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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 62
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den, die mit Leib und Leben bestraft wurden, tagte im Freien, meist an der Südseite des Münsterfriedhofes
. Erst 1641 wechselte es ins Rathaus.96 Vom Blutgericht erfahren wir im Urfehdbuch
hauptsächlich durch die in den Vergichtteil aufgenommenen Todesurteile.97

Der Frevelteil wiederum enthält vor allem Nachschriften aus der Rats Erkanntnus und den
Ratsprotokollen, die die Strafen und Bußen für die jeweiligen Vergehen mitteilen. Durch die
Auslassung von Floskeln und Titeln, wie sie in den Vorlagen auftauchen sowie durch den Versuch
die Einträge möglichst einheitlich und in aufzählender Form zu gestalten, wird, vor allem
anhand des Urfehd- und Frevelteils, deutlich, dass die Kopisten die Hauptinformationen der
Texte, den Namen und die Herkunft des Delinquenten, die Taten und die (abgemilderte) Strafe,
hervorheben sollten.

Gemeinsam ist den drei Teilen, dass jeder über ein eigenes Namensregister verfügt, so dass
die eingetragenen Delinquenten besser gefunden werden konnten.98 Die Register sind aber gegen
Ende der Abfassungszeit der einzelnen Teile nicht mehr fortgeführt worden.

Im Urfehdbuch wurden Informationen unterschiedlicher Herkunft über bestimmte Personen
zusammengeführt. Die Art der Einträge und die Anlage der Register lassen darauf schließen,
dass es sich beim Utfehdbuch um eine Art (Teil-)Verzeichnis der von der städtischen Obrigkeit
verfolgten (und zum größten Teil bestraften) Delinquenten handelt.99

Die Nachträge, die vor allem der Substitut Dr. Jacob Lieb ausführte, zeigen, dass das Urfehdbuch
zunächst aktualisiert wurde. Ob und wie lange es noch nach dem Abschluss des
Frevelteils 1505 genutzt wurde oder welche Funktion es dann hatte, ist hingegen unklar.
Ebenso offen bleibt die Frage - falls die These stimmt, dass das Urfehdbuch ein (Teil-)Ver-
zeichnis delinquenter Personen war - weshalb die „Kategorien" der Vorlagen, Vergichte, Urfehden
, Frevel beibehalten wurden und nicht ein von der Form her einheitliches Verzeichnis
delinquenter Personen angelegt wurde?

Ereignisgeschichtlicher Kontext des Urfehdbuchs

Um mehr über die Entstehungsbedingungen und möglichen Motive für die Anlegung des Urfehdbuchs
zu erfahren, soll der ereignisgeschichtliche Kontext skizzenhaft für die Zeit dargestellt
werden aus der das Urfehdbuch berichtet.

Freiburg gehörte Ende des 15. Jahrhunderts mit ungefähr 6.300 Einwohnern zu einer der
größten Mittelstädte im Reich. Zugleich kämpfte die Stadt mit den Folgen einer beinahe hundertjährigen
Periode des wirtschaftlichen und demographischen Niedergangs.100 Nach mehreren
zum Teil radikalen Änderungen in der Freiburger Verfassungsstruktur gelang es 1459 eine

% Vgl. Winterer-Grafen (wie Anm. 90), S. 384 und 396: Hansjürgen Knoche: Ulrich Zasius und das Freiburger
Stadtrecht von 1520. Freiburg 1957, S. 149f.: Poinsignon. Geschichtliche Ortsbeschreibung (wie
Anm. 3), S. 119.

97 Vgl. etwa Urfehdbuch, fol. 3v und 4v.

48 Jedoch ist anzufügen, dass - obwohl die Eigenbezeichnung im Urfehdbuch register lautet - diese nicht alphabetisch
geführt wurden, sondern jene Personen aufführen, deren Vergichte, Urfehden, Unzuchten und Frevel auf
der jeweiligen Seite zu finden sind. Sie stellen ein nach Seitenzahlen geordnetes Personenverzeichnis dar.

99 Vor allem der Urfehdteil zeigt, dass hier nur ein Teil der erhaltenen Urfehden hineinkopiert wurde. Von den 43
zwischen 1492 und 1500 überlieferten Urfehdeurkunden im Freiburger Stadtarchiv sind 26 in das Urfehdbuch
übernommen worden. Das Urfehdbuch ist demzufolge kein Gesamtverzeichnis der Freiburger Delinquenten.
Vgl. StadtAF. AI Xlf. Der Bestand StadtAF, AI He, Urfehdeurkunden der Edlen, spielt hier keine Rolle, da aus
dem gesamten Berichtszeitraum des Urfehdbuchs (1487-1505) nur eine Urkunde in diesen Zeitabschnitt fällt
(Stoffel von Valckenstein vom 20. Sept. 1501) und diese keine Erwähnung im Urfehdbuch findet.

00 Vgl. Buszello (wie Anm. 4), S. 276. Tom Scott: Freiburg und der Bundschuh. In: Der Kaiser in seiner Stadt.
Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498. Hg. von Hans Schadek. Freiburg 1998, S. 333-353, hier S.
333. Scott gibt den Tiefststand der Einwohnerschaft um 1450 mit 6.135 Personen an, um 1500 leben seinen Angaben
zufolge 6.500 Personen in der Stadt. Die Lage entspannte sich nach seiner Auffassung durch die Gründung
der Universität und dem damit verbundenen Zuzug auswärtiger Professoren und Studenten, vgl. S. 334.

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