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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 123
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2004/0123
In Frankreich wünscht man erst Sicherheit und dann Abrüstung, in Deutschland erst Abrüstung und dann
die Sicherheit. Dabei müssen wir uns darüber im Klaren sein, daß beide Thesen nur für die Öffentlichkeit
bestimmt sind. ... Wie steht es [nun] mit der deutschen Forderung: ,Durch Abrüstung zur Sicherheit'.
Auch dieser Weg wird nur zum Ziel führen, wenn ... mit der Herabsetzung der militärischen Machtmittel
die geistige Abrüstung mit allen Mitteln betrieben wird. Was geschieht aber gerade in dieser Richtung in
Deutschland? Wir können ruhig sagen: das Gegenteil!... Als ich vor einigen Monaten mit einer größeren
Zahl Franzosen zusammen war, da erklärte ich ihnen, daß die Betonanlagen längs ihrer Ostgrenze
nur eine Täuschung für das eigene Volk und zugleich eine gute Dividende für ihre Rüstungsindustrie bedeuteten
; denn militärtechnisch waren diese Anlagen in ihrem Wert überholt, noch ehe sie fertiggestellt
waren; sie dienen aber dazu, dem Volk eine Sicherheit vorzutäuschen, die sachlich gar nicht begründet
ist.... Keiner der anwesenden Franzosen hat mir widersprochen, im Gegenteil, man hat meine Auffassung
nur bestätigt. Wir sehen aus diesem einfachen Beispiel, wie notwendig die gegenseitige Aufklärung ist,
wie beide Völker - Deutschland und Frankreich - systematisch über die wahren Ursachen ihres gegenseitigen
Mißverstehens im Dunkeln gelassen werden, ... Welche Formen die geistige Aufrüstung Deutschlands
bereits angenommen hat, das kann man ja Tag für Tag verfolgen, wenn man nicht nur die nationalsozialistische
, sondern einen großen Teil der ehemaligen demokratischen und auch manche sozialdemokratische
Zeitung liest.

Wie sehr ihn, den FZAS-Idealisten, das Thema Frieden beschäftigte, zeigt sein nächster Beitrag
in „ETHISCHE KULTUR", mit dem Titel „Staat und Wehrmacht", in welchem er den
militärischen mit dem zivilen Ehrbegriff verglich und Kriegsdienstverweigerung als Landesverrat
zu widerlegen suchte. Bezüglich einer relativistischen (!) Betrachtung von Ehre, Gewissen
, Feigheit und Tapferkeit äußerte er, diese müsse jeder ablehnen, dessen Weltanschauung
im ehernen Sittengesetz der menschlichen Gesellschaft begründet ist.35 Darüber hinaus
verwies er in seinem Aufsatz auf ein Beispiel in der deutschen Geschichte und formulierte in
betont antimilitaristischem Sinne:

... der ursprünglich rein geistige Kampf zwischen Luther und Rom (wurde) bald auf das militärische Gebiet
übertragen ... und (führte) schließlich im dreißigjährigen Krieg zu der furchtbarsten Zerfleischung
und Verelendung Deutschlands ... Aber auch die großen Ideen der französischen Revolution, durch die
Napoleon emporgetragen wurde, sind durch den ,Soldaten' Napoleon in ihrer Wirkung auf das übrige
Europa zerstört worden.

Mit einiger Berechtigung als Hausers freimaurerisches Vermächtnis und zugleich Freiburger
pazifistisches Zeitzeugnis zu werten ist ein letzter Beitrag. Und zwar sein drei volle Druckseiten
umfassendes Bekenntnis zu Existenz und Zielen des FZAS mit dem Titel „Des Erbes
Rettung - Prinzipien der Reformfreimaurerei. Die Menschheitskette" im Mai-Juniheft 1932
der Bundeszeitschrift „Das neue Freimaurertum".36 Nachdem er noch im Frühjahr 1932 in den
Februar- und April-Nummern den umfangreichen Text seines Straßburger Referats vom Februar
des Vorjahres hatte drucken lassen - wegen der Genfer Abrüstungskonferenz schien die-

35 Zeitschrift „ETHISCHE KULTUR", Heft 6 vom 15. Juni 1932, S. 83-87. Der FZAS vertrat im Gegensatz zu den
acht (ab 1925: neun; ab 1930: zehn) deutschen Freimaurer-Großkörperschaften das reine Menschentum im Sinne
der von Kant postulierten Autonomie des Sittengesetzes. Der Satz des FZAS-Mitglieds Tucholsky, Soldaten sind
Mörder, in seinem „Weltbühne"-Artikel „Der bewachte Kriegsschauplatz" in der Nr. 31 vom 4.8.1931, S. 191 f.
(Ignaz Wrobel), der 1932 zu einem Aufsehen erregenden Verleumdungsprozess in Berlin geführt hatte, beschäftigte
in den 90er-Jahren aus aktuellem Anlass ein bundesdeutsches Gericht.

36 Bundeszeitschrift „Das neue Freimaurertum", Mai-Juniheft 5/6, 1932, S. 141-144. Mit dem Jahrgang 22, 1928,
erhielt die monatlich erscheinende Bundeszeitschrift „Sonnenstrahlen" den Namen „Das neue Freimaurertum".
Als letztes Heft erschien im März 1933 die Nummer 3. Ein Wiederaufleben erfolgte am 15. Mai 1934 in Prag
durch den FZAS im Exil mit der Nummer 1 (1934) unter dem Namen „Nove svobodne zednäfstvi - Das neue
Freimaurertum". Angekündigte, angeblich existierende weitere Vorkriegsnummern konnten bislang nicht gefunden
werden. Nach dem Kriege wurde „Das neue Freimaurertum" des FZAS mit einer Nummer 1 vom Oktober
1950 bis zu einer (sehr wahrscheinlich letzten) Nummer 2 vom April 1952 mit fünf Heften dazwischen wieder
aufgelegt.

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