Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 120
(PDF, 49 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2004/0120
Das nächste Freiburger Großereignis unter internationaler Beteiligung, in dem Logenmitglieder
- wenn auch unter Wahrung der freimaurerischen Anonymität - maßgeblich involviert
und in Form von Reden oder Simultanübersetzung aus dem Französischen direkt beteiligt waren
, fand drei Jahre danach, am Sonntag Vormittag, den 11. März 1928, als Feier der Deutschen
Friedensgesellschaft zu Ehren der Nobelpreisträger Professoren Buisson und Dr. Quidde31 im
örtlichen Stadttheater statt. Neben der örtlichen Presseberichterstattung enthält das Aprilheft
der „Friedens-Warte" einen ausführlichen Beitrag zu deren Verlauf, die um 10.45 Uhr mit
einen Empfang begann, sich öffentlich um 11.15 Uhr fortsetzte und mit einem Frühstück der
Geehrten und geladenen Gästen im Hotel „Zähringer Hof endete. Die Morgenausgabe der
„Preußischen Zeitung (Kreuz-Zeitung)", Nr. 115 von 8. März 1928, hatte das Freiburger Ereignis
auf der Titelseite angekündigt. Die Überschrift lautete: Öffentliche Ehrung landesverräterischen
Treibens (durch die badische Staatsregierung). Die meisten Blätter indes berichteten
sachlicher. Immerhin umfasste die Liste der Pressevertreter 24 in- und ausländische Positionen,
darunter die Freiburger „Volkswacht" mit drei Freikarten für die Redakteure Zumtobel, Wenk
und Schmalz. Rolf Gustav Haebler, Mitglied des Landtags sowie der Karlsruher FZAS-Loge
„Zum neuen Licht" (Nr. 4632), hielt als Vertreter des Badischen Landesverbandes der Deutschen
Friedensgesellschaft die Begrüßungsansprache. Sie kann als weiteres lokales Zeugnis
freimaurerischer Friedensarbeit gewertet werden und ist als zweiseitiges Typoskript überliefert.
Haebler spricht darin den Staatspräsidenten Dr. Remmele als Vertreter der badischen Regierung
direkt an und bringt seine Freude darüber zum Ausdruck, mit welchem Verständnis sie zum
wirtschaftlichen und kulturellen Wohl und zur Erhaltung des Friedens in diesem Grenzland
diese Feier würdigt. Dies in gleicher Weise gegenüber der Vertretung des Auswärtigen Amtes
der Deutschen Republik sowie dem Präsidenten des Badischen Landtages, Dr. Baumgartner.
Des Weiteren dem Oberbürgermeister Freiburgs, Dr. Bender, Vertretern der Reichstagsfraktionen
des Zentrums, der Demokratischen sowie der Sozialdemokratischen Parteien, Mitgliedern
des Landtags, des Stadtrats, der Universität und der Geistlichkeit. Und am Ende:

Als lebendige Zeugen aber dafür, daß die Idee des heutigen Tages Wirklichkeit ist, darf ich nun, und wohl
in unser aller Namen willkommen heißen die beiden alten, wackeren, verehrungswürdigen Kämpfer für
den Frieden, die beiden Träger des diesjährigen Friedenspreises der Nobelstiftung: unseren lieben
Freund Professor Buisson und unseren Freund Professor Quidde, dem Vorsitzenden der Deutschen
Friedensgesellschaft - herzlich willkommen im schönen Badnerland, herzlich willkommen in dieser
Versammlung und Dank für Ihr Erscheinen! Möge dieser Weg Euch beiden Soldaten des Friedens ein
kleines Stücklein Dank für all das sein, was in den vergangenen Jahrzehnten an Mißverstehen, Haß und
Verfolgung sich gegen Sie als Wegbereiter einer kommenden Zeit gerichtet hat! Meine Damen und Herren
! Die Deutsche Friedensgesellschaft, deren Landesvertretung diese Feier veranstaltet, ist eine Vereinigung
von vielen, vielen Tausenden deutscher Männer und Frauen, die ohne Rücksicht auf parteipolitische
, weltanschauliche oder soziale Verschiedenheiten sich zusammengefunden haben, um für den
Frieden zu kämpfen ... Damit eröffne ich diese festliche Tagung!32

Nach Remmele und Bender hatten Buisson und Quidde gesprochen (Abbildung 3); Buisson
auf Französisch, das Dr. Gerhart Seger, Sekretär der DFG und Mitglied der Mannheimer
FZAS-Loge „Sonne der Pfalz" (Nr. 6088), ins Deutsche übertrug. Als dreiseitiges Typoskript
mit dem Titel „Zusammenfassung der Rede Buissons in Freiburg. (Wörtliche Übersetzung von
Gerhart Seger)" blieb uns die Ansprache ebenfalls erhalten. Sie zählt gewiss zu den bedeutenderen
örtlichen Zeitzeugnissen des Pazifismus in der Weimarer Republik.33

31 StadtAF, C4/VIII/25/13.

32 Ferdinand Buisson (1841-1932) erhielt zusammen mit Ludwig Quidde (1858-1941) im Jahre 1927(!) den Friedensnobelpreis
. Er gehörte - entgegen der Behauptung in einer Dissertation - einer französischen Freimaurerloge
nicht an. Eine Arbeitshypothese, wonach Quidde Logenmitglied gewesen sein könnte, weil sich in seinem
Münchener persönlichen Nachlass FZAS-Broschüren befinden, ließ sich bislang nicht verifizieren.

33 Siehe auch Heiko Haumann: „Nie wieder Krieg!" Friedensbewegung in Freiburg während der zwanziger Jahre. In:
Haumann/Schadek (wie Anm. 22), S. 294-296, hier S. 294 f.; Mebes, Schau-ins-Land 122 (wie Anm. 1), S. 206.

120


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2004/0120