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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 33
(PDF, 48 MB)
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einbezog (9,30-9,50 m x 15.50-16,50 m) und ein zweites Obergesehoss aufsetzte (Abb. 3-5).
Das Volumen der heutigen Kooperatur war durch diese Erweiterung damit weitgehend erreicht
.16 Der weiterhin zum Platz stehende Giebel wurde entsprechend erhöht und vollständig
in Stein errichtet. Allerdings ist die Platzfassade später mehrfach umgebaut worden, so dass
dort nur noch geringe Spuren der ursprünglichen Gestalt vorhanden sind: Der Ansatz eines
Mauerbogens im ersten Obergesehoss weist auf ein ehemals darunter gelegenes Fenster hin.
das tiefer saß als das heutige. Im zweiten Obergesehoss ist noch eine später veränderte Fensternische
vorhanden, die eine erstaunlich große Fensteröffnung belegt. Entsprechend der
vollständig erhaltenen Rückfront der Kooperatur können für die Platzfassade dreiteilige, vermutlich
gestaffelte Fenster im ersten Obergesehoss angenommen werden. Im darüber liegenden
Stockwerk dürften die Fenster ebenfalls mehrteilig, wenn auch vermutlich nicht gestaffelt
gewesen sein.

Die Rückfassade des Gebäudes weist zwei Fensterachsen auf (Abb. 7): Im ersten Obergesehoss
waren zwei dreiteilige Staffelfenster zu erkennen, darüber zwei Doppelfenster und im
Giebel ein rundbogiges Doppelfenster mit abgefasten (= abgeschrägten) Gewänden sowie drei
Luftöffnungen im Giebelspitz. Im Gewände des oberen, nördlichen Fensters fand sich ein
Werkstein mit gotischer Inschrift. Es handelt sich vermutlich um einen Grabstein, der hier
sekundär als Baumaterial genutzt wurde. Ein weiterer Werkstein mit gotischen Buchstaben
wurde in einem Doppelfenster der Nordwand eingesetzt. Dass mindestens zwei Grabsteine
wieder verwendet wurden, könnte ein Hinweis auf den Bauherrn sein: Vermutlich war das
Haus schon damals im Besitz der Münsterbauhütte, die über größere Mengen gebrauchter
Werksteine verfügt haben dürfte. Seit 1558 ist die Bauhütte als Eigentümerin schriftlich belegt
. Einen Hinweis auf die Besitzverhältnisse geben auch die beiden Obergeschoss-Fenster in
der Nordmauer der Kooperatur, die auf den Hof Münsterplatz 40 und 42 hinausgehen (Nordhof
, Abb. 5). Das Einfügen von Fenstern, so genannten Lichtern, in die Parzellenmauern war
- und ist - unüblich und gab in der mittelalterlichen Stadt oft Anlass zu Nachbarschaftsstreit.
Vermutlich schon Ende des 14. Jahrhunderts gelangten die beiden Grundstücke an die
Bauhütte,17 denn in dieser Zeit mussten sie dem ausgreifenden Chorneubau teilweise weichen,
so dass ihre Fassade um etliche Meter zurückgesetzt wurde. 1463 wird dann im Hof Münsterplatz
40 ein eingeschossiger, gewölbter Archivraum mit eingemeißelter Jahreszahl über der
gotischen Tür eingebaut. Dieses Archiv dürfte von der Münsterbauhütte für die eigene Nutzung
vorgesehen gewesen sein.

Eine Öffnung zum südlich gelegenen, seit 1527 als Pfarrhof genutzten Haus „zum Schlüssel
" (Herrenstraße 36/Münsterplatz 36. Abb. 2) war dagegen nicht vorhanden. Die Südmauer
diente als Parzellenmauer und lief in voller Höhe der Kooperatur nach Osten weiter. Erst im
19. Jahrhundert wurde die Hofmauer etwas abgesenkt, um Licht in den dunklen Hinterhof zu
lassen. Damals wurden auch zwei Fenster in die Südmauer gebrochen. Die hohe und geschlossene
Mauer zeigt deutlich, dass es im Mittelalter und der frühen Neuzeit - anders als es
oft vermutet wurde - keinen Zusammenhang zwischen dem Pfarrhof und der Kooperatur gab.Ix

Einige Spuren der Baumaßnahme von 1435 haben sich im Inneren des Gebäudes bis heute

16 In Abgrenzung zum wesentlich kleineren West-Bau werden wir das 1435 entstandene Gebäude Kooperatur nennen
, weil es den Umfang des heutigen Baukörpers hat. Die Bezeichnung Kooperatur kommt für das Haus allerdings
erst im 19. Jahrhundert auf.

17 Im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts soll das Gebäude Münsterplatz 40 noch im Besitz des Meister[s] Swe-
derits. eines angesehenen Arztes aus Götlikon (Kanton Aargau), gewesen sein, Peter Paul Albert/Max
Wingenroth: Freiburger Bürgerhäuser aus vier Jahrhunderten. Freiburg 1923, S. 192. Der Name Meister Swe-
derus blieb bis mindestens 1527 als Bezeichnung des Hauses erhalten, StadtAF. El A IVd Nr. 3, fol. 35r-37v.

18 Hermann Flamm: Geschichtliche Ortsbeschreibung der Stadl Freiburg im Breisgau. Bd. 2: Häuserstand 1400-
1806 (Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg im Breisgau 4). Freiburg 1903, S. 194; Albert/
Wingenroth (wie Anm. 17). S. 191. und Peter Kalchthaler: Freiburg und seine Bauten. Freiburg M990,
S. 234.

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