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Opposition endete aber nicht in einem vollständigen Triumph der alten Kräfte. Diese mussten
Zugeständnisse an die Gemeinde machen. Eine Folge davon waren protektionistische Zölle.
Zölle waren wiederum der Anlass für einen heftigen Konflikt im August 1495, der als
„Ebringer-SchmacfT Eingang in das von Zasius angelegte Geschichtbuch fand.110 Diese Auseinandersetzung
scheint sich damals besonders im Gedächtnis der Freiburger Einwohner eingeprägt
zu haben, denn sie diente ihnen als Fixpunkt für die zeitliche Einordnung anderer Geschehen
.111 Den Ausgangspunkt für den Streit bildeten die 1494 vom Rat erhöhten Zölle bei
der Einfuhr von Früchten. Daraufhin sahen sich die Zöllner immer öfter Beschimpfungen von
Marktbesuchern ausgesetzt. Auf der Ebringer Kirch weih kam es am 16. August 1495 zunächst
zu Schmähungen von Seiten der Ebringer Bauern, die, laut Zasius, v/7 vnzüchtiger wort, vnder
anderm, si weiten denen von Fryburg den bieren zoll gen, riefen.112 Daraufhin kam es zum
Eklat, bei dem ein Freiburger Geselle getötet und mehrere schwer verwundet wurden. Die
Nachricht löste in Freiburg Empörung aus. Der Rat beschloss, am nächsten Tag eine bewaffnete
Reiterschar nach Ebringen zu schicken, um einige Bauern als Geiseln zu nehmen. An der
Expedition waren 700 Mann zu Pferd und zu Fuß beteiligt. Dies entsprach etwa 2/3 der männlichen
Erwachsenen Freiburgs. Allerdings war im Dorf niemand mehr anwesend. Dafür wurden
Ebringer Boten, die sich in Freiburg aufhielten, verhaftet und allen Dorfbewohnern der
Zugang zum städtischen Markt verboten. Die Schlichtung des Streites wurde nach Ensisheim
verwiesen. Die dortigen Hofrichter kassierten jedoch sämtliche Klagen, bis auf die der Verwandten
von Toten und Verwundeten. Einzige Genugtuung der Freiburger für die Schmach
war, dass die Ebringer demütig vor dem Freiburger Rat erscheinen und um Begnadigung bitten
mussten.113
Innerhalb der Stadt kam es 1495 der neuen Zölle wegen zu Auseinandersetzungen zwischen
dem Rat und der Metzgerzunft. Die Stadt, so die Begründung, sei finanziell schwer belastet.
Deshalb man in zollen, vnd gelten vnnd andren gefeilen ein merklich gelt vffheben miiss, söli-
chen beswärden ze begegnen.114 Da die Metzgerzunft im Gegensatz zu den anderen Zünften
noch beachtliche Privilegien besaß, beschlossen der alte und der neue Rat sowie die Ächtwer,
das die metzger ir vech115 verzollen vnd die beswärd, die ander inwoner liden müssen, helffen
tragen söllen.ub Da die Metzger damit nicht einverstanden waren, kam es zu Beschimpfungen
des Rates. In seiner im Urfehdbuch aufgezeichneten Vergicht gesteht etwa Michel Dissel, dass
er gesagt habe er wölt, wer der wer, der den zol erdacht hett, das derselb gefierteilt wer117 Die
Metzger stellten sogar zeitweilig das Schlachten ein, so dass es in der Stadt zu einem Fleischmangel
kam. Nur durch die massive Einschüchterung der Metzger konnte sich der Rat durchsetzen
. 1502 brach der Streit zwischen dem Rat und der Metzgerzunft erneut aus. Der Konflikt
schwelte über Jahre. 1520 inszenierte die Metzgerzunft sogar einen Ausstand und zog sich
von Freiburg nach Breisach zurück, um ihrem Ansinnen Nachdruck zu verleihen.118
seinen Niederschlag auch im Urfehdbuch: Jacob Megerich. fol. 53r: Aberlin Löffler. fol. 47v-48r; Conrat Rost,
fol. 50r + v; Caspar Haß. fol. 58r; Conrat Helbling. fol. 58v.
110 Schmach so die von Ebringen einer statt Fryburg zu gefügt haben, StadtAF, Bl Nr. 2, fol. 58r-60v. Im Untreubuch
hat dieses Ereignis ebenfalls Eingang gefunden. StadtAF. B5 IIIc 10, fol. 4r + v, Ebringer Mutwill. Vgl.
auch Schreiber (wie Anm. 9).
111 Vgl. Urfehdbuch, fol. 8v. Dort lautet eine Datumsangabe vff die nacht als man zogen wer gen Ebringen.
"2 StadtAF. Bl Nr. 2, fol. 58r.
113 Vgl. dazu auch Scott (wie Anm. 85), S. 267f.; Heiko Haumann: Von Ordnungen und Unordnungen. Lebensformen
in der Stadt. In: Geschichte der Stadt Freiburg i.Br. Bd. 1. Hg. von Heiko Haumann und Hans Scha-
dek. Stuttgart -2001, S. 501-523, hier S. 521 f.
114 StadtAF, Bl Nr. 2, fol. lOlr.
115 Vieh.
StadtAF, Bl Nr. 2, fol. 10lv.
117 Urfehdbuch, fol. 13r.
118 Vgl. Tom Scott: Reformen in Haushalt und Verwaltung. In: Geschichte der Stadt Freiburg i.Br. Bd. 1. Hg. von
Heiko Haumann und Hans Schadek. Stuttgart 22001. S. 253-264, hier S. 263.
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