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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 214
(PDF, 48 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2005/0214
Freiburger Wallgrabentheater. Zwar ziehen sich Informationsveranstaltungen über Atomkraftwerke
als roter Faden durch die Programme, dazu kommen aber schon recht bald Lieder- und
Heimatabende, bei denen gemeinsam neues und altes Brauchtum (Lieder, Gedichte, Sprüche)
vorgetragen wurde. Ein weiterer Bereich bildeten andere Sachgebiete: Probleme der Landwirtschaft
und des Weinbaus, Reiseberichte, Geschichtsthemen (Bauernkrieg, 1848er-Revolu-
tion), Natur- und Umweltschutz oder das Leben am Kaiserstuhl.

Beer versucht in seiner Arbeit die Veranstaltungen in vier Schwerpunktbereiche einzuteilen:
die Atomproblematik, darüber hinausgehende ökologische Bedrohungen, Aspekte der ökologisch
-politischen Widerstandsarbeit (Berichte über die eigene Arbeit und die anderer Gruppen)
und kulturelle Veranstaltungen.31 Der Bereich der Kulturveranstaltungen ist hier weit gefasst.
Er beinhaltet Theater- und Filmabende und Vorträge über die Landesgeschichte oder Fernreisen
, die einen mehr oder weniger engen Bezug zum Widerstand aufweisen. Auch Veranstaltungen
wie Wanderungen oder landwirtschaftliche Themen, die nicht unter die Kategorie „ökologische
Bedrohungen" fallen, gehörten dazu. Versucht man die Programme schematisch zu
durchmustern, empfiehlt es sich deshalb, zumindest die letzten beiden Typen herauszunehmen.
Bei einer Betrachtung der ersten drei Jahre der VHS, in denen ungefähr 300 Veranstaltungen
durchgeführt wurden, nimmt die Kernenergie etwa ein Viertel des Programms in Anspruch, andere
ökologische Bedrohungen rund 10 %, die Widerstandsarbeit etwa 20 % und die Landwirtschaft
5 %, womit fast die Hälfte des Programms kulturelle Veranstaltungen wären. Betrachtet
man nur die Zeit der Platzbesetzung, liegt vor allem die Zahl der kultur- und land-
wirtschaftsbezogenen Themen deutlich höher. In den folgenden Jahren nimmt nicht nur die
Zahl der Veranstaltungen insgesamt stetig ab, sondern auch der Anteil der Kernkraft. Informationsveranstaltungen
über die eigene Arbeit verlieren nach dem Mannheimer Urteil ebenfalls
an Bedeutung. Da auch kulturelle Veranstaltungen zurückgehen, gewinnen vor allem
Umweltschutzthemen und Wanderungen an Bedeutung. Für die Zeit ab Herbst 1976 sind regionale
Unterschiede der ausgeweiteten Volkshochschularbeit zu beachten. Während sich kulturelle
Veranstaltungen am Kaiserstuhl konzentrieren, spielen Informationsveranstaltungen im
Markgräflerland und in Freiburg eine größere Rolle. Trotz dieser Unterschiede besitzt das Programm
aber überall große Vielfalt; die Veranstaltungen des 30. und 31. Programms (November
1977 bis Januar 1978) umfassen beispielsweise Themen wie:

„Unseri landslit in Tovar" - „Kein Atomkraftwerk mit unserem Geld" Stromzahlungsboykott als neue
Form des gewaltfreien Widerstandes gegen Atomkraftwerke - Die Idee des Fortschritts: Das Beispiel der
Atomenergie - Die Kaiserstühler Auswanderung auf den Balkan im 18. Jahrhundert - Kaiserstühler Advent
: musikalische Darbietungen, Texte, Gedichte - Buchvorstellung „Erdchroniken" - Anti-Atom-Kabarett
des Frankfurter Karl-Knapp-Chaos-Theaters - Indianer im Film - Der Atomstaat: Wohin steuern
Wissenschaft und Gesellschaft? - Lieder und Volksmusik aus der Bretagne — Fessenheim, eine Bedrohung
für unsere Region ?

Ähnlich breit ist auch die Palette der Referenten gefächert: Professoren, Politiker, Winzer,
Handwerker und Hausfrauen stellten sich dem Publikum. Besonders in der Anfangszeit bildeten
Studenten der Naturwissenschaften in höheren Semestern eine beträchtliche Fraktion. Die
meisten Veranstaltungen der VHS Wyhler Wald waren als Referentenvorträge mit anschließender
Diskussion konzipiert. Als besondere Veranstaltungsformen kamen Exkursionen und Feiern
hinzu. Trotz dieser konventionellen Konstellation des Frontal Unterrichts wird immer wieder
auf das besondere Verhältnis zwischen Referenten und Zuhörern verwiesen, das eben kein
Lehrer-Schüler-Verhältnis darstelle, sondern dialogisch und auch austauschbar sei. Sprachen
zunächst meist Bewohner der Oberrheinregion, kamen die Referenten, darunter Namen wie
Petra Kelly oder Robert Jungk, später aus dem gesamten Bundesgebiet und sogar aus dem Ausland
. Viele der Dozenten blieben der VHS treu und tauchen mehrfach in den Programmen auf.

31 Vgl. zu dieser Einteilung Beer (wie Anm. 24), S. 97-105.

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