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terliegen sollte wie die Immatrikulation von Studenten.19 Weiterhin seien der Militärregierung
die Namen aller Referendare zur Approbation vorzulegen und zwar jeweils vor ihrer Aufnahme
ins Referendariat, vor ihrer Zuweisung an einzelne Sehulen und vor ihrer Zulassung zum Assessorexamen
.20 Zudem hätten die Referendare zwei- bis dreiwöchige Lehrgänge in politischer
Bildung zu absolvieren.21
Diese Richtlinien hatten zwar eine erkennbar präventive aber keine konstruktive Funktion.
Gleichwohl bildeten sie den Anstoß, über die Wiedereröffnung des Freiburger Studienseminars
nachzudenken. Am 31. März 1947 fand eine Unterredung zwischen dem Hauptmann Sigmann
von der Militärregierung und Frau Epp statt, die das Ministerium vertrat. Unter Hinweis auf
die dabei getroffenen Absprachen teilte das Ministerium der Delegation Superieure am 9. April
1947 mit,22 dass es beabsichtige, das Freiburger Studienseminar zum l. Mai 1947 wieder zu
eröffnen und Oberstudienrat Scharnke zu seinem Leiter zu berufen. Scharnke sei bereits 1946
von der Militärregierung im Amt bestätigt worden und gelte als ein erfahrener und erprobter
Schul- und Verwaltungsmann.
Interessant ist die vom Ministerium vorgetragene Begründung, der zufolge das wiedereröffnete
Seminar vor allem eine Auslesefunktion erfüllen sollte.23 Damit geriet es von Anfang
an in den Schnittpunkt alter deutscher Überfüllungsängste, die das Dritte Reich kräftig verstärkt
hatte, und der französischen Forderung nach strenger Elitenbildung, hinter der sich im
übrigen eine historische Faschismustheorie mit analogen Befürchtungen verbarg. Denn bereits
der vorerwähnte Germanist Vermeil24 hatte die These vertreten, dass die soziologischen Träger
des NS-Regimes schlecht ausgebildete und verproletarisierte Akademiker gewesen seien,
desesperes par la defaite, l'Inflation et le chörnage.25 Die beiderseitige Furcht vor einem neuen
akademischen Proletariat bildete deshalb künftig den größten gemeinsamen Nenner beider Institutionen
im Hinblick auf Hochschulentwicklung und Lehrerausbildung.
General Schmittlein erklärte sich mit einer Wiedereröffnung des Freiburger Studienseminars
grundsätzlich einverstanden, knüpfte aber seine Genehmigung an die Vorlage präziser Ausführungsbestimmungen
.26 die Theobald wiederum mit Schreiben vom 30. April beim Minischreibens
General Schmittleins vom 22.7.1946 an alle Delegations Superieures der Zone. vgl. das Schreiben
Schmittleins an die Delegation Superieure in Freiburg vom 9.4.1947. In: AOFA. Bade 4149/1.
14 Dadurch waren von der Zulassung (bis zur generellen Jugendamnestie im Jahre 1947) jene ausgeschlossen, die
in der Hitlerjugend eine Führerrolle vom Rang eines Fähnleinführers aufwärts eingenommen hatten, vgl. Dn-
i k \nch (wie Anm. 10). S. 69f.
20 Zum Sinn des umständlichen Kontrollverfahrens vgl. das Schreiben Schmittleins an die Delegation Superieure
in Freiburg vom 9.4.1947: A chacun des 3 Stades prevus, l'administration francaise peut avoir, pour des raisons
inopinees et dont eile reste juge, ä opposer son veto ä teile designation. In: AOFA, Bade 4149/1.
21 Schreiben von Theobald an Dr. Ott vom 16.7.1946: Des stages de formation politique de 2 d 3 semaines analo-
gues aux Conferences pedagogiques de ja organisees pour d'antres categories de personnel en fonction devront
etre prevus et mis surpied sous man contröle pendant la «Referendarzeit». In: StAF. F 110/9 498. Zum Inhalt
der Conferences pedagogiques dejä organisees vgl. Angelika Ruge-Schatz: Grundprobleme der Kulturpolitik
in der Französischen Besatzungszone. In: Die Deutschlandpolitik Frankreichs und die Französische Zone 1945-
1949. Hg. von Claus Scharf und Hans-Jürgen Schröder. Wiesbaden 1983. S. 98f.
22 Vgl. Anm. 16.
23 Wie Anm. 16: Es ist schon jetzt ein starkes Anwachsen des Lehrernachwuchses für den Höheren Schuldienst
über den normalen Bedarf hinaus zu beobachten. Dieser Zustrom wird sich in den nächsten Jahren noch verstärken
. Die Unterrichtsverwaltung wird in der Lage und gezwungen sein, aus dem Überangebot die wissenschaftlich
und pädagogisch Tüchtigsten auszulesen. Eine gerechte Auswahl ist aber nur bei einheitlicher Ausbildung
möglich.
24 Vgl. Anm. 2.
25 Edmond Vermeil: Les Allies et la reeducation des Allemands. In: Politique Etrangere 12. 1947, S. 604. Zur Rezeption
dieses Modells durch Schmittlein vgl. Zauner (wie Anm. 1), S. 149.
26 Schreiben vom 22.4.1947: Je ne vois pas, en principe, d'objections ä formuler contre le projet de la province de
Bade ... Cependant, pour me permettre de juger dans le detail de ces divers reglements, je vous saurai gre de
bien vouloir me communiquer les textes precis d'execution pour accord defmitif In: AOFA. Bade 4149/1.
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