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wälder Hofsiedlungsgebietes erst im 15. Jahrhundert als Folge von Zusammenlegung von Bauerngütern
entstanden ist. Dem setzt Schaab, gestützt auf seine große Detailkenntnis, ein weitaus differenzierteres
Bild entgegen: „Es war aber keineswegs so, dass das Mittelalter vor 1400 überall geteilt hat und dass im
15. Jahrhundert und danach die Phase der Zusammenlegungen liegt. Das Bild der Höfestruktur oszilliert
in allen Jahrhunderten und in allen Landschaftsräumen." Und damit sind, so Schaab, „alle Theorien, die
von einer Ausbildung der geschlossenen Hofgüter [mit Minorat] erst ab dem 15. Jahrhundert ausgehen,
hinfällig". Den „Höfen und Häusern als Lebensform" ist das dritte Kapitel gewidmet (der Hof als bäuerliches
Vermögen, Größe, Lage, Gebäude). Soweit reichen die Arbeiten zum Schwarzwaldbuch, die Meinrad
Schaab noch fertig stellen konnte. Es folgt der Abdruck eines Vortrages von 1996, der nochmals eine
kurz gefasste, sehr lesbare Darstellung der „Besiedlung und Erschließung des Schwarzwaldes von der
Römerzeit bis zum Ende des Alten Reiches" gibt. Als Anhang schließlich will der Herausgeber Schaabs
Untersuchung zu „Herkunft, Bildungsgang und Bildungserfolg des Klosternachwuchses in St. Peter im
18. Jahrhundert" verstanden wissen.
Wer die abgedruckten Beiträge nicht jeweils für sich, sondern als Darstellungseinheit lesen möchte, tut
unseres Erachtens gut daran, die Reihenfolge der Teile etwas umzustellen. Der Vortrag von 1996 (Kapitel
VI) bietet einen knappen, in die Sache einführenden Überblick. Daran könnten sich die Einzeluntersuchungen
(Kapitel III-V) anschließen, welche abschließend durch die von Schaab verfasste, umfang-
und detailreiche Zusammenfassung (Kapitel II) in einen größeren Zusammenhang gestellt werden.
Meinrad Schaab hat im Blick auf die Ergebnisse der jüngeren Detailforschung gesagt, „dass wir [durch
sie] die Grenzen unserer Erkenntnismöglichkeiten um so deutlicher sehen und die Leistung der älteren
Forschung um so besser verstehen und würdigen können". Die hinterlassenen „Beiträge zur Siedlungsund
Wirtschaftsgeschichte des Schwarzwaldes" deuten jedoch an, wie sehr Meinrad Schaab die Grenzen
unserer Kenntnis erweitert hätte. Horst Buszello
Urkundenbuch des Klosters Sankt Blasien im Schwarzwald. Bearbeitet von Johann Wilhelm Braun
(Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg: Reihe A,
Quellen, Bd. 23, Teile I und II). W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2003. Teil I. Edition. IX und 987 S.;
Teil II. Einführung, Verzeichnisse, Register. V und 385 S.; CD-ROM.
Seit langem erwartet, liegt das bis 1299 reichende Werk endlich vor (das Urkundenbuch St. Gallen begann
seit 1863 zu erscheinen, 140 Jahre früher!). Die Edition schließt eine empfindliche Lücke, lässt allerdings
Wünsche offen.
Geleitwort zu Teil I und Einführung zu Teil II zeichnen die Geschichte des ehrgeizigen, in mehreren
Anläufen angepackten Unternehmens nach. Teil I bringt eine Liste der Äbte des Klosters (von 1045 bis
1308 insgesamt 18). Es folgen 750 Urkunden (z. T. Auszüge aus erzählenden Quellen), jeweils mit ausführlicher
Einleitung: Kopfregest, Nachweis von Abschriften, Drucken, Erwähnungen, Faksimilia, Re-
gesten, Überlieferung, Übersetzungen usf., ferner Erläuterungen zum Inhalt (Personen, Sachen); das
Schriftbild zeichnet sich durch mustergültige Klarheit aus. Nachträge schließen Teil I ab (S. 979-987).
Teil II erläutert Grundsätze und Ziele der Edition, weist Standorte der Quellen, Literatur (S. 25-95!) und
Siegel nach; den Hauptteil bildet das Register der Namen (Personen, Orte, Länder u. ä.). Die beigegebene
CD-ROM enthält außer einer Gebrauchsanweisung den vollständigen Text von Einleitungen und Edition.
Das Urkundenbuch stellt eine unerschöpfliche Quelle für die Geschichte des Klosters, seiner Liegenschaften
und Rechte im Südwesten des Alten Reiches dar. Stichwörter sollen veranschaulichen, wie reich
die Sammlung ist, auch an charakteristischen Einzelheiten zu vielen Orten und Regionen (die Zahlen beziehen
sich auf die Nummer des jeweiligen Dokumentes): Begräbnis von Laien auf Klosterfriedhof angefragt
(301); Bergbau (630: Erschöpfung der Silbervorkommen erwogen); Gebetsleben der Mönche (26:
Gebetsverbrüderung mit Fruttuaria, hilfreich das Schema zu anderen Verbrüderungen; 196: aus gegebenem
Anlass sollen litterati 50 Psalmen, illitterati ebenso viele Pater noster beten; 483: mehr als 6.000
Messen werden jährlich im Kloster und den Kirchen gefeiert, die diesem unterstehen); Gericht (531: tagt
öffentlich, vor der brugge ze Rinvelden an offenre straze); Gottesurteil (183: Kaltwasser-Probe zur Prüfung
der Echtheit einer Heilig-Kreuz-Reliquie); Gründungslegende von Todtmoos (367); Konverse (24:
ein ehemaliger Ritter hütet die Schweine); Nachmessen der Größe eines Flurstücks (498); Rodung (189:
Wald, jetzt Acker; 588: exstirpationibus que vulgo dicuntur geruothe); Schenkungen (30: ausführliche
Erörterung der ,Schluchsee-Schenkung'); Sorge für Untertanen (625: Kirchenbau in Todtnau nötig, weil
der Weg zur Kirche in Schönau als unzumutbar gilt); Sprache (37: Scefliusin id est navium domus [Schaff-
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