Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
122.2003
Seite: 267
(PDF, 58 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2003/0267
Einmal mehr wird dabei deutlich, wie stark das Barockzeitalter den Breisgau geprägt hat. Möglich werden
auch Seitenblicke auf eine Adelskultur, die durch Schloss- und Kirchenbauten, Begräbnisse, Stiftungen
und, wie im Fall des Grafen Duran in Neuershausen (S. 142), durch importierte Heilige eng mit der
Ortsgeschichte verzahnt ist. Obwohl man zu vielem gerne noch mehr erfahren würde, wird das in diesem
Rahmen gesteckte Ziel vollauf erreicht: Ein repräsentativer und informativer Bildband, der sich an ein
breites Publikum wendet, zur Spurensuche vor Ort und zum Weiterfragen einlädt. Clemens Joos

Musik am Freiburger Münster. Hg. von Christoph Schmider. Rombach Verlag, Freiburg 2002. 275 S.,
zahlreiche S/W-Abb., kartoniert.

Die Geschichte des Münsters unter dem Gesichtspunkt der Musik, sozusagen als Klangraum zu behandeln
, ist ein ergiebiges und beschwingtes Thema. Der Historiker und Musikwissenschaftler Christoph
Schmider, Leiter des Erzbischöflichen Archivs, hat sich dessen angenommen als Herausgeber eines Bandes
mit Beiträgen von acht Autoren.

Walter Salmen untersuchte das Bildprogramm des Münsters nach Darstellungen zur Musik. Er fand
reichlich Material von mittelalterlichen Skulpturen wie den Tuba blasenden Engeln über viele unbekannte
Details wie Engelskonzerte auf Gemälden mit technisch exakter Wiedergabe der Instrumente bis hin zu
schmückendem Beiwerk auf Epitaphen der Neuzeit.

Gabriele Busch-Salmen schreibt über die Türmer auf dem Münster und illustriert ihren Beitrag mit
einem prächtigen Foto von 1909, das den Münsterwärter Salomon Baldinger in einem dicken Pelzmantel
mit einem über mannshohen Horn zeigt. Ihre ältesten Dokumente fand sie im Stadtarchiv, denn die
Türmer standen in städtischen Diensten; aber auch das Universitätsarchiv war ergiebig. Die Autorin fand
auch Hinweise auf die musikalischen Anforderungen des Türmerdienstes, die sich keineswegs auf das
Blasen von Warnsignalen beschränkte.

Kurt Kramer schreibt über die Geschichte des Münstergeläuts. Im Mittelpunkt steht die mächtige Hosanna
. Sie ist die älteste Angelusglocke Deutschlands, gegossen 1258 und mit der zeitlosen Schulterinschrift
„O rex glorie veni cum pace" versehen. Sie entging allen Begehrlichkeiten fremder Eroberer,
Kriegsrequisitionen und dem Fliegerangriff von 1944, selbst die radikale Erneuerung des Geläuts von
1959 hat sie überdauert. Wehmütig gedenkt der Autor der Rosenlächner-Glocken aus dem 19. Jahrhundert
, die damals geopfert wurden.

Hans Müsch nahm sich der Geschichte der Orgeln im Münster an. Die Klangwelt des Innenraums
wurde über 300 Jahre lang von einer Orgel aus dem Jahr 1545 geprägt. Sie stammte aus der Werkstatt des
Ravensburger Meisters Jörg Ebert, klebte in luftiger Höhe an der Langhauswand und wurde deshalb
„Schwalbennest" genannt. Sie konnte genau zu der Zeit in Dienst genommen werden, als in Straßburg
und Basel wegen der Reformation die Orgeln verstummten. Im 19. Jahrhundert finanzierte ein englischer
Kenner alter Instrumente ihre Renovierung. In den 1920er Jahren musste sie aber schließlich in zeitlicher
Nähe zur Hundertjahrfeier des Erzbistums und des Freiburger Katholikentages einer neuen Orgelanlage
weichen. Hans Müsch verfolgt die Geschichte der Münsterorgeln detailliert bis zum Ist-Zustand, der mit
vier Orgeln, zu bedienen von einem Spieltisch aus, eine hinreißende Quadrophonie ermöglicht.

Ab dem 15. Jahrhundert lassen sich Musikerpersönlichkeiten als Individuen fassen. Lorenz Welker
stellt die Komponisten Heinrich Laufenberg, Othmar Nachtgall, latinisiert Luscinius, und Hans Hüßler
als bedeutende Gestalten der oberrheinischen Musikgeschichte vor. Ihre Anwesenheit verdankte Freiburg
zu einem guten Teil der neugegründeten Universität. Eine Leitfigur im 18. Jahrhundert war der Münsterorganist
Franz Anton Maichelbeck (1702-1750), der zum Tod Kaiser Karls VI. 1740 ein Requiem komponierte
. Studien in Rom hatten seinen Horizont erweitert. Der Beitrag über Maichelbeck geht auf Arbeiten
von Manfred Schuler (2001 f) zurück.

Christoph Schmider behandelt die zweite Hälfte des 18. Jahrhundert, die Wandlung des Zeitgeistes parallel
zur Verbreitung der Ideen der Aufklärung. Sein Beitrag beruht auf intensiven Quellenstudien und
antwortet auf ganz konkrete Fragen bis hin zur Finanzierung des Musikbetriebs am Münster, den seit 1770
ein Musikdirektor leitete, der über einen festen Etat verfügte. Schmider führt auch durch das 19. und ins
20. Jahrhundert: Die Gründung der Domkapelle, bestehend aus Chor und Orchester, 1838 trug der Erhebung
des Münsters zur Bischofskirche Rechnung. Der Titel „Domkapellmeister" wurde eingeführt, sein
Pflichtenkanon erweitert. In Kurzbiographien stellt Schmider die Amtsinhaber vor, sechs Personen in 160
Jahren: Leopold Lumpp, gefolgt von drei Mitgliedern der Walldürner Familie Schweitzer, Franz Stemmer
und Raimund Hug.

267


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2003/0267