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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 122
(PDF, 49 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2004/0122
Neben den international sowie gesellschafts- und kulturpolitisch regen Mitgliedern der Freiburger
FZAS-Loge Bloch, Epstein, Gross, Kramer, Kappes, Läubin, Mantz, Meier, Rieber,
Wenk und ab dem Maurerjahr 1929/30 Gymnasialprofessor Hermann Craemer (Mozartstraße
33; Matrikel-Nr. 6772) sowie ihren Förderern Berendsohn-Hamburg, Haebler-Karlsruhe,
Hauck-Mannheim, Penzig-Berlin, Seger-Berlin/Mannheim und F.W. Wagner-Ludwigshafen
war vor allem Wilhelm Hauser (Münchhofstraße 4; Nr. 6022) in der Friedenspolitik sehr aktiv
. Hauser, der am 9. Juli 1930 einmal an Carl von Ossietzky als verantwortlichen Redakteur
der „Weltbühne" schrieb und sich in dem Brief selbst als ihr langjähriger Leser sowie als Mitkämpfer
in der deutschen Friedensbewegung bezeichnet hatte,34 war Mitglied der Sozialdemokratischen
Partei und der Deutschen Friedensgesellschaft seit 1922, darüber hinaus freier
Mitarbeiter in der seit 1925 erscheinenden republikanisch-pazifistischen Zeitung „Das Andere
Deutschland" und seit dem Jahreswechsel 1931/32 Obmann der „Deutschen Gesellschaft für
Ethische Kultur" in Freiburg. So war es angesichts seiner vielfältigen gesellschafts- und kulturpolitischen
sowie Medienerfahrungen nur folgerichtig, dass er in Nachfolge des im April
1931 verstorbenen Rudolph Penzig mit in das Herausgeberkollektiv des „Monatsblattes für
ethisch-soziale Neugestaltung, ETHISCHE KULTUR", berufen wurde. Diesem Gremium
gehörten ab dem Heft 1 vom 15. Januar 1932 außer ihm sechs weitere FZAS-Mitglieder an,
und zwar Max Apel-Berlin, Walter A. Berendsohn-Hamburg, Hans Hartmann-Berlin, Fritz
Maase-Düsseldorf, Louis Satow-Hamburg und Max Seber-Dresden; der Letztgenannte als derzeit
amtierender Großmeister. Das Monatsblatt war insofern - für die Leserschaft kaum erkennbar
- gleichsam ein Freimaurer-Periodikum, offen gleichwohl auch für nichtfreimaureri-
sche Autoren.

Unter den „Buchbesprechungen" im Heft 1 zeichnete daher, gewiss kein Zufall, „Prof. Dr.
W. Hauser-Freiburg i. Br." als erster. Wilhelm Hauser rezensierte darin, seinen Lektüreneigungen
gemäß, das Buch von Ludwig Bauer „Morgen wieder Krieg. Untersuchung der Gegenwart
", erschienen in Berlin 1931. Er schrieb:

Im Verlag von Ernst Rowohlt ist vor kurzem ein Buch erschienen, dem eine ähnliche Verbreitung in der
ganzen Welt zu wünschen ist wie dem Buch: ,Im Westen nichts Neues'. Freilich, das Buch von Ludwig
Bauer: ,Morgen wieder Krieg' wendet sich weniger an das Gefühl als an den nüchternen Verstand und
darum wird man auch seine Wahrheiten nicht so gerne hören, denn der Mensch von heute will getäuscht
sein, er will an Schlagworte glauben und die harte Wirklichkeit nicht sehen, weil er sonst Konsequenzen
ziehen müsste. Mit einer Nüchternheit, die geradezu erfrischend wirkt, betrachtet der Verfasser all die
Probleme, die uns beschäftigen und um die Europa ringt: das Verhältnis Deutschland-Frankreich, den
Völkerbund, die Abrüstungsfrage, die französische Forderung nach Sicherheit, die Gefahren, die zum
Kriege treiben und die geringen Hoffnungen, die wir noch haben, daß dieses furchtbare europäische
Massenmorden im letzten Augenblick doch noch verhütet werden könne. Nicht allein um die materielle
Lage der Völker, sondern weit mehr um den Geist, der hier herrscht, geht es dem Verfasser ...

Die weitere Lektüre seiner ungewöhnlich ausführlichen Besprechung lässt vermuten, dass
er mit ihr genau die Haltung wiedergab, die in seiner pazifistisch und durchweg auf Versöhnung
angelegten Freiburger FZAS-Bauhütte als Grenzloge zum Nachbarn Frankreich vorherrschte
.

Ganz analog fiel im Heft 2 vom 15. Februar 1932 sein fünfseitiger Leitartikel „Abrüstung
und Sicherheit" aus. Indem er sich Gedanken darüber machte, welchen Druck wohl die Völker
angesichts der in wenigen Wochen beginnenden Genfer Abrüstungskonferenz auf ihre Vertreter
auszuüben vermöchten, kam er zu dem ernüchternden Schluss, dass den Delegationen
wohl kaum daran gelegen sein könne, ihren schwerbedrängten Völkern wirklich Erleichterung
und eine Befreiung vom Alpdruck ,Krieg' zu verschaffen. Weiter führt er aus:

34 Carl von Ossietzky. Sämtliche Schriften. Bd VII: Briefe und Lebensdokumente. Hg. von Bärbel Boldt et. al.
Reinbek 1994, S. 301.

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