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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 48
(PDF, 44 MB)
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etliche Gulden, denn pro Saum (etwa 80 Maß ä 1,65 l)33 waren zwei Maß in Geld für den herrschaftlichen
Säckel abzugeben. Die Obrigkeit ließ auch immer wieder Maß und Gewicht kontrollieren
und die Fässer überprüfen.

Es war eine unruhige Zeit, in der Egid von Fahnenberg die Herrschaft übernommen hatte.
Ständig kam es zu irgendwelchen Querelen, zunächst als Kaiser Joseph II. Klöster aufhob und
Wallfahrten sowie Flurprozessionen verbot. Kapellen wie die Lorettokapelle auf dem Eichberg
wurden abgerissen, die Predigten veränderten sich - ganz im Sinne des Kaisers - unter dem
nüchternen Wessenbergianismus. Es wundert nicht, dass es einige Jahrzehnte später zu einer
Umkehr kam; die große Volksfrömmigkeit ließ viele Kapellen und auch so manche Wallfahrt
wieder erstehen.

Im Volk gärte es auch noch aus anderen Gründen: Jenseits des Rheins brach 1789 die Französische
Revolution aus und einige Jahre später der Krieg. Die Nähe zu Frankreich machte sich
negativ bemerkbar, ständig zogen Soldaten durch den Talgang, plünderten und ließen sich die
besten Speisen in den Wirtshäusern auftischen, während sich die Bevölkerung von Kartoffeln
und Haferbrot ernähren musste. Egid von Fahnenberg kümmerte dies wenig, er lebte weit entfernt
von allen Schwierigkeiten in Wien und zeigte, anders als sein Sohn Karl, der 1813 die
Pfandschaft übernahm, wenig Verständnis für die Sorgen seiner Untertanen. Als 1799 die
Reben am Kaiserstuhl erfroren, war Egid nicht bereit, den Untertanen einen Nachlass bei der
Abgabe des Steuerweins zu gewähren. Die Bewohner des Talgangs sollten im nächsten Jahr
entweder die doppelte Menge Wein abliefern oder sofort eine Entschädigung von 10 Gulden
pro Saum bezahlen.34 Wie haben wohl die Oberbergener auf diese Hartherzigkeit reagiert, in
den ohnehin schwierigen Jahren? Bald neigte sich die Herrschaft der Adligen und Fürsten in
Vorderösterreich ihrem Ende zu. Mit dem Jahr 1806 begann eine andere Zeit: Der Breisgau
wurde badisch und erhielt mit dem Großherzog eine neue Obrigkeit, in der es keine Leibeigenen
, keine Frondienste und keinen Todfall mehr gab - aber natürlich Steuern.

Ein Blick ins Leben der Kellersippe im Jahr 1760

Das Jahr 1760 haben die Einwohner Oberbergens sicher nicht so schnell vergessen, denn in
diesem Jahr wurde auf Anordnung von Maria Theresia, Erzherzogin von Österreich, ein neues
Steuersystem eingeführt.35 In vielen Gemeinden kam es deshalb zu Widerstand und Aufruhr,
da alle Äcker, Reben und Weiden genauestens anzugeben waren und neu eingeschätzt wurden
- selten zum Vorteil, häufiger zum Schaden der Besitzer. Dabei wollte die Erzherzogin eigentlich
mehr Gerechtigkeit für die bäuerliche Bevölkerung erreichen, denn von nun an mussten
auch die bisher von Steuern befreiten Adligen und Geistlichen ihren Beitrag leisten. Daher hatte
die Herrschaft jetzt auch die so genannte Dominikaisteuer (herrschaftliche Steuer) von ihrem
Grundbesitz zu bezahlen, für den gemeinen Saltzkasten fiel diese Steuer an, ebenso für das gemeine
Würdtshaus, die Stube. Noch immer gab es kein Gasthaus mit Schildgerechtigkeit. Dabei
hatte sich Oberbergen inzwischen zu einem großen Dorf entwickelt mit zahlreichen Handwerkern
, darunter Weber, Schneider, Maurer, Schuster, drei Müller und Küfer, sowie einem
Chirurgen, wie aus der neuen Steuertabelle hervorgeht. Unter dieser anspruchsvollen Bezeichnung
ist ein Bader zu verstehen, der Schröpfköpfe setzte, Zähne zog und kleinere Verletzungen
behandelte. Für die Verwaltung des Dorfes war der Vogt Gervasius Burcket zuständig. Vor
Gericht wurden Eheverträge, Testamente und Kontrakte zur Altersversorgung aufgesetzt, der
Kauf, Tausch und Verkauf von Grundstücken festgehalten und kleinere Vergehen bestraft.

33 Ursula Huggle/Norbert Ohler: Maße, Gewichte und Münzen. Historische Angaben zum Breisgau und zu angrenzenden
Gebieten. Bühl/Baden 1998, S. 30; StadtAF, B4 Nr. 484, Fassions-Tabellen auswärtiger Orte und
Herrschaften, 1760.

34 Galli (wie Anm. 31), S. 122. Dort auch zur Beurteilung des Freiherrn.

35 StadtAF, B4 Nr. 484. Fassions-Tabellen auswärtiger Orte und Herrschaften, 1760.

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