http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2004/0225
im wiedergewonnenen Wohlstand gerne vergisst, ist es wichtig, den Opfern ihre Gesichter wiederzugeben
" (S. 8). Daher leuchtet es kaum ein, die Namen der Opfer außen vor zu lassen, wie in dem Buch geschehen
. Keines der gezeigten Bilder erklärt sich von selbst, hier wären zumindest für die Druckfassung
weiterführende Informationen wünschenswert gewesen.
„Zone 30 - Rückkehr aus dem Exil" ist demnach zuerst als eigenständiges Beispiel lokaler Erinnerungsund
Gedenkkultur zu verstehen, das durch seine außergewöhnliche Form zu Diskussionen anregen dürfte
und selbst wieder einen geschichtswissenschaftlichen Analysegegenstand darstellt. Da jedoch nähere Ausführungen
zur Motivation, Entstehung und letztlich der Intention dieser Idee fehlen, bleibt die inhaltliche
Reflexion in dem Buch oberflächlich und vermag nicht ganz zu überzeugen. Uwe Schellinger
Ursula Gruber/Martin Gruber/Jürgen Schneider: Burgruine Keppenbach. Die Geschichte der Burg
und ihrer Ausgrabungsarbeiten. PK-Verlag Freiamt, Freiamt 2003. 96 S.
Die Burgruine Keppenbach bei Freiamt war 1886 bis 1898 und 1970 bis 1982 Ziel zweier Grabungskampagnen
, die eine überraschend große Burganlage zutage brachten. Während die erste Maßnahme eine
typische Tat aus dem historisierenden und burgenbegeisterten Kaiserreich um 1900 war, das mit seiner
Burgenromatik und dem Wiederaufbau von Burgen, wie der elsässischen Hohkönigsburg, auch den Glanz
des Wilhelminismus instrumentalisierte, war die zweite Maßnahme vom Wiederentdecken der längst wieder
verloren gegangenen und erneut überwachsenden Ruine geprägt. Auch diese Initiative war - ohne sie
abwerten zu wollen - ein Kind ihrer Zeit, als in den 1970er Jahren Geschichte von Unten und zum Anfassen
in aller Munde war, als Laien und Geschichtswerkstätten erlebbare Zeugnisse der Vergangenheit
in ein öffentliches Bewußstein brachten.
Das vorliegende Bändchen ist daher unter zwei Gesichtspunkten zu sehen. Zum einen dokumentiert es
die Erkundungen der Burgruine, die Geschichte der Grabungen, trägt Daten seiner Bewohner und Funde
zusammen. Zum anderen ist das Bändchen auch ein Zeugnis über den Umgang mit der Geschichte der
70er und 80er Jahre, die freilich selbst erst wieder einige Jahre später niedergeschrieben wurde. Beides
wird anschaulich geschildert und bebildert. Die Autoren versuchen auch, die steinernen Zeugnisse mit
schriftlichen Quellenzeugnissen wie mit den Sagen zur Ruine abzugleichen und so die Menschen, die hinter
der Burgruine standen, soweit es geht, wieder zum Leben zu erwecken. Das Bändchen tut dies aber
ohne erhobenen Zeigefinger, ohne wilde Ritterromatik oder modischen Fantasy-Touch, wie er heute bei
vielen Mittelalterevents üblich ist.
Die Autoren stellen die Befunde der Grabungen den Quellenzeugnissen gegenüber und verifizieren
diese, ergänzen dies mit den Rekonstruktionsversuchen der Burg, die sehr kritisch und mit einer offenen
Interpretation versehen, neben den ergrabenen Grundrissen stehen. Ein kleiner Katalog der Funde aus
dem Alltag einer Burg runden diese ab und stellen insgesamt eine ansprechende Broschüre für den lokalhistorisch
Interessierten dar.
Natürlich mag die eine und andere Ungeschicklichkeit des Bändchens, ausgelassene Quellenzeugnisse,
fehlende Nachweise usw. den Wert des Bändchens etwas trüben. Man hätte sich wünschen können, dass
die Autoren bei aller Mühe und dem großen Zeitaufwand, den sie getrieben haben, doch auch noch mehr
professionellen Rat eingeholt hätten. Dies hätte das Engagement und die Leistungen der heimathistorisch
begeisterten Gruppe, die die Ruine wieder ins Bewusstsein brachte, und die Mühen der überaus engagierten
Autoren nicht geschmälert, sondern eher noch gesteigert. Die Broschüre zeigt, wie beispielhaft,
wie mit Einsatz geringer Mittel, aber einer ungeheueren Begeisterung, ein lokalhistorisches Kleinod erhalten
werden konnte. Zudem ist die Dokumentation zur Burgruine ein Büchlein, das nicht nur Spass
macht anzusehen. Es zeigt, wie notwendig Engagement jenseits einer Eventkultur ist und was dieses auch
zu leisten vermag. Das vorliegende Büchlein ist dazu auch noch eine kleine, interessante und empfehlenswerte
Publikation, die sich im großen Feld der Burgenführer nicht verstecken muss, sondern es bereichert
. Dieter Speck
Manfred Hermann: Katholische Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt St. Märgen im
Schwarzwald. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2003. 40 S., 42 Farbtafeln, 3 S/W-Fotos.
Pfarrer Manfred Hermann (Jg. 1937) ist ein profunder Kenner der Kunstgeschichte in der Regio. Die zahlreichen
Kirchenführer aus seiner Hand legen Zeugnis davon ab. Er selbst beschäftigte sich bereits 1968
in der Festschrift zur 850-Jahrfeier St. Märgens mit der Geschichte der Klosterkirche. Im Kunstverlag
225
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2004/0225