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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 90
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gier gewählt wurde. Der Dey ernannte die Beys, die für die Regierung der einzelnen Provinzen
des Landes zuständig waren.

Bis 1830 war Algier ein wichtiger Stützpunkt der Korsaren, die mit ihren Kaperschiffen den
Handel im Mittelmeer bedrohten und nur gegen Zahlung hoher Schutzgelder die Handelsschiffe
unbehelligt ließen. Bereits 1815 führten deswegen die Amerikaner einen kurzen Krieg
gegen Algier. Endgültig zerstörte aber erst Frankreich die türkische Herrschaft. Schon seit
1815 hatten sich die französischen Beziehungen zum Dey in Algier verschlechtert, da der Dey
große Schulden beim französischen Staat hatte. Unmittelbarer Auslöser des Krieges war dann
eine diplomatische Affäre: Ein französischer Gesandter, der zu Verhandlungen nach Algier geschickt
worden war, soll vom Dey geohrfeigt worden sein. Ab 1830 eroberten die Franzosen
Algier, die Küstenstädte Oran und Böne (heute Annaba) folgten rasch. Die lange und äußerst
blutige Eroberung des Landesinneren, die sich bis in die 1860er-Jahre hinzog, war keineswegs
von Anfang an geplant; lange Zeit war man sich unsicher, ob man nicht nur die Küstengegend
erobern solle. Entsprechend ungeplant und chaotisch war anfangs die Besiedelung des Landes,
für die nicht nur Auswanderer aus Frankreich, sondern auch aus verschiedenen anderen europäischen
Ländern angeworben wurden. Außerdem waren in den Reihen der Fremdenlegion,
die während der Eroberung Algeriens gegründet wurde, zahlreiche Ausländer zu finden.

Schon auf den ersten Auswandererschiffen, die 1830 nach Algerien kamen, befanden sich
einige Badener. Doch die Kolonisation der 1830er-Jahre war noch recht geringfügig und
scheint auch nicht sehr erfolgreich gewesen zu sein; der Krieg zwischen französischen Eroberern
und der einheimischen Bevölkerung Algeriens war noch in vollem Gange und die Siedlungsbedingungen
waren dementsprechend schlecht. Im Laufe der 1840er-Jahre hatte sich
nach Einschätzung der Behörden die Lage verbessert, wie man einem Bericht des badischen
Gesandten in Paris aus dem Jahre 1844 entnehmen kann.2 Allerdings blieben die Auswandererzahlen
zunächst weiterhin gering: Im Zeitraum zwischen 1840 und 1852 wanderten insgesamt
lediglich 348 Badener nach Algerien aus.3 In den Akten des Bezirksamts Breisach ist für
die Zeit vor 1853 nur eine Auswanderung nach Algerien erwähnt.4 Außerdem waren die Berichte
, die beim badischen Innenministerium ankamen, weiterhin negativ. So heißt es in einer
Aktennotiz des Innenministeriums aus dem Jahr 1846: Nach eingelaufenen Nachrichten ist
eine große Anzahl nach Algier ausgewanderter Familien theils aus diesem Lande, theils von
der Reise dahin zurückgekehrt und allen Vermögens verlustig in größtem Elende auf deutschem
Boden wieder angekommen oder noch auf der Heimreise befindlich. Die von den Zurückgekehrten
gemachten Angaben liefern ein sehr trauriges Bild von dem Loose, welches die Auswanderer
in jenem Land zu erwarten haben.5

1853 erhöhte sich die Zahl der Auswanderer schlagartig: 841 Badener gingen in diesem Jahr
nach Algerien, 1854 sogar 1036.6 Aus dem Amtsbezirk Breisach sind für das Jahr 1853 29 Auswanderungsfälle
belegt. 1854 ging diese Zahl dann wieder auf 7 Fälle zurück, um sich bis 1862
bei einem oder zwei Fällen pro Jahr einzupendeln. Nach 1862 ist für die Kaiserstuhlregion gar
keine Auswanderung nach Algerien mehr überliefert. Im restlichen Baden kam sie nur noch

2 Hermann Baier: Badische Gräber in Algerien. In: Mein Heimatland 24, 1937, S. 74-80, hier S. 74.

3 Ebd.

4 Für das Bezirksamt Breisach liegt keine Auswanderungsstatistik vor. Wenn von der Zahl der „Auswanderungen"
oder von „Auswanderungsfällen" die Rede ist, bezieht sich das immer auf die Zahl der in diesem Jahr angelegten
Einzelakten über Algerienauswanderer, die ich mit Hilfe des Findbuchs ermittelt habe. Diese Zahl ist nicht
gleichzusetzen mit der Zahl der Auswanderer, die um ein Mehrfaches höher ist, denn oft wurde für mehrere Personen
, zum Beispiel für eine Familie oder eine ganze Gruppe von Auswanderern, nur eine Akte angelegt. Die
Statistik vermittelt aber trotzdem ein grobes Bild von der zeitlichen Entwicklung der Auswanderung.

5 Generallandesarchiv Karlsruhe (GLA), 236/17186, Ministerium des Inneren, 23. Januar 1846.

6 Quelle für diese Zahl sowie für alle anderen Angaben zur Auswanderung in Baden, soweit nicht anders genannt:
Vierter Bericht über die Wirksamkeit des badischen Vereins für deutsche Auswanderung für das Jahr 1853, StAF,
B 694/1, Nr. 58: Badischer Zweigverein für deutsche Auswanderung.

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