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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 224
(PDF, 48 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2005/0224
wurde ein Karnevalskomitee gegründet, um die Fastnacht oder besser den Karneval/Carnaval neu zu beleben
, was von der Stadt durch Fördermittel unterstützt wurde. In den Folgejahren organisierten die Mitglieder
mit großem Elan Fastnachtsumzüge, die bis zu 150.000 Besucher anzogen. Prinz Karneval stand
im Mittelpunkt. In den 1960er- und 1970er- Jahren hatten die Majorettengruppen großen Zulauf. 1975
wurde eine in der Mülhauser Geschichte verankerte Figur, der Klappry, geschaffen, offensichtlich dem
Freiburger Flecklehäs nachempfunden. Er hielt sich aber nicht lange und wurde vom Mülhüser Waggis
abgelöst, der den Basler Einfluss nicht verleugnen kann. Für die Gegenwart konstatiert Caroline Büffet
eine Krise des Mülhauser Karnevals, die sie teilweise auf die leeren Kassen der Kommune zurückführt.
Die Autoren der beiden Beiträge über das Elsass schreiben in französischer Sprache. Eine kurze Zusammenfassung
der Kernaussagen auf Deutsch ist in einem Kästchen beigefügt. Entsprechend werden die Ergebnisse
der 15 deutschsprachigen Aufsätze in Französisch wiedergegeben. In kompletter Übersetzung
erscheint das Vorwort von Markus Moehring, dem Leiter des Museums am Burghof in Lörrach. Sein Haus
bot 2005 die zentrale Ausstellung des trinationalen Kulturprojekts „Verrückte Regio en folie".

Renate Liessem-Breinlinger

Frühformen von Stiftskirchen in Europa. Funktion und Wandel religiöser Gemeinschaften vom 6. bis zum
Ende des 11. Jahrhunderts. Festgabe für Dieter Mertens zum 65. Geburtstag. Hg. von Sönke Lorenz und
Thomas Zotz (Schriften zur südwestdeutschen Landeskunde 54). DRW-Verlag Weinbrenner, Leinfelden-
Echterdingen 2005. 424 S., einzelne Planskizzen, 2 Abb., gebunden.

Kloster und Stift - hier Kleriker, Kanoniker oder Chorherren, dort Mönche. Seit der Karolingerzeit wird
klar zwischen diesen beiden Typen religiöser Gemeinschaften unterschieden: Armutsgelübde und Weltabgeschiedenheit
bei den Mönchen, Offenheit und Aufgaben gegenüber der Welt bei den Klerikern, die
sich an einer Stiftskirche versammelten, um ein geistliches Leben zu führen. Bischof Chrodegang von
Metz beschrieb diese Struktur im 8. Jahrhundert. Auf der Aachener Reformsynode von 816 wurde die
Definition präzisiert. Stiftskirchen (ecclesiae canonicae, französisch Collegiales) waren Orte für gemeinsames
Chorgebet, feierliche Gottesdienste, Totengedenken und Heiligenverehrung. Der Erforschung
ihrer Frühformen galt 2002 eine Tagung im Schloss Goldrain in Südtirol, an der Mediävisten aus ganz
Westeuropa teilnahmen. Gastgeber war das Südtiroler Kulturinstitut. Sönke Lorenz, Universität Tübingen
, und Thomas Zotz, Universität Freiburg, zeichneten sich für das Programm verantwortlich und edierten
anschließend die Tagungsbeiträge in der Schriftenreihe zur südwestdeutschen Landeskunde.

Das eingangs zitierte Muster zur Unterscheidung von Kloster und Stift lässt sich auf das frühe Mittelalter
nur eingeschränkt anwenden. Zu einer Zeit, in der es schwierig war, zwischen Bischöfen, Äbten und
Politikern zu unterscheiden, flössen auch die Grenzen in der Verfassung von geistlichen Gemeinschaften.
Kirche und weltliche Herrschaft bildeten eine Einheit. Der Weg zur Trennung von Kirche und Welt setzte
erst nach der Jahrtausendwende ein. Die Realität war bunt und vielfältig. Eingedenk dieser Schwierigkeiten
ringen die Autoren den schriftlichen und archäologischen Quellen neue Erkenntnisse ab.

Sönke Lorenz gibt einen Überblick über die Christianisierung des alemannischen Siedlungsraums, die
sich vorwiegend im 7. Jahrhundert unter fränkischer Herrschaft vollzog. Der Autor betont, dass dieser
langwierige Prozess nicht nur von den Bistümern und Klöstern, sondern in starkem Maß von alemannischen
Grundbesitzern getragen wurde. Unter den zahlreichen Klostergründungen des 8. Jahrhunderts
stellt er etliche fest, die im 9. Jahrhundert in Stifte umgewandelt wurden, z.B. das Iren-Kloster Hönau
am Oberrhein. Im Fall von Esslingen, wo Geistliche am Grab des hl. Vitalis in einer cella lebten, oder
Herbrechtingen bei Heidenheim, das um 770 von Abt Fulrad von St. Denis errichtet wurde und Reliquien
des Märtyrers Veranus erhielt, handelte es sich mit großer Wahrscheinlichkeit von Anfang an um Klerikergemeinschaften
.

Helmut Maurer ist mit einer ergiebigen Detailstudie vertreten. Er untersucht ländliche Klerikergemeinschaften
an thurgauischen Kirchen: Aadorf, Stammheim und Jonschwil, die zum Einflussbereich des
Klosters St. Gallen gehörten und bald nach der Gründung im Kloster aufgingen, dann Salmsach bei Ror-
schach und Bischofszell, die dem Bistum Konstanz zuzuordnen sind und als Kanonikerstifte fast ein Jahrtausend
überdauerten. In Aadorf wurde 886 eine Klerikergemeinschaft mit der Betreuung der Begräbnisstätte
der Stifterfamilie der Udalrichinger betraut. Die Kleriker von Bischofszell verbreiteten die Verehrung
des hl. Pelagius, dessen Reliquien aus Rom in die Konstanzer Bischofskirche verbracht worden
waren. Die Salmsacher Gemeinschaft wurde bald nach der Gründung an die Konstanzer Pfarrkirche St.
Stephan verlegt und existierte dort vereinigt mit dem Domkapitel weiter bis 1807. Auch für Schienen im

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