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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 11
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Manegold von Gündlingen, Sigbot von Riedheim, Werner von Tunsei, Altmann von Bettmaringen
und schließlich Nogger von Hürrlingen.20

Adelbert von Boll zählte demnach zum Umfeld der Grafen von Nellenburg, die durch ihre
Klosterstiftung in Schaffhausen zu den aktivsten Familien des Reformadels des 11. Jahrhunderts
gehörten.21 In der Zeit von 1091 scheinen die Nellenburger in besonders engem Kontakt
zu Familien aus dem nördlichen Breisgau gestanden zu haben. Zudem ist auch die gemeinsame
Zeugenschaft mit den Nimburgern und den Herren von Emmendingen zu betonen, da
diese beiden Familien zu einer weit verzweigten Verwandtschaft und dem vornehmsten Breis-
gauer Adel gehörten.22

Da Adelbert sich nach Boll benannte, ist dieser Ort als Mittelpunkt seines Herrschaftsbereichs
anzusehen. Hier dürften seine Besitztümer konzentriert und sein Wohnsitz gewesen sein.
Es ist denkbar, dass sich dieser bereits im Vorgängerbau des noch heute bestehenden Bollhofs
befand, der damit schon damals eine zentrale wirtschaftliche und herrschaftliche Funktion gehabt
hätte. Zudem zeigt die Zubenennung Adelberts nach Boll, dass der Ort als eigenständig
angesehen wurde und von Uffhausen zu unterscheiden war. Vermutlich bestand diese Unterscheidung
bereits im Jahr 873, so dass sich die besagte Schenkung von Gütern in Uffhausen
nicht auf Güter in Boll beziehen kann. Demnach dürfte auch der Uffhausener Hof des Erle-
bald nicht im Bollhof zu sehen sein, sondern muss andernorts in Uffhausen gesucht werden.
Überhaupt waren die Mittelpunkte der Orte Boll und Uffhausen wohl deutlich voneinander geschieden
. Während sich Uffhausen im Wesentlichen längs der heutigen Andreas-Hofer-Straße
ausdehnte und mit der Peter- und Paulskapelle, dem Vogtshof und wahrscheinlich einer Ortsburg
seinen Mittelpunkt im Unterdorf besaß,23 lag der zentrale Wirtschaftshof in Boll mitsamt
den zugehörigen Häusern weiter oberhalb und östlich von Uffhausen (Abbildungen 2 und 3).

Für eine bis in die Neuzeit währende Unterscheidung zwischen Boll und Uffhausen gibt es
zahlreiche Indizien in den Quellen. Noch in dem nach Ortsteilen strukturierten Kirchenbuch
des Pfarrvikars Ignaz Matheus Rauch von 1756 wird der Bollhof als von Uffhausen gesonderter
Ortsteil geführt.24 Im Häuserbeschrieb des Pfarrers Vinzenz Zahn von 1811, zu dem er
eine eigenhändig gezeichnete Karte anfertigte, ist Boll jedoch nicht mehr als eigenständig verzeichnet
.25 Vielmehr geht aus der gesüdeten Karte hervor, dass Uffhausen längs der heutigen
Andreas-Hofer-Straße an Boll herangewachsen war.

20 Aufschlüsselung der Ortsnamen nach Baumann (wie Anm. 4), S. 19: Herrlingen, Kirchheim und Denkingen in
Württemberg, Tengen im Kreis Konstanz, Riedheim, Bettmaringen und Hürrlingen im Schwarzwald-Baar-Kreis.

21 Vgl. Karl Schmid: Adel und Reform in Schwaben. In: Investiturstreit und Reichsverfassung. Hg. von Josef
Fleckenstein (Vorträge und Forschungen Bd. 17). Sigmaringen 1973, S. 295-319.

22 Vgl. Wolfgang Stülpnagel: Grundherrschaften und Grundbesitzer. In: Freiburg im Breisgau. Stadtkreis und
Landkreis. Amtliche Kreisbeschreibung. Bd. 1,1. Hg. vom Statistischen Landesamt Baden-Württemberg in Verbindung
mit der Stadt Freiburg im Breisgau und dem Landkreis Freiburg (Die Stadt- und Landkreise in Baden-
Württemberg). Freiburg 1965, S. 275 f.; vgl. Parlow (wie Anm. 19), S. 45 ff.; vgl. Boris Bigott/Bertram Jenisch
: Emmendingen. In: Die Burgen im mittelalterlichen Breisgau. Teil I: Nördlicher Breisgau, Halbband A-K.
Hg. von Alfons Zettler und Thomas Zotz (Archäologie und Geschichte Bd. 14). Ostfildern 2003, S. 120-133.

23 Im Bereich der Kreuzung Andreas-Hofer-Straße/Blumenstraße/Im Glaser; vgl. cHans Stärk: Die Peter-und-
Pauls-Kapelle in Uffhausen. In: Chronik Freiburg-St. Georgen (wie Anm. 4), S. 42 ff. Seit wann dieser Mittelpunkt
und insbesondere die Kapelle bestehen, muss jedoch offen bleiben. Stärk mutmaßt wegen der Patrozinien
eine Entstehung möglicherweise in der Gründungszeit Uffhausens, vgl. Notheisen (wie Anm. 2), S. 1080; vgl.
Heinrich Roth: St. Peter und St. Martin bei Waldkirch. Ein Beitrag zur Frühgeschichte des Elztales unter
Berücksichtigung der St. Peters- und St. Martinskirchen im Breisgau. Waldkirch 1953, S. 34 f. Dies ist jedoch
angesichts der Pfarrkirchenfunktion der Hartkirche für Uffhausen zweifelhaft. Die Kapelle ist wohl als spätere
Filiale der Pfarrkirche anzusehen. Frühester gesicherter Hinweis auf ein Gotteshaus in Uffhausen ist laut Stärk
die Nennung eines Pfarrrektors ebendort aus dem Jahr 1437; zur Burg vgl. Ansel-Mareike Andrae-Rau/Boris
Bigott: St. Georgen. In: Die Burgen im mittelalterlichen Breisgau. Teil I: Nördlicher Breisgau, Halbband L-Z.
Hg. v. Alfons Zettler und Thomas Zotz (Archäologie und Geschichte Bd. 15), im Druck; vgl. Notheisen (wie
Anm. 2), S. 1074.

24 Stärk (wie Anm. 4), S. 313.

25 Zahn (wie Anm. 4).

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