http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2005/0097
Abb. 4 Schnitt 2 vom Baugerüst des Neubaus von Südosten: Übergang vom Fundament des Mittelbaus (unten)
zum Fundament des westlichen Seitenflügels (oben), nach rechts die Trennwand zwischen beiden Teilen, ein
älteres Wackenpflaster durchschneidend (Foto Wagner)
Der geringen Mauerstärke wegen darf davon ausgegangen werden, dass das Gebäude nur
eingeschossig war. Vermutlich sind die niedriger ausgebildeten Wandnischen des Seitenflügels
als Indiz dafür zu werten, dass der Mittelbau auch in der Höhe die Seitenflügel einst leicht
überragt hatte. Nur der Mittelbau war an seinen Ecken mit Sandsteinquadern ausgestattet, und
auch nur hier konnte ein Sandsteinplattenbelag für den Innenraum nachgewiesen werden, wie
geringe Reste in den Nischen zeigten, die auffälligerweise ins Mauerwerk verliefen. Außer
einem glatten, mehrfach weiß getünchten Innenputz und geringen Farbresten im Bereich der
mittig gelegenen Öffnung konnten keine weiteren Ausmalungen oder Stuckierungen nachgewiesen
werden.
Auffällig ist die unterschiedliche Behandlung von Mittelbau und Seitenflügel mit einander
nicht entsprechenden Achsabständen, Nischenbreiten, -tiefen und -höhen sowie den nur am
Seitenflügel nachweisbaren Fensteröffnungen und den auf den Mittelbau beschränkten Eckquadern
aus Sandstein. Dies alles ist ein klares Zeichen dafür, dass das Orangeriegebäude in
zwei Bauphasen entstanden ist. Die Zusammensetzung von Mauermörteln und Wandputzen
unterscheidet sich ebenfalls deutlich. Darüber hinaus weist die weniger elegante Ausführung
des Innenputzes im westlichen Seitenflügel auf eine geringere Wertigkeit der dortigen Räumlichkeiten
hin, wogegen der feine Glattputz des Mittelbaus für einen repräsentativen Raum bestimmt
gewesen sein dürfte.
Die Annahme einer späteren Anfügung der Seitenflügel an den Mittelbau wäre eigentlich
nahe liegend, doch da keine Stoßfuge zwischen Seitenflügel und Mittelbau besteht, wie sie in
diesem Fall zu erwarten wäre, sondern das Mauerwerk beider Bauteile miteinander verzahnt
ist, war die Abfolge wohl eher umgekehrt. Die Seitenflügel müssten demnach Teil eines älteren
Gebäudes gewesen sein, dessen zentraler Teil später abgetragen und durch den Mittelbau
ersetzt wurde. Dieses ältere Gebäude hätte jedoch seinerseits einen Mittelteil mit breiteren Öffnungen
besessen, denn die vorhandenen Achsmaße des westlichen und die symmetrisch zu er-
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