Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 9
(PDF, 48 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2005/0009
stehung und der Frühgeschichte der Wiehre an: Wer legte diese Wehre und Dämme an? Welchen
Charakter und welche Ausdehnung hatte die Wiehre um das Jahr 1008 und früher?

Direkte Nachrichten dazu haben sich nicht erhalten. Eine Annäherung an die ursprüngliche
Ausdehnung der Wiehre kann aber ein Verzeichnis von Zehntgütern der Kirche in Adelhausen
geben, das zwar in die Zeit „um 1350" datiert, aber aufgrund der dort genannten Personen
sicher vor 1330 abgefasst wurde.14 Die Anfänge Adelhausens liegen ebenso im Dunkeln wie
diejenigen der Wiehre. Der Ortsname verweist als ,,-hausen"-Ort auf eine Entstehung in der
zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts.15 Des Weiteren spricht für sein hohes Alter die spätere Zugehörigkeit
der Adelhauser Kirche zum St. Margarethenkloster in Waldkirch. Heinrich Büttner
sah die Kirche in Adelhausen bereits zum Ausstattungsgut dieses Klosters gehörig, das
zwischen 918 und 926 als Frauenabtei von Burkhart I., Herzog von Schwaben, und seiner Frau
Reginlind, gegründet wurde.16 Zwischen 954 und 960 hatte Herzog Burkard II. die Abtei dem
Reich übergeben. Sie erlangte damit den Status einer Reichsabtei.17 Das erste überlieferte
Patrozinium Adelhausens war allerdings das der hl. Perpetua und des hl. Cyriak. Die Entstehungszeit
des Cyriak-Patrozininums wird am Oberrhein - in Anlehnung an das Kloster Sulzburg
- auf das Ende des 10. Jahrhunderts datiert.18

Ein Blick auf die Karte (vgl. Abb. 3) und die zum Zehntbezirk gehörenden Gewanne zeigt,
dass diese - wie ein Streifen - zwischen dem Wiehrebach und der eigentlichen Siedlung Adelhausen
lagen. Die im Verzeichnis genannten Gewanne sind „Mattenberg", „Miselacker", „Gebreite
" sowie „Ober-" und „Niederfeld". Die Gewanne „Ober-" und „Niederfeld" bestanden
bis zu ihrer Überbauung im 19. Jahrhundert und waren in kleinere Parzellen unterteilt. Sie
reichten von der Haslacher Gemarkungsgrenze bis zum Fuße des Brombergs. Auffällig ist,
dass in dem Verzeichnis auch Besitzungen des Gutleuthauses („Miseler" = Aussätzige) und des
Adelhauser Klosters vorkommen, die in diesem Gebiet der Kirche von Adelhausen abgaben-
pflichtig waren. Diese Aufteilung deutet stark darauf hin, dass sich die späteren Klöster und
das Gutleuthaus innerhalb des alten Kirchenzehntbezirks niedergelassen haben. Der vormals
zusammenhängende Bezirk wurde also erst später durchbrochen.

Deutlich zu sehen ist, dass die ursprüngliche Anordnung keinen Platz für ein eigenständiges
„Dorf Wiehre" mit ausgedehnten Straßenzügen und einer Dorfallmende gelassen hätte. Erhärtet
wird diese Beobachtung durch zwei weitere Besonderheiten: Zum einen ist bis heute
nicht bekannt, zu welcher Kirche eine frühe Bevölkerung der Wiehre gehört haben soll, zum
anderen wird bis ins 18. Jahrhundert an keiner Stelle von einem „Wiehremer Bann" oder gar
eigenen Grenzsteinen der Wiehre gesprochen. Beide Punkte wären durch das Fehlen einer
eigenen Wohn- oder Dorfbevölkerung der Wiehre in der Frühzeit erklärbar.

Damit scheint sich die eingangs aufgestellte Vermutung zu bestätigen, nach der es sich bei
der Wiehre des Jahres 1008 nicht um eine Siedlung gehandelt hat - obwohl sie in späterer Zeit
als solche mit eigenem Vogt und eigener Gerichtsbarkeit erscheint. Wenn aber die Wiehre keine

14 Hans-Martin Maurer: Ein Verzeichnis der Zehntgüter in Adelhausen um 1350. In: ZGO 113. 1995, S. 225-
229. Der abgabenpflichtige Albrecht der Zehntner war 1327 bereits verstorben. Die Urkunden des Heiliggeistspitals
zu Freiburg im Breisgau (UHS). Bd. [-III. Bearb. von Adolf Poinsignon, Leonard Korth, Peter P.
Albert und Josef Rest (Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg i. Br. 1,3 und 5). Freiburg 1890-
1927. hier Bd. II, S. 492, Nr. G 26.

15 Michael Hoeper: Alamannische Siedlungsgeschichte im Breisgau: Zur Entwicklung von Besiedlungsstrukturen
im frühen Mittelalter (Freiburger Beiträge zur Archäologie und Geschichte des ersten Jahrtausends 6). Leidorf
2001. S. 112.

16 Heinrich Büttner: Waldkirch und Glottertal. Zur politischen Erfassung des Raumes zwischen Kaiserstuhl und
Kandel im Mittelalter. Nachdruck: Schwaben und Schweiz im frühen und hohen Mittelalter. Gesammelte Aufsätze
von Heinrich Büttner (Vorträge und Forschungen/Konstanzer Arbeitskreis für Mittelalterliche Geschichte
15). Hg. von Hans Patze. Sigmaringen 1972. S. 87-115, hier S. 89.

" Ebd., S. 101.

18 Berent Schwineköper erwähnt das Kloster Sulzburg, das am Ende des 10. Jahrhunderts gegründet wurde, und
die Cyriak-Kirche von Lehen, die 1139 erstmals genannt wird, Schwineköper (wie Anm. 6.). S. 52.

9


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2005/0009