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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 182
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Seminar an. 1952 waren es bereits 98. Und 1953 stieg ihre Zahl auf 105, um sich in der Folge
rasch weiter zu steigern.100 Ihr Durchschnittsalter betrug im selben Jahre bereits 29,6 Jahre.
Davon waren - auch dies ein Novum gegenüber der Vorkriegszeit - 28 und damit beinahe ein
Drittel verheiratet.101 Trotz dieses rasanten Anstiegs verstummten nunmehr die früher allgegenwärtigen
Überfüllungsängste der Administration. Denn nahezu alle Absolventen erhielten
einen Arbeitsplatz. Die Ursachen erläuterte 1953 der damalige Personalreferent des neuen
Oberschulamtes Freiburg: In den letzten 3 Jahren musste die Mehrzahl der Stellen, die neu zu
besetzen waren, nicht wegen Ausscheidens von Lehrern neu versorgt werden, sondern wegen
neuer Klassenteilungen oder Neuerrichtung zusätzlicher Klassen. Diese Entwicklung war eine
Folge des überaus starken neuen Zustroms von Schülern in die Höhere Schule, der sowohl zu
Beginn des Schuljahrs 1952/53 wie des Schuljahrs 1953/54 in unserm Amtsbereich mehr als
1500 Schüler betrug. Das würde einem jährlichen Mehrbedarf zwischen 40-50 Lehrkräften
entsprechen ...Ob diese Entwicklung auch weiterhin unvermindert anhalten wird, ist gegenwärtig
noch nicht abzusehen. Doch darf man wohl annehmen, dass die künftige Schulgeldfreiheit
eher einen verstärkenden als vermindernden Druck auf die Höhere Schule zur Folge
haben wird.102

Damit sollte der Referent recht behalten. In dem Maße, wie sich im Nachkriegsdeutschland
die Einsicht verbreitete, dass Bildung der wichtigste Schlüssel zum sozialen Aufstieg sei,
wuchsen die Schülerquoten, stieg die Zahl der Gymnasien und mit ihnen der Bedarf an Lehrern
.103 Erst in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre verringerte sich allmählich wieder die
Nachfrage, so dass sich erneut - aber nunmehr auf deutlich höherem Niveau - die Marktkonstellation
der Vorkriegszeit einstellte.104

Im Herbst 1950 erließ das badische Kultusministerium eine Ausbildungsordnung, die die
Neuerungen seit Kriegsende zusammenfasste.105 Die Ausbildung konzentrierte sich theoretisch
weiterhin am Seminar und praktisch an den Freiburger Gymnasien, verpflichtete die Referendare
zu 12 bis 14 Wochenstunden Unterricht und beschrieb die bereits erwähnte permanente
Leistungskontrolle während des Referendariats (unregelmäßige Unterrichtsbesuche durch die
Fachreferenten des Ministeriums, regelmäßige/unregelmäßige Unterrichtsbesuche durch einführende
Lehrer und Schulleiter, tertialsweise Beurteilung durch einführende Lehrer und
Schulleiter). Als Vorbereitung auf die mündliche Prüfung sollten die Referendare unter
anderem jeweils einen bedeutenden Autor aus fünf Sachgebieten (Theoretische Pädagogik,
Geschichte der Pädagogik, Allgemeine Psychologie, Charakterologie, Kinder- und Jugendpsychologie
) gründlich studieren, wozu ihnen Dr. Rombach eine Auswahlbibliographie zusammengestellt
hatte, die den bildungsgeschichtlichen Horizont der damaligen Ausbildung
umschreibt.106

Reifezeugnisses oder anders geartetem Zeitverlust zur Ausfüllung kriegsbedingter Bildungslücken, teils in dem
wirtschaftlichen Zwang zu Nebenverdiensten während des Studiums und schließlich in den seit 1948 angestiegenen
Prüfungsanforderungen. In: Ebd.

100 Schreiben an das Kultministerium vom 9.11.1953. In: Ebd.

MH Wie Anm. 101.

102 Schreiben von Dr. Kaspar an Ministerialrat Kieffer vom 9.11.1953. In: StAF. F 110/9 488.

103 So wuchs die Zahl der Gymnasiallehrer im alten Bundesgebiet von 46.000 im Jahre 1960 auf 126.000 im Jahre
1985, ihrem vorläufigen Höchststand. Vgl. Christoph Führ: Deutsches Bildungswesen seit 1945. Grundzüge
und Probleme. Neuwied 1997, S. 131. Zum Ganzen vgl. das Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte. Bd.
VI/1: 1945 bis zur Gegenwart. Hg. von Christoph Führ und Carl-Ludwig Furck. München 1998. S. 254ff.
und 31 Off.

I(M Vgl. Günter (wie Anm. 50), S. 222f. und 230f.

105 Richtlinien für die Ausbildung der Studienreferendare. Die Richtlinien wurden wegen ihrer geringen Auflage
nur hektographisch verbreitet. In: StAF, F 110/9 488.

106 Insgesamt ruhte der Ausbildungsschwerpunkt bei der Psychologie. Die Pädagogik wird dominiert durch die erstmals
1947 erschienenen Grundzüge systematischer Pädagogik des Neukantianers Alfred Petzelt, die Pädagogikgeschichte
durch Friedrich Paulsens altehrwürdige Geschichte des gelehrten Unterrichts (1885). die Allgemeine
Psychologie durch Hubert Rohrachers Einführung (1946), die Charakterologie durch Ernst Kretschmers

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