war zweifellos ein wichtiges Ereignis, doch das Buch legt das Gewicht
auf eine Gesamtschau jenes komplexen und krisengeschüttelten Zeitraums, in dem sich die noch
junge Stadt behaupteten und durchsetzen musste. Weitere Bände sollen in den kommenden Jahren das
Feld bis in die Gegenwart abdecken und damit eine moderne Geschichte von Stadt und Kanton zur Verfügung
stellen.
Aufbau und Ausstattung behalten die bereits bewährten Grundlinien bei. Auch bei diesem Band ist die
großzügige Ausstattung mit aussagekräftigen (und schönen!) Karten, Bildern und Faksimilen hervorzuheben
, die das Lesen zu einem angenehmen Erlebnis werden lassen.
In sechs großen Kapiteln wird dann unter Einbezug zahlreicher Einzelaspekte ein breites Panorama
Berner Geschichte entfaltet.
Im Kapitel „Stadtgründung" wird der reichhaltige neuere Forschungsstand zur Gründungsgeschichte
und sein Stellenwert innerhalb der zähringischen Herrschaftspolitik zusammengefasst; hier waren auch
die beiden Freiburger (bzw. Ex-Freiburger) Historiker Thomas Zotz und Dieter Geuenich mit einem Beitrag
über das Hochadelsgeschlecht der Zähringer als Rektoren von Burgund und Städtegründer beteiligt.
Das zweite große Kapitel unter dem Titel „Große Kräfte: Mit- und Gegenspieler" analysiert das Kräftefeld
zwischen König, Habsburgern, den Grafen von Savoyen und anderen großen hochadligen und städtischen
Mächten, in dem sich die junge Stadt behaupten musste. Besonders der Beitrag von Carl Pfaff,
der das Verhältnis zu den bedeutendsten städtischen Rivalen Berns, Freiburg i.Ü. und Solothurn, im
Überblick darstellt, zeigt, dass sich die Stadt auch mit gefährlichen städtischen Konkurrenten auseinan-
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