http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2005/0245
ansichten hat der Jurist Hans Georg Wehrens vorgelegt. Äußerer Anlass für das Erscheinen war für Wehrens
„das Jubiläumsjahr 2004", insofern die älteste Freiburg-Darstellung in Gregor Reischs Margarita
Philosophica in diesem Jahr fünfhundert Jahre alt geworden ist.
Hauptthemen der Darstellung sind daher auch Freiburg in der Margarita Philosophica (1504) sowie
die darauffolgenden Zeugnisse in der Cosmographia von Sebastian Münster (1549), die Kupferstiche des
Gregorius Sickinger (1589), Freiburg im Thesaurus Philosophicus (1623) und der „Topographie" von
Matthäus Merian (1644). Ein Kapitel befasst sich mit der Tabula Peutingeriana, und eine katalogartige
Übersicht mit 66 Einträgen sowie zusätzlichem Material ergänzt die Darstellung. Das durchgängig mehrfarbig
gedruckte Buch bleibt - anders als es der bescheidene Untertitel vermuten lässt - keineswegs auf
druckgraphische Werke beschränkt; auch Zeichnungen (z.B. S. 10, 134, 142 und 162), Wand- (S. 33) und
Glasmalerei (S. 14) finden Berücksichtigung. Damit ist eine der Stärken des Bandes angesprochen: Die
Ausführungen beziehen die Kontexte der jeweiligen Stadtansichten mit ein. Exkurse führen in jedem der
sieben Hauptkapitel dort angesprochene Fragestellungen aus und regen zu weiterer Lektüre oder schlicht
zum Weiterdenken an. Ein anderer Vorzug besteht darin, dass es Wehrens versteht, Ergebnisse der Forschungsliteratur
zusammenzufassen und für ein Publikum außerhalb der Fachwelt gut verständlich wiederzugeben
. Dabei hält er sich an den redlichen Grundsatz wissenschaftlicher Literatur, die Quellen seiner
Ausführungen zu benennen. Auch sind aktuelle Neuerscheinungen und unveröffentlichtes Material
wie etwa eine ungedruckte Magisterarbeit über den Weinbau in Freiburg (S. 51) berücksichtigt. So kann
der Band durch seine Sprache, durch die ansprechende Aufmachung und die sorgfältige Literaturauswertung
auch schwerer zugängliche Themen und schwer erreichbare Literatur für interessierte Laien hervorragend
vermitteln.
Neben diesen Stärken des schönen Bandes fallen die wenigen Schwächen kaum ins Gewicht: So wären
die vielen Fehler im lateinischen Text über den Regen aus der Margarita Philosophica zu vermeiden gewesen
(Versuch der Transkription S. 22): Die zurecht als fraglich markierte Lesart „Guttatim vo?" liest
sich, wie die Abbildung des Druckes (S. 25) zeigt, eindeutig als „Guttatim vero", verbessere außerdem
„perenit" zu „pervenit", die Fehllesung „gnonu?" steht für die richtige Form „que nonumquam", anstelle
von „verminum" lies „vermium", „cooperanti bus" ist ein Wort. Der fachkundigen Übersetzerin des Textes
hätte dies vielleicht auffallen können. Daneben bleibt zu fragen, warum soviel Mühe darauf verwendet
wurde zu erklären, dass auf einer spätantiken Karte des vierten Jahrhunderts die hochmittelalterliche
Stadtgründung Freiburg nicht eingetragen ist. Die Entscheidung, dieser schlichten Überlegung den Rang
eines eigenen Kapitels einzuräumen, verleiht dem kleinen Schönheitsfehler zusätzliches Gewicht.
Dagegen ist die auch drucktechnisch gut ausgeführte Ausstattung des fest gebundenen Bandes und seiner
beigegebenen Faltkarten zu loben. Eine Karte davon sei besonders hervorgehoben. Es ist die aufgrund
der modernen Straßenführung und Topographie nach dem Entwurf von Wehrens umgesetzte Lokalisierung
der sechzig Gebäude, Straßen und Plätze aus den Sickinger-Ansichten von 1589. Sie ist in dem Band
gleich zweimal (im Text, S. 72f., und als lose Beilage) enthalten. Der schöne Band wird, auch angesichts
seines moderaten Preises, zweifellos dazu beitragen, das Interesse an der Geschichte der Stadt und besonders
an ihren bildlichen Darstellungen wach zu halten oder neu zu wecken. Johannes Mangei
245
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2005/0245