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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 54
(PDF, 49 MB)
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Bei Josef Benzing fällt auf, dass er in seinem Werk - zumindest bezüglich Johann Schott -
die für die Margarita philosophica wichtige Spezialliteratur nicht erwähnt. Sehr wahrscheinlich
hat er bereits in seiner ersten Auflage von 1963 den Beitrag Robert von Srbiks nicht
berücksichtigt und auch in der zweiten Auflage von 1982 das seit 1963 erschienene neue
Schrifttum, insbesondere Geldsetzer (1973), nicht in seine Darstellung einbezogen. Auch eine
genauere Erforschung der Lebensumstände von Johann Schott, wie sie zwei Jahrzehnte später
Lucia Andreini durchgeführt hat, fehlt bei Benzing. Er beschränkt sich auf den Hinweis,
Einzelheiten zum Aufenthalt von Johann Schott in Freiburg seien „noch nicht restlos geklärt".
Aus dem Text auf Seite 139 (1963) bzw. Seite 148 (1982) ist zu entnehmen, dass Benzing davon
ausgeht, Johann Schott sei auch während der fraglichen Zeit in Straßburg als Drucker fest
ansässig gewesen, was auf einem Irrtum beruht.

Die nicht umfangreiche, aber sehr fundierte Einleitung der von Lutz Geldsetzer bearbeiteten
Faksimile-Ausgabe überzeugt in allen Teilen; frühere Veröffentlichungen werden von ihm
nachprüfbar zitiert und ausgewertet. Sein Ergebnis lautet: „Die erste (Ausgabe) kam 1503 zu
Freiburg bei Johann Schott, die zweite im folgenden Jahr ebenfalls bei Johann Schott und wohl
auch in Freiburg heraus."

Wolfgang E. Stopfel behandelt ein sehr umfangreiches Thema, in dem Einzelheiten über den
Druck der Margarita philosophica nur eine untergeordnete Rolle spielen. Er beschränkt sich
auf die Feststellungen, wie sie auch Geldsetzer getroffen hat.

Bei der „Einleitung" von Lucia Andreini zu der Faksimile-Ausgabe von 2002 handelt es sich
um eine umfangreiche und sorgfältige Abhandlung über Leben und Hauptwerk des Gregor
Reisch unter Auswertung der erreichbaren Quellen und des Schrifttums. Die Ergebnisse ihrer
Nachforschungen zur Biographie von Johann Schott ergänzen die Ausführungen bei von Srbik,
Geldsetzer und Stopfel. Wichtigstes Resultat ist aus Freiburger Sicht, dass Johann Schott bereits
während seines Studiums in Freiburg (ab 1490) Gregor Reisch als seinen Hochschullehrer
kennen gelernt hatte, dass er nach dem Tod seines Vaters (1499) zunächst dessen Druckerei in
Straßburg fortführte, aber in der Folgezeit ab 1503 seine Druckerei nach Freiburg verlegte und
dort - mit Unterbrechungen - auch in den folgenden Jahren tätig war, ehe er 1509 die Druckeltätigkeit
in seiner Heimatstadt Straßburg wieder aufnahm. Diese Feststellungen lassen sich
auch gut vereinbaren mit einer vorübergehenden Tätigkeit in Basel, vor allem bei Michael
Furter. Überraschend in der Arbeit von Lucia Andreini bleibt nur, dass sie - aus welchen
Gründen auch immer - nicht Freiburg sondern Straßburg als Druckort der zweiten Ausgabe
annimmt, obwohl diese Schlussfolgerung ihren eigenen Angaben über die Druckertätigkeit von
Johann Schott in Freiburg ab 1503 und die Wiederaufnahme seiner Druckertätigkeit in
Straßburg ab 1509 widerspricht und sich auch mit den von ihr zitierten Vermerken in den beiden
ersten Ausgaben nicht vereinbaren lässt; denn diese sprechen nach Wortlaut und Sinn für
Freiburg als Druckort auch der zweiten Ausgabe der Margarita philosophica - zumindest bis
zum überzeugenden Nachweis der Alternative Straßburg.

Würdigung

Gregor Reisch und sein Hauptwerk sind viel gelobt worden.54 Nach dem Urteil des Erasmus
von Rotterdam wurden die Worte von Gregor Reisch bei den Deutschen wie ein Orakel aufgenommen
. Johannes Piemontanus beschreibt Reisch 1508 als einen hochgelehrten Mann,
Philosophen, Redner und Dichter, der in geistlicher und weltlicher Wissenschaft gleichermaßen
bewandert sei und der sein Werk mit wunderbarer Feinheit aus geistlichen wie weltlichen
Schriften zusammengewebt habe. Ulrich Zasius lobt die Margarita philosophica in
einem Gedicht, das in späteren Ausgaben abgedruckt ist. Gregor Reisch selbst charakterisiert
seine Enzyklopädie recht genau, wenn er schreibt, dass an Zitaten der Klassiker, insbesondere

54 Ausführlich bei Münzel (wie Anm. 1), S. 11 ff., 83 und 87 sowie von Srbik/Lhotsky (wie Anm. 12), S. 20 ff.

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