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rieh zur Treue" und „zu den 3 Tannen im Schwarzwald" erklären, daß sie mit dem sogenannten
,Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne' in keinerlei Beziehung stehen, der glaubt, es mit seinen vaterländischen
Pflichten in Einklang bringen zu können, wenn er mit den Logen unserer unversöhnlichen
Feinde Gemeinschaft pflegt.
Bemerkenswert an dieser veröffentlichten Meinung ist, dass sich die fünfte Freiburger, zur
Bayreuther Obedienz „Zur Sonne" gehörende Loge „In Treuen fest" als Repräsentantin des
mittleren Lagers von dieser Distanzierung fernhielt.
Richard Bloch sandte den Freiburger Lokalblättern daraufhin eine Stellungnahme zu, welche
indes nur die sozialdemokratische „Volkswacht", Nr. 178 vom Montag, den 3. August,
komplett abzudrucken bereit war:
Die Bemerkung ist echt völkisch einseitig. Bekanntlich gehörte auch einer der berühmtesten Freimaurer
Deutschlands, L e s s i n g, einer nicht anerkannten Loge an. Wer verleiht übrigens älteren Logen das
Recht, jüngere Neugründungen anzuerkennen oder nicht? Der F.Z.A.S. hat nicht nur von Anfang an ausdrücklich
auf eine Anerkennung durch die geistig und kulturell rückschrittlichen deutschen Altlogen verzichtet
, sondern rechnet sich diese Unabhängigkeit zur großen Ehre an. Dagegen arbeitet er als einzige
deutsche Großloge mit Eifer und Begeisterung gemeinsam mit den französischen Großlogen an der
deutsch-französischen Verständigung. Sollte diese echt vaterländische Arbeit nicht größeren praktischen
Wert haben als ein bloßes Brüsten mit einer alleinseligmachenden vaterländischen Gesinnung?
Dazu ergänzte die Redaktion der „Volkswacht":
Hierzu möchten wir noch kurz folgendes bemerken: Der Geist, von dem die oben genannten drei Altlogen
beherrscht sind, kann durch nichts besser gekennzeichnet werden als durch die Tatsache, daß sie ausgerechnet
die ,Breisgauer Zeitung', das Organ der reaktionären Monarchisten, der chauvinistischen
Deutschnationalen und Völkischen zu ihrem Publikationsorgan erkoren haben.
Leicht herauszulesen aus den redaktionell ungekürzten oder gekürzten, mit eigenen redaktionellen
Worten wiedergegebenen sowie redaktionell kommentiert, unkommentiert oder gar
nicht gedruckten FZAS-Presseerklärungen über den Großlogentag sind heute in der Tat nicht
nur die verschiedenen gesellschaftspolitischen Lager der deutschen Freimaurerei, sondern
auch die Parteilichkeit der Freiburger Lokalblätter. So darf etwa bezüglich der mit der sieben-
zeiligen Ergänzung versehenen Berichterstattung der sozialdemokratischen „Volkswacht" angenommen
werden, dass „die" Redaktion - zumindest für den hier diskutierten Fall - mit größter
Wahrscheinlichkeit durch Gustav Wenk vertreten war, denn mit der Matrikel-Nr. 5124
gehörte er seit 1923 der „Brudertreue" an. Die Parteinahme zeigt sich überdies in der Ausführlichkeit
ihrer Meldung zur „Dortu-Gedenkfeier" des Reichsbanners am Freitagabend,
31. Juli, auf dem alten Wiehre-Friedhof27 sowie in der Berichterstattung darüber in der Folgeausgabe
Nr. 177 vom Samstag, den 1. August 1925, Seite 6. Unter anderem hatte hier Rechtsanwalt
H.-O. Föhrenbach als lokaler Reichsbanner-Vorsitzender gesprochen, der auch Mitglied
der (örtlich die freimaurerische Mitte repräsentierenden) Bayreuther „Sonne"-Loge „In
Treuen fest" war.
Völlig offen muss dagegen die Frage bleiben, ob auch die damalige Leserschaft als Freiburger
Öffentlichkeit verstanden hat, dass in der Weimarer Zeit „die" Freimaurerei nicht existiert
hat (eine solche gibt es bis heute nicht!), obwohl selbst das „Amtliche Einwohnerbuch
der Hauptstadt Freiburg im Breisgau" beispielsweise für das Jahr 1925/26 aufgrund von Originalaufnahmen
und amtlichen Quellen entsprechende Differenzierungen vornahm. So verzeichnet
ihr Teil VII, Vereine und Anstalten, auf der Seite 9 unter der Rubrik Logen unter anderem
folgende Einträge:
27 Die Feier mit Kranzniederlegung fand unter Beteiligung des Arbeitersängerkartells an der Grabstätte des am 31.
Juli 1849 standrechtlich durch preußisches Militär erschossenen Potsdamer Studenten Maximilian Dortu statt,
zu der alle Republikaner, Sozialisten und freien Gewerkschaftler eingeladen waren („Volkswacht", Nr. 176 vom
Freitag, den 31.7.1925, S. 7).
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