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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 234
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Wie zwiespältig sich die Haltung der Gemeinde aber trotz dieses Widerstandes entwickelte, zeigt ihr
Frontenwechsel, als Anfang der 70er-Jahre der Ort selbst durch die Uran-Vorkommen zu profitieren
hoffte. Armin Simon fand heraus, wie das Projekt „Radon - Heilbad - Menzenschwand" die ursprünglichen
Lager entzweite. Während die Gemeinde bislang mit Umwelt- und Heimatschützern eng zusammengearbeitet
hatte, waren letztere durch das „Radon-Projekt" plötzlich zu Gegnern geworden. Ja, zeitweise
durften sich Umweltschützer - die auch gegen die riskanten Heilbadplanungen Stellung bezogen
- im Ort nicht mehr blicken lassen. Uranschürfer und Gemeinde zogen nun plötzlich an einem Strang und
es kam zu tätlichen Übergriffen auf Umweltschützer. Allmählich aber bekamen die Menzenschwander
selbst Angst vor der gigantischen Größe der Heilbadplanungen. Bis heute jedoch verfolgen sie das Projekt
, wenn auch in sehr abgespeckter Form.

In dieser Arbeit kommt deutlich zum Ausdruck, dass sich die hochfliegenden Träume von einer atomaren
Energiequelle im eigenen Land bald in Luft aufgelöst hatten. Der Abbau in Menzenschwand war,
gemessen an den Preisen für den Kauf ausländischen Uranerzes, viel zu kostspielig. Die ganze Atomenergiegewinnung
geriet darüber hinaus hierzulande in die Kritik. Und noch eines kam bei den Untersuchungen
des Autors - wenn auch zwischen den Zeilen - zum Vorschein: Ohne massive staatliche Hilfe,
das heißt ohne die Aufwendung enormer Steuergelder, gibt es augenscheinlich keine Gewinnung von
Strom aus Atomenergie. Die Behauptung, mit der Kernkraft eine billige Energiequelle angezapft zu haben
, bleibt wohl ein Märchen. Denn auch für die Folgen des letzten Endes ruinösen Abbaus im Krunkelbachtal
hatte der Steuerzahler aufzukommen. Als „Brunhilde" Pleite ging, mussten öffentliche Gelder in
erheblichem Umfang bereitgestellt werden, um den Rückbau der Anlagen zu bewerkstelligen und die
radioaktiven Schäden des Abraums zu beseitigen. Das Unternehmen hatte nämlich radioaktive Abfälle
zum Parkplatz- und Gleisbau in der Region verwendet.

Alles in allem ist dies eine gelungene Studie über Fortschrittsgläubigkeit, Kommerz, Umweltschutz
und die komplizierten Verästelungen staatlicher und nichtstaatlicher Behörden und Organisationen in der
Bundesrepublik. Detlef Vogel

Villingen 999-1218. Aspekte seiner Stadtwerdung und Geschichte bis zum Ende der Zähringerzeit im
überregionalen Vergleich. Hg. von Heinrich Maulhardt und Thomas Zotz (Veröffentlichungen des
Stadtarchivs und der Städtischen Museen Villingen-Schwenningen 27/Veröffentlichungen des Alemannischen
Instituts Freiburg i. Br. 70). Waldkircher Verlag, Waldkirch 2003. 279 S., zahlreiche Abb.

Nach dem Sammelband „Villingen und Schwenningen, Geschichte und Kultur" und dem Ausstellungskatalog
„Menschen, Mächte, Märkte" (vgl. Schauinsland 119, 2000, S. 241 f.) ist der vorliegende Tagungsband
, der die Beiträge eines Kolloquiums vereinigt, die dritte Frucht der Villinger Jubiläumsfeierlichkeiten
von 1999. Er beleuchtet die zähringische Geschichte der Stadt und nimmt unter erweiterter Perspektive
nochmals die seit Ernst Hamm geführte Diskussion über die Entstehung der „Zähringerstadt"
Villingen auf. Stand Hamms Buch am Anfang der Publikationsreihe des Alemannischen Instituts, so reiht
sich der vorliegende Band nun als stolze Nummer 70 darin ein.

Im ersten Beitrag untersucht Heinrich Maulhardt die Geschichte der Rezeption der Marktrechtsurkunde
von 999, oder besser ihrer Nicht-Rezeption, denn Aufmerksamkeit erregte sie bezeichnenderweise nur in
den verfassungsgeschichtlichen Übergangsphasen Ende des 13. und Anfang des 19. Jahrhunderts. Alfons
Zettler widmet sich der Geschichte der frühesten Zähringer und wiederholt seine Forderung, dass „das
gesamte traditionelle Bild vom Verlauf der zähringischen Expansion und Akkumulation von Reichsämtern
in Schwaben ... der Revision" bedürfe (S. 25). Für Villingen durchmustert Zettler die Quellen aus
dieser Frühzeit kritisch, vielleicht überkritisch und kommt zu dem negativen Ergebnis, dass die Auswirkungen
der Marktrechtsurkunde für das 11. Jahrhundert kaum zu ermessen, die „Verleihung des Marktrechts
... stärker auf die privilegierte Person und ihre Rechtsnachfolger als auf den Ort Villingen zu beziehen
" seien (S. 39). Demgegenüber verteidigt Ulrich Klein von numismatischer Seite aus die Zuweisung
der „Perctolf'-Pfennige des 11. Jahrhunderts nach Villingen und fasst nochmals die Forschungsergebnisse
zur Villinger Münzprägung zusammen. Bertram Jenisch stellt die Stadtwerdung Villingens aus archäologischer
Perspektive dar. Als „Kristallisationspunkt der neuen Marktsiedlung" (S. 66) nimmt er eine, freilich
nicht unumstrittene zähringische Niederungsburg mit Burgmannensiedlung an; bis zum Mauerbau
um 1200 habe der junge Markt dann die umgebenden Siedlungsansätze absorbiert und sich bis ins 14.
Jahrhundert hinein „nach einem durch Infrastrukturmaßnahmen vorgegebenen Raster" (S. 76) nach innen
ausdifferenziert. Fred Schwind stellt die Villinger Marktrechtsurkunde von 999 in einen größeren Kon-

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