Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 209
(PDF, 49 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2004/0209
alternatives Zentrum, wo Teach-ins veranstaltet wurden und Schüler ihre Treffen in Räumen
abhalten konnten, die nicht von Erwachsenen kontrolliert wurden. Der Musiker Walter Moß-
mann schrieb zur Eröffnung des Clubs ein Lied, in dem Inhalte und Lebensgefühl der Bewegung
Ausdruck finden:

aus welchen löchern kommen die bloß dauernd her?

die stören unseren alltäglichen verkehr

und werden immer schlimmer, nämlich immer mehr

die hocken renitent und hordenweis

auf unsres bürgermeisters trambahngleis

die beißen sich in staatsaffairen fest

die man doch lieber weiterschwären lässt

die schrein: verflucht es lebe Vietnam!

und ziehen lästerliche bärte an

und schamlose piaketten

drauf steht wie sie's gern hätten...

aus welchen löchern kommen die bloß dauernd her?

die haben bomben nicht und auch kein Schießgewehr

und werden trotzdem immer schlimmer, nämlich immer mehr

die spielen anstatt flöte - megaphon

das hat so einen hungrigen ton

auch kommt so manches rüde lied heraus

aus dem verdammten jakobinerhaus

und wenn der bürger kunstgenüsslich schweigt

weil kiesinger sein notständchen geigt

da reden sie in chören

den kunstgenuss zu stören*9

Die APO hatte viele Aktionsfelder und strebte den nächsten Aktionen entgegen. Schwerpunkt
aber blieb dabei auch in Freiburg die Mobilisierung gegen die Verabschiedung der Notstandsgesetze
. Hunderte Freiburger fuhren am 11. Mai 1968 zum Sternmarsch auf Bonn, um gegen
die Gesetzesvorhaben zu demonstrieren.90 Wenige Tage darauf, zur zweiten Lesung der Notstandsgesetze
im Bundestag, wurde in Freiburg demonstriert. Die Schüler riefen einen Streik
aus und zogen durch die Stadt.91 Der Bundestag stimmte trotz der bundesweiten Proteste Ende
Mai den Notstandsgesetzen zu. Doch auch nach dieser Niederlage kam die Stadt nicht mehr
zur Ruhe. An neuen Themen entzündete sich außerparlamentarischer sozialer Protest. Anfang
der 70er-Jahre wurden in Freiburg erste Häuser besetzt und der Bau eines Kernkraftwerks in
Wyhl am Kaiserstuhl wurde in einem jahrelangen Kampf verhindert. Die Aktivisten der Bewegungen
wechselten zum Teil, doch Erfahrungen wurden weitergegeben.

89 Müller (wie Anm. 1), Dok.-Nr. 12237.

90 ASBF, 5.3.3.III; Müller (wie Anm. 1), Dok.-Nr. 11107. Vgl. Freiburger Studentenzeitung, 6/1968: Freiburger
Notstand, S. 12 f.; Müller (wie Anm. 1), Dok.-Nr. 12084.

91 Vgl. ASBF, 5.3.3.III; Müller (wie Anm. 1), Dok.-Nr. 12135.

209


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2004/0209