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haus zum Himmelreich" an der äußerst stark befahrenen Straße nach Donaueschingen und
Schwaben einschließlich aller Matten, Ackerfelder, Oeconomiegebäude und Stallungen zu verpachten
sei. Die Übernahme könne ab dem 16. September 1859 erfolgen: Pachtlustige mögen
sich im Faulerschen Eisenwerk im Falkensteig bewerben. Bereits am 22. September 1859 wird
ein Pachtvertrag zwischen Phil. Anton Fauler und Johann Hauser geschlossen, wobei Hauser
während seiner Jahre auf dem Hof im Jahre 1873 mehrfach Einquartierungen von Soldaten
über sich ergehen lassen musste.33 Um 1879/81 wird von einem Pächter Josef Butz berichtet34;
wie lange er blieb, war nicht zu ermitteln.
Im Mai 1891 ist Michael Fehr als „Himmelreich"-Wirt belegt. Nach seinem Tod führte seit
Januar 1897 seine Tochter Rosina, die mit Bernhard Vogt verheiratet war, das Gasthaus. Im
Jahre 1919 wird von einem Pächter Adolf Zähringer berichtet, den am 18. April 1933 Theodor
Fuchs aus Aulendorf ablöste.35 Noch im gleichen Jahr wurden die Wirtschaftsräume um
einen 82 qm großen Tanzsaal erweitert, wozu man einen Teil der Stallungen entsprechend ausbaute
.36 Dennoch kam es schon kurz nach dieser Umbaumaßnahme im Jahre 1934 zu einem
erneuten Pächterwechsel: Maria Ketterer, geborene Vogt, erhielt am 25. Oktober 1934 die Erlaubnis
zum Betrieb der Real- und Personalgastwirtschaft „zum Himmelreich", außerdem war
sie berechtigt, öffentliche Tanzbelustigungen bis 1200 Uhr abzuhalten.3,1 Auch nach dem Tod
ihres Ehemanns, Metzgermeister Wilhelm Ketterer, blieb Maria Ketterer bis mindestens zum
Ende des Zweiten Weltkrieges als Wirtin im „Himmelreich". Für das Jahr 1944 war ihr auf Antrag
vom Freiburger Landrat zugestanden worden, die Schankwirtschaft vorübergehend an
einigen Tagen der Woche zu schließen. Allerdings wird in dem Schreiben des Landrats vom
16. Juni 1944 ausdrücklich vermerkt: Die Unterkunft und Verpflegung von Luftbetroffenen wird
von dieser Verfügung nicht berührt und darf keine Unterbrechung erfahren.3* Mit Luftbetroffenen
waren offenbar die aus den Großstädten bzw. Ballungsgebieten „aufs Land" geflüchteten
Menschen gemeint, die von den Bombenangriffen der feindlichen Flugzeuge besonders bedroht
oder bereits ausgebombt waren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte das Gasthauses „zum Himmelreich" mindestens noch
vier Pächter: Am 19. März 1958 kam der Buchenbacher Koch Artur Dold, 1967 Günter
Schiman und um 1998 Stefan Riehle. Schließlich pachtete im Jahre 2004 die „Hofgut Himmelreich
GmbH" mit dem „Verein Netzwerk Diakonie e.V." als Alleingesellschafter das
Hofgut. Diese Gesellschaft betreibt die historische Hofanlage als Restaurant und Hotel mit
30 Gästebetten; hinzu kommt ein Tagungsbereich mit zwei Tagungsräumen. Die noch relativ
junge Gesellschaft wird als so genanntes Integrationsunternehmen geführt, d.h. sie bietet
sowohl Mitarbeitern mit geistiger Behinderung (meist Downsyndrom) als auch nicht behinderten
Mitarbeitern einen festen Arbeitsplatz. Erklärtes Ziel des Unternehmens ist es, das
gesamte Hofensemble mit dem „Stöckle", der Jakobuskapelle und weiteren Nebengebäuden
, das als so genannte Sachgesamtheit unter Denkmalschutz steht, von der Erbengemeinschaft
Fauler käuflich zu erwerben, um das zur Zeit noch in der Erprobungsphase befindliche
Projekt „Unbekümmert miteinander leben, arbeiten und lernen" Wirklichkeit werden
zu lassen.
33 PAEF. Schriftliche Belege des Quartieramtes für den Monat August 1973: Einquartiert werden 10 Mann und
Pferde.
34 PAEF. Schriftverkehr zwischen Pächter Butz und Eigentümer Fauler.
35 Gemeindearchiv Kirchzarten-Burg (GAK), V/2 FN 8: Pachtverträge.
36 Ebd.: Baugenehmigung vom 20. Juni 1933.
37 Ebd.: Amtliche Genehmigung zum Betrieb der Gastwirtschaft durch Maria Ketterer vom 25. Oktober 1934.
3S Ebd.: Schriftliche Mitteilung des Landratsamtes an Maria Ketterer vom 16. Juni 1944.
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