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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 70
(PDF, 49 MB)
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Andererseits wirkten Flugschriften der Vereine in der Öffentlichkeit, indem sie das politische
Programm und die Standpunkte des Vereins verbreiteten. Dies konnte durch Aufrufe, Berichte
, programmatische Punkte oder in Form von Forderungen und öffentlichen Erklärungen
geschehen. So hieß es in einem anderen Flugblatt der Volksvereine:

Der Volksverein zu Mannheim erklärt: Seit ihrem Bestehen war es die Aufgabe der Volks- Vereine, auf
der Macht des Volksrechtes zu stehen. Sie haben diese ihre Aufgabe auch gegenüber der Nationalversammlung
durch unnachsichtliche Kritik aller ihrer Beschlüsse und Handlungen ausgeübt. Die Nationalversammlung
hat endlich eine Verfassung beschlossen, welche wir weder in allen Theilen billigen,
noch als den wirklichen Ausdruck des Majoritätswillens der Deutschen zu erkennen vermögen. Obgleich
aber die Mängel dieser Verfassung wesentlich darin bestehen, daß dieselbe das Fürstenthum, den Krebsschaden
unseres Vaterlandes, nicht vernichtet, vielmehr das Prinzip der sogenannten constitutionellen
Monarchie anerkannt und durchgeführt hat; obgleich den Fürsten Befugnisse belassen wurden, welche
aus einer Zeit des Landes und Hochverrathes gegen das deutsche Reich herrühren; - hat ein Theil dieser
bevorzugten Unterthanen es dennoch gewagt, der letzten Errungenschaft der Revolution, dem mehr als
gemäßigten Ausspruche der Nationalversammlung offen oder geheim, direkt oder indirekt die Anerkennung
eines rechtlichen Bestandes zu versagen, der Volksrevolution den Krieg anzukündigen, und die Con-
terrevolution zu bereiten ...

Mit dieser Erklärung verbinden wir die Forderungen, daß die Reichsversammlung zu Frankfurt die
Oberhauptsfrage, welche durch die Erklärung des preußischen Königs zur offenen geworden ist, in entschieden
demokratischem Sinne löse, da sie nur in diesem Falle darauf rechnen kann, daß das Volk unbedingt
und ohne Rückhalt für die Verfassung unseres Vaterlandes in den Kampf gehe, da sie nur in diesem
Falle mit der vollen Kraft des Volkes den Kampf gegen die Volksfeinde zu Ende führen kann.53.

Die Erklärung in diesem Flugblatt hatte eine doppelte Funktion. Einerseits wandte sich der
Volksverein Mannheim an die Öffentlichkeit, um seine Position zu erläutern, indem er in der
Flugschrift auf aktuelle politische Themen einging. Andererseits wurde er agitatorisch und
propagandistisch wirksam und versuchte den Leser mit Argumenten zu überzeugen und für die
Politik der Volksvereine zu gewinnen.

In eine ähnliche Richtung gingen jene Flugschriften, die zur Gründungsversammlung eines
Vereins aufriefen. Diese Flugschriften informierten den Leser über den Sinn und Zweck sowie
die politischen Ziele des Vereins und versuchten ihn mit diesen Argumenten zu gewinnen. In
einer Ankündigung zur Gründung eines Vaterländischen Vereins in Freiburg hieß es:

Diese Strömung der nationalen Einheit hat vor allem zwei Zielpunkte bestehend in der Gründung der
Einheit und der Freiheit des deutschen Vaterlandes. (...)

Vereinigen Sie sich daher mit uns, verehrte Mitbürger, um durch vereinte Kraft die Erhaltung und Befestigung
der Freiheit zu bewerkstelligen, die nationale Einheit zu erstreben, und die Schmach, das Elend
und alle Schrecken der drohenden Anarchie vom teuren Vaterlande abzuwenden. (...)

Alle diejenigen hiesigen Bürger und staatsbürgerliche Einwohner, welche mit den in diesem Programm
ausgesprochenen Grundsätzen und der darin bezeichneten Richtung des zu bildenden Vereines einverstanden
und also gesonnen sind, diesem Vereine selbst beizutreten, werden höflichst gebeten, sich am
Sonntag den 18. D. M. frühe 10 Uhr im städtischen Kaufhaussaale zu versammelnd

Eine weitere Funktion hatten die Flugblätter der Vereine in der Auseinandersetzung mit dem
politischen Gegner und in der Richtigstellung von Vorwürfen und Unterstellungen.

So begegnete am 30. März 1848 Joseph Hägele verschiedenen Gerüchten55 und versuchte

53 Ebd., Blätter 221 und 222.

54 Ebd., Blatt 171.

55 Gerüchte spielten während den Revolutionsjahren von 1848/49 eine nicht zu unterschätzende Rolle. Sie dienten
dazu, Ängste oder Hoffnungen zu schüren oder zu dämpfen, zu solidarisieren und zu entsolidarisieren. Die
Behörden nahmen Gerüchte für gewöhnlich sehr ernst und versuchten, ihnen entgegenzutreten, Wolfgang von
Hippel: Revolution im deutschen Südwesten. Das Großherzogtum Baden 1848/49. Stuttgart/Berlin/ Köln 1998,
S. 219 ff.

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