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nerisch vorgestellt und beschrieben werden. Die jeweiligen regionalen Verbreitungsgebiete
sind in einer geografischen Karte dargestellt.68 In Teilbereichen unterscheiden sich die typolo-
gischen Darstellungen der historischen Schwarzwaldhäuser von Schilli und Schnitzer recht erheblich
.
Die historischen Bauernhäuser in der großen Mulde östlich von Freiburg - etwa im Mittelpunkt
die Orte Kirchzarten und Zarten - bezeichnet Schilli dem Typ nach als Zartener Häuser
.69 Nach Schilli gehört das Zartener Haus zur Familie der Schwarzwälder Firstständer-
(Hochsäulen-)häuser, d.h. zur Familie der Heidenhäuser. Bei Häusern dieses Typs besteht das
Hausgerüst aus mächtigen, auf einem Schwellenkranz stehenden hölzernen Ständern (Säulen),
die auf ihren Enden unter dem Dachfirst Pfetten70 tragen, über die die Rafen71 hängen. Damit
bilden Haus- und Dachgerüst eine konstruktive Einheit, die von Häusern aus dem Mittelalter
bekannt ist. Häuser des Zartener Typs sind längsseitig dreifach aufgeteilt in einen Wohnteil,
eine Tenne und einen Stall mit einem mittig angeordneten Futtergang. Alle Räume sind von
der Längsseite erschlossen.
Schilli weist darauf hin, dass das Zartener Haus abweichend vom Heidenhaus an der Giebelseite
dreiraumbreit ist:
„An dem von Langseite zu Langseite gehenden Hausgang erstrecken sich die Stube, die Küche, ein Stüb-
chen und eine Kammer. Stübehen und Kammer liegen hintereinander in der Firstrichtung. Diese beiden
Räume springen aus Gründen der Raumgewinnung vor die Hausflucht und die Flucht des Hausganges ...
Das Obergeschoss ist dem Erdgeschoss entsprechend dreiraumbreit gegliedert. Über der Stube befindet
sich die Schlafkammer der Bauersleute, in der Mitte über der Küche die Rauchkammer, in die der Rauch
der Küche durch die Spalten der lose aufgelegten Bodenbretter dringt, um von hier aus durch ein Fenster
an der Walmseite ins Freie entlassen zu werden. Anschließend folgen das Oberstübchen und eine weitere
Kammer. Vom oberen Hausgang aus, der über dem unteren Hausgang liegt, gelangt man auf einen Gang,
der das ganze Haus umzieht ... Über dem Wohnteil sind die Hochsäulen durch liegende Stühle ersetzt,
damit hier ein nicht beengter Arbeitsraum entstehen konnte. Auf den liegenden Stühlen sitzen jedoch im
oberen Dachraum wieder Firstsäulen ... Das Zartener Haus kannte noch im letzten Jahrhundert keine
Hocheinfahrt. Inzwischen haben jedoch alle Häuser dieser Art Hocheinfahrten in den Dachraum erhalten
."^
Nach Schillis Meinung rechtfertigen der in der Giebelseite dreiraumbreite Wohnteil mit der
Küche zwischen Stube und dem oftmals als Leibgeding genutzten Stübehen mit Kammer
(längsseitig hintereinander) die vor- und zurückspringende Flucht an der Talseite, der umlaufende
Gang, der weitausladende Wahn und die ursprünglich fehlende Hocheinfahrt, sowie
„eine Reihe kleinerer Abweichungen von der im Schwarzwald üblichen Bauweise", die Eingliederung
dieser Häuser „in eine besondere Hausgattung". Allerdings fügt er hinzu, dass derartige
Häuser - d.h. Zartener Häuser - nach 1650 nicht mehr erstellt worden seien.73
Zweifelsfrei handelt es sich bei den historischen Bauernhäusern im Tal der Dreisam und
ihrer Zuflüsse um eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Heidenhauses. Franz Meckes
bezeichnet die für das Dreisamtal typischen historischen Bauernhäuser mehrfach auch als die
„dritte Variante der Heidenhäuser".74 Den im Jahre 1610 erbauten Pfendlerhof in Zarten, der
von Wilhelm Arnold Tschira ausführlich beschrieben und zeichnerisch dargestellt wurde,75
ordnet Meckes noch der zweiten Variante des Heidenhauses zu. Die dritte Variante dieses
68 Schnitzer (wie Anm. 66), S. 16-42.
69 Schilli (wie Anm. 66). S. 116-206; Hermann Schilli: Schwarzwaldhäuser. Karlsruhe 1978, S. 70-73.
70 Waagerechter, tragender Balken im Dachstuhl.
71 Angelehnte oder aufgehängte Dachhölzer.
72 Schilli (wie Anm. 69), S. 70.
73 Ebd., S. 71.
74 Franz Meckes: Der Schwarzwaldhof in der Freiburger Vorbergzone. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg
X, 1981, S. 33ff.
75 Wilhelm Arnold Tschira: Der Pfändlerhof zu Zarten. In: Mein Heimatland 19, 1932, S. 131-138.
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