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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 81
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zen und der vollen Überzeugung sind, daß sie auch ohne dies alles aufbieten würde, um stets Ordnung
und Ruhe in unserer Stadt zu handhaben, so sehen wir uns dennoch veranlasst, dem vielseitig ausgesprochenen
Wunsche zufolge zum Schutze der hiesigen Einwohner eine Bürgerwache ...zu errichten, und
fordern daher sämtliche Bürger, die sich hierbei zu betheiligen wünschen, auf, sich in die zu diesem
Behufe in der Gemeindekanzlei aufliegenden Listen einzuschreiben.™

Die Bürgerwache in Freiburg wurde in der Mehrheit von republikanischen Studenten gebildet
und vom Kameralistikstudenten Friedolin Schinzinger kommandiert. Einige Professoren
beteiligten sich zudem als Rottenführer.105 Die Gründung der Freiburger Bürgerwache fand
noch vor der Verabschiedung des Bürgerwehrgesetzes vom 1. April 1848 statt und musste sich
deshalb an den Richtlinien der Verordnung vom 28. Mai 1810 orientieren.

Auch in anderen Städten wurden in jenen Monaten Bürgerwehren aufgestellt. So informierte
in Konstanz ein vom Ausschuss der Volksbewaffnung herausgegebenes Flugblatt über die Beschlüsse
der Versammlung der hiesigen Wehrmänner in Bezug auf den Zeitpunkt und die Modalitäten
des Einschreibens für den Dienst in der Wehrmannschaft, betreffend der dienstpflichtigen
Personen und bezüglich der Dienstregeln. Der Aufruf schien in Verbindung einer
unterschwellig vorhandenen revolutionären Grundstimmung in der Konstanzer Bevölkerung
einen recht großen Widerhall gefunden zu haben. Dadurch konnte eine Bürgerwehr von etwa
400 Mann mobilisiert werden.106

Aufrufe zur Teilnahme an den Volks- und Bürgerwehren gab es auch während der Reichsverfassungskampagne
und den militärischen Auseinandersetzungen zwischen den preußischen
und den badischen Truppen. So wurde mit voller Zuversicht erwartet, daß uns die gesamte
Einwohnerschaft der Stadt Freiburg in unserem eifrigen Bestreben für Aufrechterhaltung der
Ordnung kräftig unterstützen, und allen zu obigem Zwecke erforderlichen Anordnungen unweigerlich
Folge leisten wird.107 Die Bekanntmachung umfasste zusätzlich eine Verfügung, in
welcher über Ort und Zeitpunkt des Einschreibens und über die Konsequenzen bei der Nichtfolgeleistung
informiert wurde.108 Damit übte dieses Flugblatt, gleich wie jenes aus Konstanz,
eine doppelte Funktion aus. Zum einen hatte es für die Angesprochenen eine rein informative
Funktion, zum anderen übte es aber auch Druck auf die Betroffenen aus.

Die drei obigen Flugblätter stehen als Beispiele für all die Aufrufe zum Dienst in den Volksund
Bürgerwehren während der Revolutionszeit von 1848/49. Sie dienten der Mobilisierung
der Bevölkerung und bildeten gleichzeitig den Ausgangspunkt für die Organisation von Völksund
Bürgerwehren. Neben diesen Aufrufen zur Teilnahme an den Volkswehren standen Aufrufe
zur Spende von Naturalien oder Informationen über die Abgabe von persönlichen und gemeindeeigenen
Gewehren zur Bewaffnung der Truppen.109

Flugblätter dienten den militärischen Einheiten auch zur internen Kommunikation. So hieß
es in einem Flugblatt:

Tagesbefehl. Morgen früh 7 Uhr haben sich sämtliche in Freiburg befindliche Truppen auf dem Carlsplatze
zu versammeln. Das erste Regiment in Compagnie-Colonnen bildet den rechten Flügel, das zweite
und dritte schließen sich an, Front gegen den Schlossberg.

Hinter den Linien Truppen stellt sich die gesamte Volkswehr in ihren einzelnen Abtheilungen auf.

Die Artillerie hinter der Infanterie in Batterie-Colonnen.

Freiburg, den 2. Juli 1849. Der Ober-Commandant. Sigel.uo

104 StadtAF, Dvd 7680 RARA, Teil 1, Blatt 5.

105 Haumann/Schadek (wie Anm. 56), S. 94.

106 Revolution im Südwesten (wie Anm. 22), S. 323.
'07 StadtAF, Dvd 7680 RARA, Teil 1, Blatt 312.

los Vgl (iazu Jeu folgenden Textausschnitt: Daß im Laufe der nächsten drei Tage von heute an eine genaue Revision
stattfinden wird, um die Säumigen in Erfüllung ihrer Bürgerpflicht durch ernstlichere Maßregeln anhalten
zu können, ebd.

109 Vgl. ebd., Blätter 305, 307, 317 und 318.

110 Ebd., Blatt 337.

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