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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 114
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stisch war Anreith von südwestdeutschem Barock und Rokoko geprägt. Seine größte Stärke
zeigte er in den kirchlichen Schnitzwerken. Er gilt als wichtigster Barock-Künstler am Kap
und Begründer einer fruchtbar weiterwirkenden Tradition. Mit Entwürfen für Möbel und Gebrauchsgegenstände
hatte er auch auf diesem Feld eine Vorbildfunktion. Auf3erdem ging er als
Gründer einer Kunstschule in die Annalen ein. Dennoch wurde er erst 1817 Bürger von Kapstadt
. In die deutsche Heimat kehrte er nicht mehr zurück, obwohl es dazu offenbar Pläne gab,
wie eine zeitgenössische Quelle, das Tagebuch des russische Zeichners Ludwig York Choris
(1795-1828), das für das Jahr 1818 eine Personenbeschreibung Anton Anreiths enthält, andeutet
.56 Dieses Tagebuch entstand bei der Weltumsegelung der russischen Brigg „Rurik"
(1815-1818), an der der junge Choris teilnahm und als Zeichner sowie als Maler die Reise
dokumentierte.57 Das 1986 wiederentdeckte Diarium befindet sich in der Bibliotheque de la
Sainte-Genevieve in Paris und wurde 1999 von Nikolaus Schweizer kommentiert herausgegeben
.58 Choris betrat gegen Ende der Weltreise am 24. März 1818 erstmals Kapstadt. Er berichtet
:

Heute nach Mittag ging ich ans Land. Besuchte den Blanckenberg, der diese Zeit bey sich junge Leute
hatte und hibsche Daamen, die Unterricht bey ihm im Zeichnen nehmen ... Er führte mich zu seinem Meister
, Anton Anreith, von Freyburg gebürtig, beynahe 40 Jahre hir. Ein guter alter Mann, der sich mit der
Mathematik starck beschäftigt -. ist ein ordentlicher Architektor und dabey sehr ordentlicher Sculptör-.
Hat auch viele Schulen -. Beschäftigt sich mit allem, um das Broth hir zu haben. Er sagte mir, daß ein
ausländischer Mahler hier sehr viel Geld machen könnte, wenn er 1 oder 2 Jahre hier bleiben wollte -.
Sollte aber nicht mehr bleiben-, dann währe es aus. Die Holländer sind hier eingenommen von Portree.
Der H. Anreith glaubt, in einem Jahr nach Europa zurückzukehren. Er soll schon dahin geschrieben
haben -, von wegen seiner Schrift Theorie der Erde - und der Magnet Naadel -. Nach ihm könnte man
Tabellen für Declination des Magnets ferfertigen, die auf Ewig sein sollten.59

Anton Anreith starb am 4. März 1822 in Kapstadt, ohne den Plan seiner Heimfahrt umgesetzt
zu haben. Da er nicht geheiratet hatte, übergab er sein Erbe den Kindern seiner treuen
Sklavin Sara und seines Schuldieners Josias Will.60

Der erste afrikanische Bildhauer Anton Anreith, der 1777 nach Kapstadt ausgewandert war
und dort durch seine heute noch erhalten gebliebenen Werke61 berühmt ist, verdient es auch in
seiner Heimat im Breisgau und in Riegel Beachtung zu finden.

56 Wertvoller Hinweis von Wulf Nöhring aus Steinheim vom 23. Januar 2005. Louis Choris: Journal des Malers
Ludwig York Choris. Hg. und kommentiert von Niklaus R. Schweizer. Bern 1999.

57 Als Vollwaise wurde er vom Titularrat J. Matthes, einem Dozenten für Zeichnen an der Universität Kharkov, aufgenommen
. Später erhielt er in St. Petersburg eine sehr gute Ausbildung, ebd., S. 12.

58 Choris entstammte einer deutschen Familie und wuchs in der Ukraine und in Russland auf. 1819 zog er nach
Paris und publizierte auch in französischer Sprache.

59 Choris (wie Anm. 58), S. 307.

60 Assion (wie Anm. 8), S. 161.

61 Vgl. de Bosdari (wie Anm. 5), S. 110-112. Im Folgenden werden die Werke von Anreith aufgelistet, die Wolfgang
Ziefle bei seinem letzten Besuch im Frühjahr 2005 sehen und fotografieren konnte: Lutheranische Kirche
in der Strand Straat; ehemaliges Pfarrhaus, heute Martin-Melck-Haus; eine Tür am Weingut Uitkyk; Tuynhuis
mit Darstellungen von Neptun und Merkur; Löwin beim Nebeneingang zur Universität von Kapstadt; Löwentor
am Ende der Government Avenue (Lion gateway); an der alten Festung das Wappen am Zollgebäude und das
Wappen im Giebel des Seitengebäudes; die Kanzel in der englisch-lutheranischen Groote Kerk; Arbeiten für die
alte Sklavenkaserne (später Oberstes Gericht, heute Kulturhistorisches Museum); Tür und Stuckverzierungen
des Guts Saasfeld (heute im Hugenotten-Museum); Polizeigericht am Caledon Square mit Darstellungen von
Neptun und Britannia; Arbeiten für das Weingut Groot Constantia.

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